Ein Demonstrant bei Pegida
Mann bei Pegida-Demo in Chemnitz: Jammerossis? / picture alliance

Ost und West - Hört auf mit dem Puppenstubengetue!

Zum Tag der Deutschen Einheit und nach Chemnitz ist überall die Opfergeschichte zu hören über zu kurz gekommene, abgehängte Ossis. Gerade das macht die Ostdeutschen so wütend. Mit ihrer Arroganz zerstören die vermeintlichen Eliten die Grundlagen unserer Gesellschaft

Antje Hermenau

Autoreninfo

Antje Hermenau ist Unternehmerin und Koordinatorin des Landeswirtschaftssenats des BVMW in Sachsen. Sie war bis 2015 Mitglied der Grünen und saß für diese bis 2004 im Bundestag, später führte sie Grünen-Fraktion im sächsischen Landtag.

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Im Osten ist ständig was los: Demonstrationen, Trauermärsche, Übergriffe, Schlägereien, Tötungsdelikte…Schrecklich. Unverständlich. Und der Westen nimmt maximalen Abstand dazu ein, als gehöre er nicht dazu. Eine Wochenillustrierte markiert den maximalen zivilisatorischen Abstand zu einem östlichen Bundesland mit drei braunen Lettern am Ende des Namens auf dem Titelbild – in Frakturschrift. Hätten mal besser in der Schule aufpassen sollen, die Intellektuellen aus Hamburg. Dann hätten sie wissen können, dass die Nazis, auf die sie mit dieser Schrifttype hinweisen wollten, die Frakturschrift auf Geheiß Hitlers durch ein Rundschreiben Martin Bormanns als nicht arisch genug abgeschafft hatten. Nun, Wissen könnte ja offenbar schaden beim Meinen. 

Jetzt wird also wieder die Opfergeschichte bemüht: die zu kurz gekommenen Ossis, die Unterprivilegierten, die Abgehängten. Ach ja, und die neunziger Jahre waren ja auch so schwer. Jaja, dieser Kapitalismus – hässliche Sache. Wir leben gut davon, aber wir kritisieren ihn sehr. Genauso, wie wir die Amerikaner heimschickten, auch, wenn das jetzt ein bisschen blöd ist, wenn wir uns selbst verteidigen und für die Waffen bezahlen müssen. Lässt sich ja vielleicht noch einmal drüber reden oder so….

Die Überheblichkeit macht die Leute wütend

Diese Unverbindlichkeit, diese Überheblichkeit, dieses Desinteresse, dieses Puppenstubengetue – das treibt seit Wochen vielen Menschen im Osten die Zornesröte ins Gesicht. Menschen, die sich jahrelang durch sehr unsichere Zeiten hindurchgearbeitet haben, sind Jammerossis? Sie schimpfen auf junge Männer, die jetzt hierherkommen, um besser zu leben anstatt ihr eigenes Land aufzubauen. Mit dieser Kritik weisen sie aber auf das eigene, andere Tun in den neunziger Jahren hin: da bleiben und anpacken. Und natürlich ruft das im Westen bei der Gründergeneration Erinnerungen an die Zeit der fünfziger und sechziger Jahre wach, als vor allem eines angesagt war: arbeiten, um aus dem Dreck herauszukommen.

Natürlich hat das im Osten viele härter gemacht. Was denn sonst? Und natürlich haben Eltern, die sich um das tägliche Überleben neu kümmern mussten, nicht ständig ein Auge auf ihre Kinder und deren Entwicklung haben können. Diese Generation ist jetzt Handwerksmeister, Ingenieur, Arbeiter oder Bauer. Alle können anpacken. Alle wissen, dass der Staat ihnen nicht viel helfen kann. Zurückgezogen hatte er sich ja sowieso schon. 

