Wer ist Schuld an der Krise der CDU? - Schäubles Ablenkungsmanöver

Wolfgang Schäuble gibt in einem Interview zu verstehen: Angela Merkel trägt eine Mitverantwortung dafür, dass die Union im Wahlkampf nicht punktet. Es ist eine elegante Methode, um eigene Versäumnisse in den Hintergrund zu rücken. In der Kandidatenfrage agierte er nämlich gegen die eigene Basis.

Alexander Marguier

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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Wolfgang Schäuble hat soeben dem Tagesspiegel ein Interview gegeben, das aufhorchen lässt. Nun kann man sagen, das sei eigentlich immer der Fall, wenn der Bundestagspräsident sich zu Wort meldet – tatsächlich ist Schäuble eher kein Mann für nichtssagende Floskeln. Aber diesmal geht es (auch) um den laufenden Bundestagswahlkampf, der gelinde gesagt eher unglücklich verläuft. Zumindest aus Sicht der CDU. Und Wolfgang Schäuble, der seine Partei seit 1972 im Bundestag vertritt, ist so etwas wie der Grandseigneur der Christdemokraten. Man höre also genau hin.

„Angela Merkel ging 2018 ein Risiko ein, als sie vom Amt der Parteichefin zurücktrat“, so der 79-Jährige. Er sei „fest davon überzeugt, dass beides in eine Hand gehört: Parteivorsitz und Kanzleramt. Das war jetzt über fast drei Jahre nicht der Fall, und deshalb gibt es auch keinen Amtsbonus.“ Vielmehr sei das Gegenteil eingetreten: „Der CDU-Vorsitzende und Kanzlerkandidat steht neben der langjährigen erfolgreichen Bundeskanzlerin. Er kann nicht sagen, ,wir machen alles neu‘, kann aber zugleich auch nicht sagen, ,wir machen einfach weiter so‘“. Das sei „jetzt nach 16 Jahren Kanzlerschaft von Angela Merkel ein Problem für meine Partei“. Soweit Wolfgang Schäuble im Tagesspiegel.

Die Schuldfrage

Wer trägt also die Schuld an der aktuellen Misere der Christdemokraten, die sich nach einer absehbaren Wahlschlappe von CDU und CSU zu einer dauerhaften Marginalisierung der beiden Schwesterparteien verfestigen könnte? Den Worten Schäubles zufolge niemand anderes als die Bundeskanzlerin selbst. Denn nach Annegret Kramp-Karrenbauers Wahl an die Parteispitze der CDU hätte der Logik des Interviews zufolge auch ein Wechsel an der Regierungsspitze stattfinden müssen. Doch nichts dergleichen geschah. Oder Merkel hätte eben Parteivorsitzende bleiben sollen – was aber an der jetzigen misslichen Situation auch nichts geändert hätte (es sei denn, sie wäre ein weiteres Mal als Kanzlerkandidatin angetreten). Es geht Schäuble ja, wie er selbst sagt, um den „Amtsbonus“.

Die erste praktische Frage, die sich aus Schäubles Einlassung ergibt, lautet wie folgt: Hätte die SPD als kleinerer Koalitionspartner eine Auswechselung im Kanzleramt von Angela Merkel zugunsten von (nach damaligem Stand) Annegret Kramp-Karrenbauer überhaupt mitgemacht? Wohl eher nicht, denn warum sollten ausgerechnet die Sozialdemokraten Hilfestellung dabei leisten, wenn sich die politische Konkurrenz vorausschauend in eine gute Position für die Bundestagswahl bringt, indem sie der Kanzlerkandidatin in spe einen Amtsbonus verschafft? Die SPD wusste schon 2018 sehr genau, dass es der Union sehr schwer fallen würde, den Machtübergang für die Nach-Merkel-Ära zu organisieren. Genau so ist es gekommen.

