
- Die neuen Volksparteien
In Umfragen sind Union und SPD schwach wie nie. Die Ära der Volksparteien sei vorbei, heißt es deswegen oft. Doch der Eindruck drängt sich auf, dass sie ersetzt werden könnten. Und zwar von den Grünen und der AfD. Beide Parteien sind erfolgreich – und ähneln sich mehr, als sie zugeben würden
Der Kollege Christoph Seils hat viele kluge Gedanken zur Politik. Manchmal reichen sie sogar für ein ganzes Buch. Schon vor acht Jahren hat er ein solches geschrieben mit dem Titel „Parteiendämmerung – was kommt nach den Volksparteien?“ Das Ende eben jener „Volksparteien“ prophezeit. Betrachtet man sich nun die Umfragekurven und Wahlergebnisse von CDU und SPD, so muss man festhalten: Seils war weitsichtig. Die CDU/CSU ist im ARD-„Deutschlandtrend“ in der Wählergunst auf 29 Prozent gesunken, das ist der tiefste Wert, der in der Umfrage von Infratest dimap je für die Union gemessen wurde. Die SPD scheint über 18 Prozent nicht mehr hinauszukommen.
Die Frage ist aber: Könnte dieser Blick zu begrenzt sein? Vielleicht ist es ja nur so, dass die beiden Volksparteien CDU und SPD an ein Ende gekommen sind. Vielleicht kommen neue Volksparteien nach diesen Volksparteien, um die Frage des Untertitels im Lichte der Gegenwart zu beantworten. Und dass diese alten nun durch zwei neue, aus sozialen Bewegungen entstandene Parteien ersetzt werden. Konkret: Womöglich sind die Grünen und die AfD die beiden neuen Volksparteien.