Keine Nazi-Ossis und Weltbürger-Wessis

Ich habe vergangene Woche eine Diskussion moderiert zwischen Petra Köpping, unter anderem auch Integrationsministerin in Sachsen, und Arye Sharuz Shalicar, ein hochrangiger Regierungsbeamter in Israel, der im Berliner Wedding aufwuchs. Frau Köpping thematisierte, sicher auch aus therapeutischen Gründen, den Opfermythos Ost und die Arbeitsleistung der Menschen im Osten seit der Wende. Herr Shalicar forderte uns alle auf, endlich zu akzeptieren, dass die Juden den Deutschen vergeben haben und diese aus ihrer Angst, das Falsche zu tun, herauskommen sollten. Die Deutschen dürften jetzt wieder normal sein. Alles sei okay. Was aber sollen nun die Menschen tun, die Zeit ihres Lebens ihre Mitbürger in Nazi und Nicht-Nazis eingruppiert haben?

Wir haben nicht hier die Nazi-Ossis und dort die Weltbürger-Wessis. Wir haben überall in Europa, in Ost und West, Sesshafte und Nomaden. Wir haben europäische Eliten, die sich als Weltbürger verstehen, es oft auch in gewisser Weise sind. Machen sie ein bis zehn Prozent der Bevölkerung aus, ist das in einer Gesellschaft gut zu verkraften, ja, sie bereichern die sesshafte Gesellschaft, aus der sie stammen. Wobei wahre Kosmopoliten gerne zurückgezogen sesshaft sind und ihre Kinder auf Privatschulen schicken. Sind es mehr als 20 Prozent, die sich vermeintlich für Weltbürger halten, kommt es bei den anderen Bürgern zu Ressentiments, zu Entwicklungen wie dem Brexit, zu einer italienischen Regierung zwischen di Maio und Salvini oder zu Trauermärschen normaler Bürger, die sich hinter Neonazis aufstellen.

Es geht ans Eingemachte

Warum ist das so? All das sind auch Akte einer tiefen inneren Verzweiflung. Hier geht es gar nicht darum, prinzipiell fremdenfreundlich oder prinzipiell fremdenfeindlich zu sein, die meisten Menschen sind etwas von beidem, je nach Sachlage. Sondern hier geht es um die Frage, ob die Eliten noch die Brüder ihrer nichtelitären Landsleute sind oder nicht. Und dann geht es ans Eingemachte: Versuchen die Weltbürger, ihre Existenzform und Wertvorstellungen den Sesshaften aufzudrücken, rufen sie nicht nur Unmut über die Arroganz dieses Vorgehens hervor, sondern sie zerstören Stück für Stück die Grundlagen der Gesellschaft.

Anders ausgedrückt: Der moderne deutsche Staat wird zusammengehalten vom Rechtsstaat und vom Sozialstaat. Beide sind demokratisch konzipiert und legitimiert. Wird das leichtfertig aufs Spiel gesetzt, zum Beispiel durch eine missglückten Euro-Rettung oder einer unbegrenzten Zuwanderung in den Sozialstaat, dann kündigen viele diesen Konsens auf und ziehen sich auf den tradierten gesellschaftlichen Kitt zurück: Religion und Nation. 

Seid ihr noch unserer Brüder oder Elite?

In allen europäischen Ländern steht die Frage: Seid Ihr noch unsere Brüder in Sprache, Kultur, Region und Identität oder seid Ihr eine Elite, die sich weltweit gleich zu Hause fühlt, wenn es nur WLAN gibt? Das wird in Ost und West in den Gesellschaften thematisiert. Im Osten gewiss in einem raueren Ton. Es gab viele, die aus materiellen Gründen abwanderten und sich in reicheren Gegenden sammelten. Diese Auswanderer waren auch oft gebildet und flexibel. Es sind aber auch viele Gebildete und Flexible geblieben. Sie haben ihre Heimat nicht verlassen, obwohl sie anderenorts mehr hätten verdienen können. Sie sind im Osten geblieben und haben etwas aufgebaut. Das ist ihnen auch viel wert.