Die zweite Frage: Selbst wenn Merkel ihren Stuhl im Kanzleramt für die frisch zur Parteivorsitzenden gewählte Kramp-Karrenbauer erfolgreich geräumt hätte – wie wäre dann wohl jene Thüringer Episode für sie ausgegangen, die sie bekanntlich nicht in den Griff bekam und deshalb auf das Amt als CDU-Chefin nach gut einem Jahr schon wieder verzichtete (nur die Pandemie sorgte dafür, dass AKK bis Januar dieses Jahres in dieser Position blieb)? Schwer zu sagen, und ohnehin sind solche Überlegungen müßig. Weil, wie erwähnt: Die SPD hätte sich einer Kanzlerinnen-Auswechslung ohnehin verweigert. Und die Große Koalition platzen zu lassen, daran hatte auch Union kein Interesse.

Ein Ablenkungsmanöver

Bei Lichte besehen scheinen Schäubles Interview-Einlassungen also nichts anderes als ein Ablenkungsmanöver zu sein. Denn er war es, der maßgeblich dafür gesorgt hat, dass Armin Laschet als gemeinsamer Kanzlerkandidat von CDU und CSU durchgedrückt wurde. Die Kür des richtigen Kandidaten war für die Union angesichts der strukturellen Probleme eines Machtübergangs das allesentscheidende Kriterium.

Und es gab ja zunächst auch gute Gründe für Laschet: Als Ministerpräsident von NRW brachte er eine Art „kleinen Amtsbonus“ mit ins Rennen, zudem galt und gilt er als Integrator. Aber die Rückmeldungen von der Parteibasis und auch aus der Bundestagsfraktion zeigten in eine ganz andere Richtung, nämlich auf Markus Söder. Schäuble selbst hatte ja ursprünglich keineswegs Armin Laschet favorisiert, sondern Friedrich Merz.

Ob Markus Söder als Kanzlerkandidat besser reüssiert hätte, das wissen nur die Götter. Andererseits: Viel schlechter wäre es mit dem Bayern wohl kaum gelaufen angesichts der Tatsache, dass es in vielen CDU-Wahlkreisen als kontraproduktiv gilt, Plakate mit dem Porträt Laschets aufzuhängen.

Wolfgang Schäuble aber war es, der einen Kandidaten Söder auf Biegen und Brechen verhindern wollte, weil er fürchtete, dieser werde sich die CDU so unterwerfen wie es Sebastian Kurz mit der ÖVP in Österreich gemacht hatte. Schäuble, so heißt es, habe in CDU-Gremiensitzungen sogar ausdrücklich dafür plädiert, eher eine Wahlniederlage in Kauf zu nehmen als den Durchmarsch des bayerischen Ministerpräsidenten zu riskieren.

Warum Schäuble Mitverantwortung trägt 

Einmal ganz davon abgesehen, dass Schäuble sich (von sibyllinischen Andeutungen abgesehen) nicht getraut hat, der Kanzlerin während der sogenannten Flüchtlingskrise in den Arm zu fallen, trägt er eine ganz erhebliche Mitverantwortung für die jetzige Misere seiner Partei. Das Tagesspiegel-Interview will von entscheidenden Versäumnissen des amtierenden Bundestagspräsidenten zwar ablenken, aber zumindest in der CDU dürften ihm damit nicht allzu viele Mitglieder auf den Leim gehen. 

Zur nächsten Bundestagswahl tritt Wolfgang Schäuble in seinem mittelbadischen Wahlkreis noch einmal an – zum vierzehnten Mal will es das Direktmandat erringen. Wahrscheinlich gelingt ihm das auch. Dennoch entsteht der Eindruck, dass er inzwischen eher das Problem ist und nicht die Lösung.

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Klaus Funke | So., 19. September 2021 - 18:11

Er ist der moderne Tartüffe. Seine ganze politische Karriere ist von solchen Manövern geprägt.

