Boris Pistorius
Ein Mann räumt auf: Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius / Marin Driguez

Boris Pistorius - Parka statt Stöckelschuhe

Boris Pistorius will die Bundeswehr-Führung austauschen und das Verteidigungsministerium radikal umbauen. In unserer aktuellen Heftausgabe haben wir den neuen Bundesverteidigungsminister porträtiert.

Autoreninfo

Ludger Möllers ist langjähriger Militärexperte und Reporter bei der Schwäbischen Zeitung in Ravensburg. 

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Immerhin, den Kampf um die Bilder hat Boris Pistorius (SPD) schon gewonnen. Es ist der olivgrüne Parka, in dem er sich bei minus zehn Grad in Litauens Kiefernwäldern zeigt – dazu Wollmütze und dicke Handschuhe –, die die Stöckelschuhe seiner Amtsvorgängerin vergessen machen. Der neue Verteidigungsminister ist im neuen Job angekommen, es ist eine Art Kaltstart mit Geländegewinn, wie man militärisch sagen würde. Nur gleichzeitig brennen die anderen Fronten, an denen er eigentlich kämpfen muss, weiterhin lichterloh. Die Bundeswehr hat den Kaltstart noch lange nicht absolviert

Ein Jahr nach Ankündigung der Zeitenwende steht die Bundeswehr schlechter da als je zuvor. Das sagt nicht etwa die Opposition, das sagt die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl (SPD), in ihrem neuen Bericht. Und das sagt auch der Chef des Deutschen Bundeswehrverbands, André Wüstner, der davor warnt, immer mehr Bestände an die Ukraine abzugeben.

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Karl-Heinz Weiß | Mi., 5. April 2023 - 14:23

Die Neuordnung der Personalstruktur ist sicherlich nicht verkehrt. Aber auch einem interessierten Laien ist bewusst, dass eine auf "Befehl und Gehorsam" ausgerichtete Organisation zuallererst ein anderes Leitbild, insbesondere für die Fehlerkultur, braucht. Davor die Hälfte der Führungskräfte auszutauschen ist mit viel Frust und gravierenden Anlaufschwierigkeiten verbunden. Sicherlich waren früher gut motivierte Mitarbeiter verärgert, wenn ihnen von der Berater-Stöckelschuhtruppe der Super-Fehlbesetzung vdL die Welt erklärt wurde. Ob da nun Basta-Politik hilft ? Die Schröder-Prägung des Ministers könnte für einen wirklichen Neuanfang hinderlich sein.

Bettina Jung | Mi., 5. April 2023 - 15:03

ist in dieser Regierungsriege der einzige Lichtblick. Wohltuend diese Besonnenheit - jedenfalls nehme ich in so wahr.

Tomas Poth | Mi., 5. April 2023 - 15:15

Nun wollen wir mal schauen was dem Pistorius alles zugestanden wird, um eine echte Verteidigungsarmee zu strukturieren, zu Lande, zu Wasser und in der Luft.
Auslandseinsätze gehören nicht dazu, es sei denn Blauhelmeinsätze der UN.

Wieviel Zeit wird Pistorius überhaupt haben, schafft die Hampel-Ampel überhaupt die gesetzten 4 Jahre??

Christoph Kuhlmann | Mi., 5. April 2023 - 16:49

A) Kann ja wohl kein benötigtes Material abgegeben werden, bevor der Ersatz nicht wenigstens bestellt ist. B) 20 Milliarden Defizit bei der Munition. Solange die Truppe genug zu essen hat, ist die Munition die absolute Priorität. Sonst können wir uns nämlich sämtliche Kosten sparen. Statt also die 20 Milliarden in langfristige vertraglich fixierte Beschaffungsvorhaben umzusetzen, werden Ausgaben von nachrangiger Bedeutung geplant. Mit Vorlaufzeiten bis zu 30 Jahren. Da werden wieder Goldrandlösungen beschafft und geplant. F35 zum Beispiel, für die atomare Teilhabe. Ein paar Marschflugkörper durch das Torpedorohr abgeschossen sind auch eine atomare Teilhabe. Es gibt Staaten, die benutzen baugleiche U-Boote, um eine atomare Zweitschlagfähigkeit sicherzustellen. Statt erstmal Verträge für fertig entwickelte Waffen aufzusetzen, wird über ein europäisches SDI diskutiert. Dasselbe bei den Drohnen, da bedarf es hunderter größerer und tausende kleinere Drohnen. ...

Sabine Lehmann | Mi., 5. April 2023 - 17:25

Ein harter Hund der Pistorius, zumindest assoziiert man das im Vergleich mit den drei "Gouvernanten" im Vorfeld. Allerdings kommt auch Pistorius nicht gegen Koblenzer u. Berliner Windmühlen an. Denn der Hase im Pfeffer ist nicht unbedingt die Besetzung an der Spitze, sondern der deutsche Regelungswahn darunter, und nicht zu vergessen die ständigen Einmischungen aus Berlin.
Denn wenn die oft gescholtenen Mitarbeiter aus dem Koblenzer Beschaffungsamt aus dem Nähkästchen erzählen, kommt der gemeine Steuerzahler aus dem Staunen nicht heraus. Wer Asterix Hefte kennt u. die Geschichte vom "Haus das verrückte macht", der weiß was ich meine. Da dauert die Beschaffung von Helmen locker mal 10 Jahre, und dann passen sie nicht mal auf jedes Haupt. Nicht bei Asterix, sondern bei uns.
Die Politik hat reagiert. Jetzt gibt es das "Bundeswehrbeschaffungsbeschleunigungsgesetz".....Der Name lässt allerdings vermuten, dass das "Tempo" damit maximal von der Ultrazeitlupe auf normale Zeitlupe beschleunigt.