Im Osten kennen Menschen über 45 die Gefühlswelt, wenn alles ruckartig und vollständig zusammenbricht, was einmal innerer und äußerer Rahmen des eigenen Lebens war – und mag es ein armseliges gewesen sein. Es gab einen Schießbefehl. Wir haben ihn verachtet und wurden nicht erschossen. Im Osten gibt es die flächendeckende Erfahrung, dass auch die Diktatur nicht in der Lage war, uns aufzuhalten oder zu töten, wenn viele gleichzeitig entschlossen waren, etwas zu ändern. Womit also will die links-liberal ideologisierte Demokratie drohen, damit die Ostdeutschen sich an „die Regeln“ halten? Mit einem Illustriertencover, das nicht in „Schwabacher Judenlettern“, sondern in historisch frischem nationalsozialistischen Antiqua gedruckt wird?

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ingrid dietz | Mi., 3. Oktober 2018 - 17:35

ist das Unwort des Jahres 2018 !

Klaus Schmid | Mi., 3. Oktober 2018 - 18:13

Hört doch ganz einfach mit dem ganzen Deutsche-Einheit-Getue auf: Alle Alt-Parteien können es doch gar nicht erwarten dass dieses Deutschland aufhört zu existieren.

Fritz Gessler | Mi., 3. Oktober 2018 - 18:51

leider nur leeres drumherumgerede: die autorin macht genau das, was sie den 'wessi-eliten' vorwirft: auf pseudo-wütend getrimmte puppenstubengetue. was die menschen in ost & west-deutschland wütend macht, ist doch ganz was andres: die von regierungsseite eingepeitschte zwangsaufnahme von über 2 millionen durch&durch integrationswilligen soazialmigranten aus dem nahen bis mittleren osten seit 2015.
dieser 'weisse elefant im raum' wird peinlichst totgeschwiegen - obwohl er schon mächtig vielen auf die füsse tritt.

Das sehen Sie leider zu einfach, Herr Gessler. Der Artikel trifft den Nagel genau auf den Kopf. Das kann ich, als daheim gebliebener Ossi so voll und ganz unterschreiben. Dieser Sachverhalt existiert genau seit der Wende, seitdem der Osten von teilweise zwangsversetzten, Westpolitikern und -beamten bevormundet wird. Die West-Netzwerke sind im Osten immer noch aktiv.
Seit 2015 kommt das von Ihnen beschriebene Problem dazu.

Friedrich Detlef Plasan | Mi., 3. Oktober 2018 - 19:35

Zorn kann manchmal ein sehr guter Helfer bei der Formulierung eines sachlichen Artikels sein. Antje Hermenau hat nicht nur e i n e n Nagel auf den Kopf getroffen. Ein herausragender Beitrag - passend zum Tag und zur derzeitigen Krise. Danke.

Monika Funk | Mi., 3. Oktober 2018 - 19:55

Danke! Das sagt eine Ossi am Tag der Deutschen Einheit, die seit zwanzig Jahren glücklich mit einem Wessi verheiratet ist, tolle Kollegen im Westen hat und noch immer gerne im Osten ist, Urlaub macht und Freunde besucht.

Klaus Damert | Mi., 3. Oktober 2018 - 19:57

"Womit also will die links-liberal ideologisierte Demokratie drohen, damit die Ostdeutschen sich an „die Regeln“ halten? Mit einem Illustriertencover, das nicht in „Schwabacher Judenlettern“, sondern in historisch frischem nationalsozialistischen Antiqua gedruckt wird?" - Sehr schön auf den Punkt gebracht. Allerdings könnte man noch etwas Elementarmathematik (aus der Grundschule) hinzufügen: der Sozialstaat bricht bei unbegrenzter unqualifizierter Zuwanderung zusammen. Möglicherweise sehen das die "Ossis" eher als die abgehobene Elite mit ihren gesicherten Pensionen? Die Folge kann nur sein: diese Art von Einwanderung stoppen, sofort und unbedingt!! Wer das als Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Islamaphobie o.ä. sieht - dem ist nicht zu helfen.