Christa Wallau | Mo., 20. September 2021 - 09:38

Antwort auf von Klaus Funke

Als Mensch mit derart langer politischer Erfahrung hätte ich von ihm mehr erwartet als das Angepaßtsein an die Lage u. an Merkel, das er permanent vorgeführt hat.
Wenn es um wichtigste Weichenstellung ging, schlich Schäuble sich am Ende weg! Dabei redete er immer im Duktus eines Philosophen.
Er ist der Prototyp des CDU-lers, welcher diese Partei - an Merkel klebend - in die Bedeutungslosigkeit geführt hat.
Nur ein einziges Mal ist er nach der Wende u. der Wiedervereinigung groß aufgetreten und hat - entscheidend - eine Abstimmung beeinflußt: Als er in einer hoch-emotionalen Rede für Berlin als Bundeshauptstadt plädierte!
Dies hätte er allerdings m. E. besser gelassen; denn letztlich hat sich die Entscheidung für Berlin als Fehler erwiesen. Ich war damals auch für Berlin, aber nach allem, was sich dort seitdem abgespielt hat, wäre es weitaus vernünftiger u. billiger gewesen, wenn Bonn der Regierungssitz geblieben wäre u. nur der Bundespräsident in Berlin seinen Sitz genommen hätte.

Günter Johannsen | So., 19. September 2021 - 18:30

Obwohl Wolfgang Schäuble eine Mitschuld trägt an der (evt.?) Wahlmisere, weil er Söder verhindert hat, ist doch letztlich die Hauptschuldige die Kanzlerin A. Merkel. Sie hat in 16 Jahren Nach-Links-Modernisieren die CDU bis zur Unkenntlichkeit ihres Charakters und ihrer Werte beraubt. Das ist MEINE Überzeugung! Eine CDU/CSU wird meiner Meinung nach nur zur alten Stärke zurückfinden, wenn sie die politischen Verirrungen Merkels rückgängig macht!
Konservativ ist nun mal: "Den Geist löscht nicht aus. Prophetische Rede verachtet nicht.
Prüft aber alles und das Gute behaltet. Meidet das Böse in jeder Gestalt.(1.Thessalonicher 5,20)

Sie hat in 16 Jahren Nach-Links-Modernisieren die CDU bis zur Unkenntlichkeit entkernt: ihres Charakters und ihrer Werte beraubt. Das ist MEINE Überzeugung!

Ist wohl Lichtjahre von der Realität entfernt. Oder hat der von Ihnen gefühlte Linkskurs der CDU der AfD etwa bedeutenden Zuspruch beschert?

Im Gegenteil: Sie hat in den letzten Wahlen verloren, in BW und RLP ein gutes Drittel ihrer Stimmen.

Die Rollen sind ziemlich klar verteilt: Die Union besetzt die Mitte, die FDP in Teilen Positionen der AfD - allerdings gepflegter und ohne den ganzen völkisch-nationalen Blödsinn -und die AfD selbst bedient die 12 bis vielleicht 15 Prozent der dem Rechtsextremismus geneigten Wähler.

Um Letztere soll die Union mit der AfD konkurrieren, und dafür die Mitte vernachlässigen?

Das wäre ja garantierter Parteien-Suizid.

Ann-Kathrin Grönhall | Mo., 20. September 2021 - 09:56

Antwort auf von Gerhard Lenz

Lichtjahre von der Realität ist nur jemand entfernt der von einem "gefühlten" Linkskurs der CDU redet.

Die CDU war bis Merkel eine rechtskonservative Partei und nun ist sie weder das noch die Mitte. Sie ist durch ihren definitiven !! Linksrutsch weder Fisch noch Fleisch.
Warum sollte man sie wählen.

Man kann es wohl eine unverschämte Lüge nennen die nur auf dem Mist von jemand gewachsen sein kann der mit dem Linksextremismus liebäugelt, dass alle Wähler der AFD dem Rechtsextremismus zugeneigt wären.
Der überwiegende Teil der AFD-Wähler wählt diese Partei weil die CDU ihren Markenkern, den Rechtskonservatismus, abgegeben hat.