Richtig erkannt. Es ist der deutsche Regelwahn bei Bundeswehr, Polizei, Schulen u.a. Da gibt es trage Versuche für Bekleidung obwohl andere europäische Staaten diese schon lange angeschafft haben und nutzen. Da werden Waffen,Munition, Laptops u.a. getestet obwohl man nur andere Länder und die Mannschaft mal fragen soll. Doch an was liegt es. Viele hoch studierte Mitarbeiter ohne Praxiserfahrung in solch sensiblen Gebieten. Man lernt auf dem Studium gut auswendig und wird dann auf Mitarbeiter losgelassen. Unfähigkeit bis zum bitteren Ende. Frauen und Migrantenquote, zeigen uns doch die wahren Probleme auf. Die Bundeswehr ist leider nur ein Spiegelbild der Gesellschaft. Nur noch zum Schämen. Gruß aus Franken

Ernst-Günther Konrad | Mi., 5. April 2023 - 20:27

Insofern dürfte Herr Pistorius möglicherweise den richtigen Weg gehen, den Wasserkopf zu schmälern, die Befehl Strukturen zu straffen und vor allem denjenigen, die tatsächlich etwas davon verstehen, allenfalls nach dem Vieraugenprinzip Handlungsspielräume zu geben. Insofern kann seine Personalpolitik durchaus zum Erfolg führen. Das wird sich aber danach richten, wie künftig das zwingend notwendige bestellt, geliefert und verteilt wird. Danach wird er sich messen lassen, ob innerhalb eines Jahres eine deutliche Besserung eintritt oder das nur Theaterdonner war oder gar nur unliebsame Kritiker entfernt wurden. Deshalb räume ich dem Mann durchaus noch Zeit an, den ersten personellen Taten nun welche im Sinne einer ausgerüsteten und wehrhaften BW Taten folgen zu lassen. Deshalb halte ich mich noch zurück, den Mann in den Himmel zu heben oder aber jetzt schon zu kritisieren. Nur eines kann man jetzt schon sagen. Optisch und im Auftreten schlägt er Flinten Uschi und die anderen deutlich.

Brigitte Simon | Mi., 5. April 2023 - 23:37

Ein Vollprofi der neue Verteidigungsminister Pistorius. Endlich ein Mann mit der nötigen Bundeswehrerfahrung. Exakt, solche Männer braucht das Land.

Der dpa gewährte P einen Einblick in seine Vergangenheit bei der Bundeswehr. "Er leistete von 1980 bis 1981 Wehrdienst. War damals Wehrpflichtiger und sollte Fahrer des Gepard-Panzers werden, sagte der scheidende Innenminister. Daraus ist dann nichts geworden, weil der Kommandeur einen neuen Fahrer suchte. Da bin ich Fahrer des Kommandeurs geworden und war danach mehrere Jahre Obergefreiter der Reserve, bis ich dann irgendwann da rausgegangen bin".

In seiner späteren politischen Laufbahn hatte er noch Berührungspunkte zur Bundeswehr etwa über den Katastrophenschutz als Oberbürgermeister. Das paßt zu seiner jetzigen Tätigkeit. Katastrophenschutz für
Deutschland.
Ist P der richtige Mann oder nur ein Selbstdarsteller?

Ich freue mich für die Soldaten. Endlich wieder
strammstehen können vor einem Verteidigungsminister im Kampfanzug.

Sabine Lehmann | Do., 6. April 2023 - 18:01

Pistorius streicht fast die Hälfte aller Stellen im Verteidigungsministerium, immerhin 160 Posten. Offenbar fokussiert er sich dabei auf die Führungsetage, die ordentlich verschlankt wird, damit Entscheidungsprozesse beschleunigt werden können. Darüber hinaus wurden u. werden auch ein paar Köpfe ausgetauscht. Kürzlich erst wurde ein neuer Generalinspekteur des Bundeswehr ernannt, Oberstleutnant Breuer, der zuvor den Corona-Krisenstab im Kanzleramt leiten "durfte". Ob das von Vorteil ist, wird man sehen.
Auf der Leitungsebene wurde erstmal die Staatssekretärin Margaretha Sudhof gefeuert, deren Qualifikation wohl eher ihrer Geschlechtszugehörigkeit geschuldet war, wie so oft. Dann wird es zwei weitere Neuzugänge geben, Alexander Götz u. Roland Börger, die sich bislang anderswo bewährt hätten. Ob Götz als ehem. Arbeitskreisleiter im Kanzleramt für Katastrophenschutz eine gute Wahl ist, bezweifle ich, denn die Lektüre seines BT-Vortrags lässt eher auf einen Diplom-Theoretiker schließen.