Dennis Staudmann | Mi., 3. Oktober 2018 - 21:07

schämen oder hat Grund, sich beleidigen zu lassen. Fakt ist, dass die Ostdeutschen die Demokratie 1989 selbst erkämpft haben. Natürlich können die Westdeutschen nichts dafür, aber ihnen wurde die Demokratie "geschenkt". Die Politiker, die heute so tun, als wenn sie die "besseren Demokraten" wären, sind auch die, die noch nie dafür auf die Strasse gegangen sind, ohne zu wissen, ob und wann sie wieder nach Hause kommen. Merkel rechne ich ausdrücklich dazu. Es ist schon fast lächerlich, wenn genau diese Leute heute meinen, sie wären legitimiert, den Ostdeutschen zu sagen, was sie zu tun, zu lassen oder wie sie zu wählen haben. Genau das haben diese vierzig Jahre lang erlebt und sich dann davon befreit. In dieser Zeit hat jeder, der bis 1989 in der DDR geboren wurde, die Schuld für die Verbrechen aller Deutschen im Dritten Reich bezahlt und das mehr, als es jeder Westdeutsche jemals tun musste. Wie arrogant muss man sein, wenn man das nicht anerkennt?

Wunderbar!Besser könnte ich es nicht ausdrücken!Ein 85-jähriger sagt von ganzem Herzen Danke-Danke!

Simon Templar | Mi., 3. Oktober 2018 - 21:32

Grossartig. Glückwunsch und Danke.

Andrea Möller | Mi., 3. Oktober 2018 - 21:57

Danke, dieser Artikel, v.a. der Schluss ist sehr wahr und richtig. Gibt Hoffnung und Richtung vor.

Markus Michaelis | Mi., 3. Oktober 2018 - 22:52

Hut ab. Ich bin beeindruckt soviel Kritisches von einer Grünen zu hören. Es ist schwer - ich möchte micht auch nicht gerne mit meinem Umfeld überwerfen. Andererseits heißt es ja immer man soll Haltung zeigen. Ich folge dem Artikel darin, dass sich eine Schicht der Bevölkerung in ihrer Bildung, ihrem Wohlstand und ihrem Kosmopolitismus zu sehr abgekapselt hat. Ich würde sogar gerne mitmachen - aber ich kann nicht sehen, dass es funktionieren wird und dass es richtig ist.

Susi West | Do., 4. Oktober 2018 - 13:30

Antwort auf von Markus Michaelis

Sie ist keine Grüne mehr, das zeigt ihren gesunden Menschenverstand. Sie ist aber Sächsin!

Ursula Horvath | Do., 4. Oktober 2018 - 15:31

Antwort auf von Markus Michaelis

war schon immer sehr direkt und offen, dafür war sie ja auch unbeliebt in ihrer Partei.
Die Grün / Roten ertragen keine andere Meinungen, ausser ihr eigenes Gelabber. Frau Hermenau war immer eine aufrichtige Zeitgenossin, leider sitzt sie nicht mehr im sächsischen Landtag!

Mathias Trostdorf | Mi., 3. Oktober 2018 - 22:59

Ein sehr interessanter, versöhnlicher und verbindender Artikel mit vielen Aspekten.
Das Gegenteil von verbindend konnte man heute wieder bei der Konkurrenz lesen, vom linientreuen Welt-Urgestein Alan Posener, der sich an einer Aussage von FDP-Lindner abarbeitete und unter anderem schreibt: "Wer eine antiliberale, europafeindliche Partei wählt, der muss damit klarkommen, dass man das Dummheit oder Perfidie nennt." Verständnis für AfD-Wähler, so Posener, das sei einfach nur peinlich.
Schon wenn man liest, daß wieder EU-feindlich gemeint ist, aber "Europafeindlich" geschrieben wurde, muß man schlußfolgern, daß offenbar wieder tief in die manipulative Trickmottenkiste gegriffen werden mußte, da die Argumente fehlten, und man sich nicht, wie schon so oft versprochen damit auseinandersetzen will, daß es Leute in Deutschland gibt, die eine andere Vorstellung vom Leben in diesem Lande haben als Posener und co. Das ist doch eigentlich gar nicht so schwer zu verstehen.