Gerhard Schwedes | Mo., 20. September 2021 - 19:01

Antwort auf von Gerhard Lenz

Sehr verehrter Herr L! Nach Ihrer Meinung bin ich einer dem Rechtsextremismus geneigter Wähler. Nun gut! Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Ich möchte allerdings noch nebenbei bemerken, dass ich noch keine einzige Sekunde in meines Lebens dem Rechtsextremismus zugeneigt war. Sehr häufig habe ich sogar die Grünen gewählt. Wenn ich mir allerdings die Wüstenei ansehe, die diese Kanzlerin angerichtet hat, und die von den Grünen - studiert man einmal deren Wahlprogramm - noch potenziert werden soll, so bleibt mir gar nichts anderes übrig, als die Blauen zu wählen, die immerhin all jene Themen benennen, die in Deutschland schon lange nicht mehr im Lot sind. Ich muss diese Verheerungen nicht im Einzelnen benennen, weil sie inzwischen jedes aufgeweckte Schulkind aufzählen kann. Noch ein Lieblingssatz zum Schluss: Von Dänemark lernen, heißt siegen lernen. Und denken Sie mal hin, Dänemark wird von den Sozialdemokraten regiert.

... heißt siegen lernen.
Schöner Satz und ich ergänze Schweden als Vorbild gehört auch dazu.
Schweden bei der Case fatility rate of Covid 19 aktuell bei 1,29 %, Deutschland hingegen 2,24%.
Die Originaldaten der Johns Hopkins University auf ourworldindata sind zur guten Anschauung auch als Charts (Kurvendiagramme über die Zeit) sehr gut einsehbar.

Herr Johannsen, Sie müssten es doch besser wissen?
Denken Sie die "sogenannte soz. Wende" auf den Alexanderplatz in Berlin 1989, eingeleitet(e Wende) durch die roten Bonzen, die 40 Jahre lang wie die CDU/CSU & SPD (die sind schneller) kaserniert & abgewirtschaftet haben.

Nicht Adolf, Ulbricht, Erich oder Angela halten das/die Systeme als Kapitän am laufen, sondern es ist die erste, zweite & dritte Reihe der Säulen der Macht, all jene Offiziere,
die im Gehorsam eines Dieterich Heßling
ohne "Wenn & Aber" 1000%-ig zum Führer(-in) stehen, Applaudieren & Heil dir rufen oder denken. Sie sind Schwert & Schild des Imperiums.
Und diese Nationale-Front-Politik bereitet (& wird mir zukünftig) mir trotz Gottvertrauen Unwohlsein, egal wer mit wem auch nach 25.09. Es ist Schussfahrt nach San Remo, aber diesmal mit Mundwinkel nach unten.
Und alle hellen Lichter schaffen nicht einmal 50% des Weges ins Land der Politik, weil Sie ...
So gebt der CDU, was ihr gehört & dem Volk, was dem Volk gehört ;

befassen.
Obwohl Merkel m.E. SPD-Politik durchwinkte, wo es ihr passte, diese evtl. alternativlos verstärkte, ebenso Themen der Linken und Grünen, ich dennoch damit hätte zufrieden sein können, war ich jedoch hellwach, wenn mir das als alternativlos dargestellt wurde.
Das war es mitnichten und als konservative SPD´lerin hatte ich kein Interesse daran, dass eine Kanzlerin mit der REIN rechnerischen linken Mehrheit im Bundestag die eigene Partei evtl. unter Druck setzte, die FDP fast ignorierte, jedenfalls nie schützte in der gemeinsamen Koalition mit ihr, aber auch nicht diejenigen, deren Themen sie fast krasser umsetzte, als diese es forderten, grob.
Die bekamen die Wucht der Kritik zu spüren, während sich Merkel heraushielt aus der öffentlichen Debatte?
Anders bei den Grünen und die Linke "eingemeindet" wurde?
Wollten die Grünen schon immer "federgeführt" die Partei von FfF und Extinction sein?
Die Anrufung "Göttin" ist evtl. "jenseits" politischen Zurechnens, wenn nicht überhaupt?

