
- Wege aus dem Wachkoma
Wie lange kann Deutschland es sich leisten, seine Wirtschaft herunterzufahren? Fakt ist: Je tiefer die Rezession wird, desto mehr leidet auch das Gesundheitssystem. Mit Absolutismen werden am Ende alle verlieren.
In der Verhaltensökonomie gibt es das Phänomen der „sunk cost fallacy“. Dabei geht es darum, dass Menschen dazu neigen, ein Vorhaben unbedingt fortzusetzen, wenn bereits irreversible Kosten entstanden sind. Ein trauriges Beispiel dafür ist der vermurkste Flughafenneubau in Berlin: Wahrscheinlich wäre es deutlich günstiger gewesen, das ganze Projekt zu beenden und an anderer Stelle neu zu beginnen, als vor bald neun Jahren die eklatanten Mängel offenbar wurden. Aber weil man eben schon so viel Zeit und Mühen und Geld in den BER investiert hatte, wird bis heute daran weitergebastelt. Es handelt sich also um ein irrationales Verhalten: Wider besseres Wissen wird der eingeschlagene Weg fortgesetzt, um sich selbst über das eigentliche Scheitern hinwegzutäuschen.
Womit wir bei einem sehr aktuellen Problem wären. Der Frage nämlich, wann und wie das soziale und wirtschaftliche Leben in Deutschland wieder hochgefahren werden soll. Eines steht jedenfalls fest: Der Lock- und Shutdown hat bereits zu immensen Schäden geführt, deren ganzes Ausmaß den meisten Bürgern wahrscheinlich noch nicht ansatzweise klar ist. Wir sprechen von einer Katastrophe für die Bildung wegen der Schulausfälle, wir sprechen von einer weitgehend verschwiegenen Explosion an häuslicher Gewalt. Und wir sprechen von einer bevorstehenden Rezession, bei der völlig unklar ist, ob Deutschland, ob Europa sich überhaupt jemals davon vollständig werden erholen können. Die jetzt schon entstandenen Kosten des Herunterfahrens vitaler Lebensbereiche unserer Gesellschaft sind mithin unermesslich. Dagegen ist der Berliner Flughafen ein Klacks.