Michaela Diederichs | Mi., 3. Oktober 2018 - 23:42

Ein schöner Beitrag, liebe Frau Hermenau. Die vermeintlich vergeistigten, moralisch tief gefestigten Menschen aus dem Westen zeigen mit dem Finger auf den Osten. Wie kommen die dazu? Frau Reker aus Köln fordert von der Ditib mehr Respekt. Die gniggern sich eins. Niedlich und dumm aus meiner Sicht. Ist in etwa so wie die Armlänge Abstand. So agierten Frauen vielleicht um 1900 herum und hielten sich für Magnolien aus Edelstahl. Das ist einfach nur rückständig und zeugt von mangelnder Überlebensfähigkeit. Und jetzt sollen sich die emanzipierten Menschen im Osten nach solchen Politiker*innen richten? Diesen hyperventilierenden Typ*innen sollten wir am besten ein Riechfläschchen reichen, wenn ihnen eine empörungsbedingte Ohnmacht droht. Vorläufig kann ich nicht erkennen, dass sie den Menschen im Osten das Wasser reichen können. Die sind wachsam, sensibilisiert für Fehlentwicklungen (davon haben wir derzeit zu viele), Sturm erprobt und stehen zusammen. Und jetzt bloß nicht spalten lassen.

Michaela Diederichs | Do., 4. Oktober 2018 - 00:09

„Chemie ist das was knallt und stinkt, Physik ist das was nie gelingt.“ Unsere große Physikerin ist mit all ihren Projekten bislang nicht erfolgreich gewesen. Ihr Sozialprojekt wird uns allen über kurz oder lang um die Ohren fliegen. Im Osten halten die Menschen nun mal nicht viel von solchen Projekten. Wer will es ihnen verdenken? Irgendwann ist auch mal gut mit Experimenten. Keiner von uns möchte gerne im Versuchslabor enden. Der Osten ist seit gefühlter Ewigkeit ein Versuchslabor für sogenannte Idealisten. Der Westen muss gerade erleben, wie es sich im Versuchslabor anfühlt und hat nach meinem Dafürhalten schon nach 3 Jahren den Kanal gestrichen voll. Die Leidensfähigkeit der Menschen im Osten ist längst überschritten. Und das ist auch gut so. Wenn es reicht, dann reicht es.

Holger Stockinger | Do., 4. Oktober 2018 - 00:10

Als geborener DDR-Bürger zum Tag der "deutschen Einheit" etwas zu äußern, fällt nicht eben leicht.

Den "Fall des Anitifaschistischen Schutzwalls" hatte ich schlicht verschlafen gehabt.

Ob Bildung bildet? - Meine Frage, wer war der Komponist der deutschen Nationalhymne und wie heißt der Verfasser des Textes?

Ungläubiges Staunen bei den Mädels in meiner Straße. "Nie gehört - Fallersleben oder Jöthe" ?

Folkher Braun | Do., 4. Oktober 2018 - 00:24

Anfang der 90er Jahre habe ich - als Lastwagenfahrer - Werkzeugmaschinen in den Osten gefahren. Zu Firmen, die es längst nicht mehr gibt. Fünf bis sechs Jahre päter habe ich in denselben Firmen die Maschinen wieder Richtung Westen gefahren. Abgeschrieben, verkauft zu 10% des Neuwerts.
In Nordhausen wurde 1985 das Common-Rail-Einspritzsystem für Dieselmotoren erfunden. Das ist heute state of the art beim Diesel.
Die DDR-Industrie wurde vom Westen ausgebeint und abgezockt.
Und wir wundern uns darüber, dass die Leute sauer sind?

Peter Gaspar | Do., 4. Oktober 2018 - 04:11

Die Autorin spricht mir aus dem Herzen. Hinzufügen wäre noch, dass wir Ossis die Heuchelei und die dahinter steckenden wahren Absichten der aus Weltbürgern bestehenden Regierung durchschauen, denn wir auch das schon erlebt haben. Linke Phrasendrescherei und linke Alleinherrschaft. Der Osten hat ein Deja Vu...