Ingofrank | So., 19. September 2021 - 18:32

Ich habe so eben im v.g. Artikel von den Klatschhasen der 1. Reihe gesprochen und beschrieben, dass Laschet nicht der einzigste war und ist. Nun kommt einer aus der Deckung, der die Politik Merkels verhindern, od. zumindest abmildern hätte können. Damit meine ich schlicht und ergreifend den Linksruck der CDU und damit das Zulassen der AfD als Partei rechts von der CDU.
Anders gesagt das Konservative ist entsorgt.
Man passte sich dem Linken Zeitgeist an ,und gab auch noch die Positionen der Mitte auf.
Jetzt liegt die Partei programmatisch und personell in Scherben. Wenn die CDU Glück hat und zwar nur dann, kann sie sich in der Opposition erneuern. Bleibt die spannende Frage, mit WEM und mit WELCHER AUSRICHTUNG. Kein Land in Sicht.

Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Gustav Ehlert | So., 19. September 2021 - 18:36

Vollkommen richtig analysiert, lieber Herr Marguier. Dafür muss man Sie direkt beglückwünschen, denn Schäuble wird in anderen (koservativeren) Medien ja merkwürdigerweise nach wie vor sehr gefeiert und geschätzt. Dass die seine Mitschuld an der Misere der Union übersehen bzw. nicht sehen wollen, verwundert schon.

Auch dass er den Hals nicht vollkriegen kann und unbedingt noch einmal antreten musste in seinem Wahlkreis, spricht Bände über diesen alten Mann. Hoffentlich wird die SPD stärkste Kraft, sodass er wenigstens als Bundestagspräsident nicht wiedergewählt werden kann. Wer selbst nicht einsichtig ist, muss eben abgewählt werden.

Gilt im Grunde genauso für Volker Bouffier, der zusammen mit Schäuble Laschet durchgedrückt hat. Ausgerechnet diese beiden Quasi-Rentner haben der Partei ihre Zukunft verbaut. Ironie der Geschichte. Aber solange sich die Basis nicht zur Revolution gegen das Establishment-Präsidium traut, braucht man sie nicht zu bemitleiden...

A. Krüger | Mo., 20. September 2021 - 09:49

Antwort auf von Gustav Ehlert

- das ist offensichtlich der einzige Beruf, in dem man mit 79 Jahren glaubt, noch leistungsfähig zu sein und seinen Arbeitsvertrag bei vollen Bezügen um weitere 4 Jahre verlängern zu können. Auch hier wäre eine Altersbegrenzung dringend erforderlich.

Thomas Hechinger | So., 19. September 2021 - 18:54

Immer wieder einmal brummt der Herr Schäuble aus dem Hintergrund. Dabei trifft er oft den Nerv. Den offenen Kampf auszutragen hat er aber niemals gewagt. Nicht gegen Kohl. Nicht gegen Merkel. Im entscheidenden Moment hat er sich immer unterworfen und den Auftrag ausgeführt. Ein subalterne Persönlichkeit. Und eine Enttäuschung für Menschen wie mich, die ihn einstmals geschätzt haben. Sein größtes Verdienst ist der Einigungsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik. Und sein größtes Debakel die undurchsichtige Schreiber-Spendenaffäre. Das furchtbarste und einschneidendste Ereignis in seinem Leben war sicher das Attentat auf ihn. Wie er sich da wieder herausgekämpft hat, habe ich bewundert. Alles andere danach weniger. 16 Jahre Merkel sind genug, 49 Jahre MdB Schäuble auch. Er hätte nicht mehr antreten sollen.

Gerhard Lenz | So., 19. September 2021 - 19:13

Weil Bundeskanzleramt und Parteivorsitz nicht in einer Hand sind, verliert Laschet an Zustimmung und möglicherweise die Wahl?

Mir scheint eher, in der Union ist bereits die Suche nach passablen Entschuldigungen für eine mögliche Niederlage im Gange. Und da Merkel ja weder in der Politik noch in der Partei nach der Wahl noch eine wesentliche Rolle spielen wird, hat man - wie bequem - schon mal eine Schuldige gefunden!

Es wird dieser Tage reichlich gemutmaßt, wie Laschet in so kurzer Zeit einen signifikanten Umfragevorsprung verspielen konnte. Die Antwort ist einfach: Der Mann steht für nichts, außer für sich selbst.
In Klimafragen, dem angeblich entscheidenden Thema der Wahl, fühlen sich die Wähler bei Grünen besser aufgehoben. Und Scholz wirkt zumindest weitaus seriöser, als der dauergrinsende, konturlose Laschet.

Nein, an der fehlenden Drehung nach "Räächts" liegt es nicht - oder zieht die rechtsextreme AfD etwas in den Umfragen davon?

"der dauergrinsende, konturlose Laschet"
Konturlos? Meinetwegen. Ansichtssache. Dauergrinsend? Sie haben Laschet mit Scholz verwechselt. Kann in der Eile, wenn man in die Tasten haut, schon mal passieren. Ich sehe es Ihnen nach.

Gerhard Lenz | Mo., 20. September 2021 - 09:52

Antwort auf von Thomas Hechinger

Für Maaßen? Für die "konservative Wende" nach Rechtsaussen?
Ach ne, eigentlich nicht. Jedenfalls noch nicht.

Für die Fortsetzung des Merkel-Kurses? Ach ne, eigentlich nicht. Oder doch?

Für Klimaschutz? Klar, aber eigentlich doch nicht, darf ja nichts kosten.

Für Wirtschaftswachstum! Klar, jetzt haben wir es. So wie jeder Politiker der Nachkriegs-BRD, der für eine demokratische Partei zu Wahlen angetreten ist...

Für....

Donnerwetter, jetzt fällt mir nichts mehr ein .

Halt, doch: Für Lockerungen, gegen Einschränkungen durch Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie!

Aber andererseits dann doch wieder nicht...seit Laschet damit letztes Jahr Schiffbruch erlitt.

Für Einhalten der Schuldenbremse! Dass is es. Und Steuersenkungen.

Aber nicht dafür, dass auch mal rechnerisch zu prüfen....

Karl-Heinz Weiß | So., 19. September 2021 - 19:40

Wolfgang Schäuble bleibt sich auch hier treu-seine treffenden Analyse kommt mal wieder zu spät. So war es auch bei der unkontrollierten Grenzöffnung 2015. Und als zentrale Figur der Südwest-CDU hatte er es 2005 nicht vermocht, die seither andauernde tiefe Spaltung dieses Landesverbands zu überwinden. Die Südwest-CDU hat sich seither halbiert, und dass dieses Schicksal auch der Bundes-CDU droht, hat auch mit Wolfgang Schäuble zu tun. Wer zu spät kommt, ……..

Markus Michaelis | So., 19. September 2021 - 22:17

Schäuble machte zwar wie einige andere immer wieder mal kritische Bemerkungen, aber er hat nie ernsthaft in Frage gestellt, dass grundsätzlich größere Dinge schief laufen. Das gilt auch für die ganze CDU. Bei den anderen Parteien bezieht sich die Grundsatzkritik auf Klima und Soziales. Da stimmen eigentlich auch alle möglichen Parteien, Medien, Gruppen, Bürger etc. zu, auch die CDU. Auch menschlich, gerecht und europäisch wollen alle sein.

Diese Sichtweise zweifelt kaum jemand grundsätzlich an und einfach alles etwas maßvoller zu machen, scheint weniger zu überzeugen.

Alle Bürger, die Klima und Soziales auch als Hauptthemen sehen, scheinen weniger als früher überzeugt, dass "Maß und Mitte" die wichtigsten Kriterien zur Umsetzung sind. Alle Bürger, die doch grundlegendere Zweifel an vielen Sichtweisen und Zuständen haben, kommen auch bei der CDU nicht vor, weil sich eigentlich alle (Parteien) einig sind, dass grundsätzlich eben alles sehr gut läuft.