Kostas Aslanidis | Do., 4. Oktober 2018 - 07:41

ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten. Arrogante, Besserwisser die sich für Halbgötter halten und jede Gegenmeinung verachten, mit Hilfe der auf allen vieren kriechenden Presse, die sich auch zur "Elite" zählt. Ohne Euch selbsternannte Eliten, wäre die Welt um einiges Besser.

Marie Werner | Do., 4. Oktober 2018 - 08:15

diese politischen Machteliten sind es, welche mithilfe gewisser Medien sog. Hetze verbreiten. Ausgenommen der Cicero sind es die meisten Mainstreammedien wo verzerrte Realitäten im eigenen linken Gesinnungsjournalismus interpretieren. Das ist brandgefährlich.
Ich gehe da weiter: Es ist die Nähe der Machtpolitiker zu den Journalisten welche durch eine herabwürdigende und einseitigen Berichterstattung den Bürger in eine Randposition drängt und denen ein Problem andichtet. Ständig Öl ins Feuer gießen bewirkt brandgefährliches. Journalismus muss sich auf kritische Berichterstattung konzentrieren und die wahren Probleme des Staatsversagen benennen und nicht ständig Ursache und Wirkung verwechseln.

Wolfgang Tröbner | Do., 4. Oktober 2018 - 09:07

Sie haben recht, Frau Hermenau. Mit ihrer Arroganz zerstören die vermeintlichen Eliten die Grundlagen unserer Gesellschaft. Arroganz ist allerdings das Einzige, was sie haben. Bei Lichte besehen haben diese "Eliten" nämlich keinerlei Grund, arrogant zu sein. Ihnen selbst fehlt es nahezu an allem, was wirkliche Eliten ausmacht. "Hätten mal besser in der Schule aufpassen sollen" - das ist sicher einer der Gründe, warum diese "Eliten" keine sind, auch wenn sie sich als solche aufspielen. Ein anderer, dass sie keinerlei Ahnung vom Leben bzw. von dem haben, über das sie regieren bzw. sich eine Meinung anmaßen. Wie sagt der Volksmund so schön: "Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz". Aber, und hier liegt das Problem, sie versuchen ständig, die Gesellschaft zu spalten. So bringen sie die Jungen in Stellung gegen die Alten oder treiben Keile zwischen Wessis und die Ossis. Das ist das Spiel, das sie wirklich können. Es sichert nämlich ihre Macht. Und nur um die geht es ihnen.

Thorsten Rosché | Do., 4. Oktober 2018 - 09:33

Aber das sind die Politiker ! Der Bürger und Wähler hat sie abgehängt, im Bund, Land, Ort, Ost-West, EU und auf's Abstellgleis geschoben.

Gerdi Franke | Do., 4. Oktober 2018 - 09:47

Westdeutschland hat 20 Jahre gedarbt weil alles in die Aufbau Ost gesteckt wurde und kein Euro für die westdeutsche Infrastruktur bei z.B. Schulen und Strassen zur Verfügung stand. Und jetzt reicht es denen immer noch nicht?

Wolfgang Tröbner | Do., 4. Oktober 2018 - 12:08

Antwort auf von Gerdi Franke

Genau das versucht man seit Jahren, den Westdeutschen einzureden. Nämlich, dass die Ostdeutschen rumnörgeln, weil sie nicht genug Wohlstand abbekommen hätten. Mag sein, dass es ein paar gibt, die so denken. Die Unzufriedenheit der Ostdeutschen hat aber wesentlich tiefere Ursachen. Wenn die Ostdeutschen unzufrieden sind, dann hauptsächlich, weil es eine schreiende Diskrepanz gibt zwischen der Demokratie, für die man auf die Straße gegangen ist, und der Demokratie, die man letztendlich bekommen hat (und die letzten Endes keine Demokratie im eigentlichen Sinne ist, sondern eine Parteienherrschaft). Auch, weil die Ostdeutschen schon sehr viel früher verstanden haben, in welche Richtung Deutschland abdriftet. Wir steuern nämlich wieder genau dorthin, von dem die Ostdeutschen annahmen, es 1989 abgeschüttelt zu haben. Unsere Politiker schüren bewußt den Konflikt zwischen Ost- und Westdeutschen getreu dem Motto der alten Römer: Teile und herrsche.