Hubert Sieweke | So., 19. September 2021 - 22:20

abgezeichnet, dass die CDU schweren Zeiten entgegen geht. Merz war der große Favorit, der sicher wesentlich mehr erreicht hätte, als nun Laschet. Er hätte sicher auch die Eskapaden der Fr Merkel kritisiert. Die Basis war für Merz. Aber hinter den Kulissen wurde der führende Merz mit Merkel und JU Hilfe knap geschlagen.
Frau AKK war unfähig und zu Kritik an Merkel unfähig.
Als Merz erneut die Basis hinter sich hatte und auch von Schäuble etc. gefördert wurde, wurde wieder der führende Merz in letzter Sekunde mit Hilfe von Spahn hinter den Kulissen verschoben.
Die Mitglieder haben es mitgemacht. Deshalb musste jetzt die Quittung kommen, über die man 4 Jahre nachdenken kann.
Gegen Merkels teilweise autokratischen Alleingänge hat sich niemand in der CDU gestellt, alle hielten die Klappe, wollten ihre netten Jobs behalten. Augen zu und durch!!
Diese Partei hat komplett abgewirtschaftet, sie war nicht in der Lage, die geringste Kritik an dem Unsinn einer Merkel zu üben. Jobs futsch!!!

Ernst-Günther Konrad | Mo., 20. September 2021 - 07:51

an denen er die CDU immer im Hintergrund bleibend Jahrzehnte geführt hat. Sie haben da eine sehr gute Analyse verfasst Herr Marguier. Leider fehlt aus meiner Sicht ein Absatz. Sie schreiben nicht warum er so handelte. Das liegt für mich auf der Hand. Offen auftreten konnte er nicht, weil der Spendenskandal vor 20 Jahren noch immer wie ein Damoklesschwert über ihm schwebt. Offene Konflikte hätten das Schwert fallen lassen können.
Warum nicht Söder? Auch das ist klar, dann wären die Drähte seiner CDU-Macht schnell durchtrennt worden. Ein Söder duldet keinen neben sich, der die Strippen in der Union zieht. Warum nochmal in den BT? Auch Schäuble kann nicht von der Macht lassen. Unter einer AKK oder eben Laschet hätte er nochmals den BT-Präsidenten geben können. Wenn Laschet aber nicht gewinnt, hat die SPD das Vorschlagsrecht. Schäuble wird niemals im Falle seiner Wahl, sich als einfacher Abgeordneter verdingen. Dem Grandseigneur sind die Strippen gerissen und sie haben sich verknäult.

bis zur Selbstverleugnung loyale Badenser schon seit 20 Jahren nicht mehr richtig in der Hand. Erst wurde er von Kohl als Lehrling behandelt, dann hat Merkel seine Schwachstellen ausgenutzt und ihn eingebunden.
Die Pressekonferenz 2005 nach Ernennung Schäubles als FinMin war ein Meilenstein, als ein NL-Journalist Merkel die Frage stellte, wieso sie denn jemanden, der das Parlament offen angelogen hat (Schreiber etc.) und der möglicherweise einen Meineid leistete, der sogar in Waffenschieber Spenden verwickelt sei, als FINANZMINISTER vorschlägt. Die bezaubernde Kanzler(in) antwortet: "Ich habe dazu nichts zu sagen....!.
Er hat damals an die tollen Jobs gedacht, die ihm und seiner Familie (Strobl, Thomas sein Bruder, seine Tochter bund sogar seine Frau... alle sind prima auf Kosten der D-AG versorgt, mit Renten..)offenstehen und seit dem keine Kritik geäußert. Er war und ist überhaupt nicht der Mensch, der offen kritisiert. Tragische Gestalt. Treten nach unten, buckeln nach oben....

Werner Peters | Mo., 20. September 2021 - 09:20

Die CDU sollte dem alten Trickser endlich klarmachen, dass seine Zeit abgelaufen ist.