Jürgen Klemz | Do., 4. Oktober 2018 - 16:11

Antwort auf von Gerdi Franke

Werte Frau Franke, einfach mal über Marshall Plan und Reparationen googlen! Man könnte dann zu dem Schluss kommen, daß Deutschland den zweiten Weltkrieg als Ganzes verloren hat, aber im Ergebnis der Teilung nur ein Teil schwer dafür bezahlt hat, mit allen wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen! Oder war das jetzt schon wieder Gejammer? Wohl eher historische Wahrheiten!

gabriele bondzio | Do., 4. Oktober 2018 - 10:14

dass auch die Diktatur nicht in der Lage war, uns aufzuhalten“...diesen Satz erachte ich als sehr wichtig. Weil er auch dem Bild des „ über den zu kurz gekommene, abgehängte Ossis“ konträr im Wege steht. Ein stetig jammernder, sich abgehängt sehender Mensch wird eher nicht zu entschlossenen Handeln neigen. Jenseits aller freiheitseinschränkender-und Konsum-knappen Gegebenheiten, welche die Menschen hinnehmen mussten. Haben sie sich im Bereich des „Miteinanders“viel stärker als im Westen, aufeinander zubewegt. Auch der Umstand, der Konsum-Knappheit auf allen Strecken des täglichen Lebens, hat sie nicht jammernd zusammenbrechen lassen. Sondern ihren Einfallsreichtum und Kreativität belebt. Das sind in meinen Augen aber eher positive, zivilisatorische Eigenschaften. "Womit will uns daher die links-liberal ideologisierte Demokratie drohen, damit wir uns an „die Regeln“ halten?"

Wolfram Wiesel | Do., 4. Oktober 2018 - 10:29

Ja, ja, die Weltbrüger-Wessis. Man schaue sich KATRIN GÖRING-ECKARDT, Frau ROTH etc. an. Haben die mal drei Jahre lang , mit ein wenig Personalverantwortung, d.h. mit dem Problem, dass Marbeiter krank sind, kündigen etc. , aber die Leistung erbracht werden muss, in einer Verwaltung , einem Unternehmen erfolgreich gearbeitet? Sie haben imm als GUTMENSCHEN aus dem HELLEN DEUTSCHLAND Erwartungen, Wüsnche an andere formuliert. Durch die Welt juckeln, politische Sprüche klopfen, aber erwarten, dass die naiven anderen für Strom, Wasser, Müllabfuhr, öffentliche Verwaltung, Umwelt etc. sorgen. Und natürlich kritisieren. An den fast doppelt so hohen Strompreisen wie in Frankreich ist nicht die Energierwende, zur Rettung der Welt, "schuld", sondern die, die die hehren, unrealistischen Phantastereien z.B. der GRÜNEN nicht richtig "umsetzen" .....Ist doch klar!

Alexander Wildenhoff | Do., 4. Oktober 2018 - 10:42

Das interessanteste Detail zur Autorin Rush-Hermenau ist der Nachruf des grünen Parteivorsitzenden Sachsen, nachdem sie aus der Öko-Partei ausgetreten war: Ztat Wikipedia
„Hermenau begründete ihre Gesprächsbereitschaft mit der AfD damit, dass eine Demokratie davon lebe, miteinander zu reden, was der Landesvorsitzende der Grünen in Sachsen, Jürgen Kasek, als „politische Prostitution bei Demokratiefeinden“ polemisierte.“
Soviel zum grünen Mainstream.

Susanne antalic | Do., 4. Oktober 2018 - 11:02

Wie recht sie haben, sie sogenannte Eliten, viele auch schon in der DDR socialisieret, machen nichts für das Volk, das Volk interesieret sie schlicht weg nicht, nur vor den Wahlen fangen sie an Versprechungen zu machen, obwohl sie schon soo lange an der Macht sind und die Versprechungen sind nur Verprechungen geblieben. Jetzt dank der AFD versprechen sie nur, das die AFD eliminiert sein muss. Diese "Eliten" sind Demokratie und Menschenfeindlich. Ja das einzige ist der Kampf gegen AFD,Trump, Visegrads,Putin,Israel,Italien, Östereich und anderen, alles was nicht passt wird diffamiert, aber es werden keine Lösungen angeboten, es ist halt schwer Lösungen anzubieten für das man selbs verbrochen hat, aber alle anderen haben Schuld. In D. funktioniert fast nichts mehr, Kriminalität steigt, Wohnungsnot ist exorbitant, Schulen gehen zugrunde. Ich frage mich ob die Herrschenden wissen das D. keine Bodeschätze hat und das die Gebildeten D. der Wohstand ermöglicht hatten.Jetzt laufen viele weg.

Jens Rotmann | Do., 4. Oktober 2018 - 11:29

Antwort auf von Susanne antalic

Bis zu den Wahlen kämpft man gegen die AFD und dann gegen den Schlaf vor allem im Bundestag ! Ab und zu werden sie von der AFD mal geweckt.......aber dann geht's los in der Fäkaliensprache !

Per L. Johansson | Do., 4. Oktober 2018 - 11:34

Zitat: „Weltbürger ... zerstören Stück für Stück die Grundlagen der Gesellschaft.“

Ja, genau das ist der Kern des Problems.
Da sind leider Generationen an der Macht, die sich um eben dies nie haben kümmern müssen.
Wohlstand, innere Sicherheit, gesellschaftlicher Zusammenhalt, all das war für die immer einfach da. In dieses gemachte Nest konnten die sich Zeit ihres Lebens setzen. Und daher haben sie gar nicht im Blick, wie fragil es ist. Mehr noch, daß es immerzu neu gebaut werden muß.
Und weil sie nie echte Probleme hatten, suchen sie sich welche und fordern moralisch überladen immer noch mehr „Freiheit“. Und so darf in ihrer Welt jetzt jeder selbst entscheiden, was er sein will. Ob nun das eigene Geschlecht (zwei reichen da natürlich auch nicht mehr) oder die Nationalität, alles kann nach Belieben „gewählt“ werden.
Frei nach Pippi Langstrumpf: Und so mach ich mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt.
Das ist der geistige Horizont der uns regierenden „Eliten“.

Hans-Hasso Stamer | Do., 4. Oktober 2018 - 12:39

Einige Formulierungen könnte man sich einrahmen lassen, zum Beispiel: “Jaja, dieser Kapitalismus. Wir leben gut davon, aber wir kritisieren ihn sehr.“ Die Autorin war Fraktionsvorsitzende der Grünen in Sachsen und ich war ja auch mal Mitglied. Das ist lange her und der Erkenntniszugewinn seitdem ist erheblich.

Die heutigen Grünen würden wohl im Dreieck springen ob der boshaft-treffenden Worte und ganz laut „Rechtspopulismusalarm!“ rufen. Na, wennschon. Die Wahrheit nimmt keine Rücksicht auf Denkkategorien.

Jacqueline Gafner | Do., 4. Oktober 2018 - 13:08

von Deutschland haben hüben wie drüben ihre Spuren hinterlassen, wenn auch nicht in gleicher Weise. Den Menschen im Osten ist es 1989 immerhin gelungen, das Joch aus eigener Kraft abzuschütteln, und das ohne Gewalt, und sie haben damit zugleich die (meines Wissens) erste je erfolgreiche Revolution auf deutschem Boden überhaupt hingekriegt. Vor diesem Hintergrund würde den Menschen im Westen, oder zumindest deren süffisant-selbstgerecht auftretenden WortführerInnen, etwas mehr Respekt gegenüber ihren Landsleuten im Osten nicht wirklich schlecht zu Gesicht stehen, zumal nicht auszuschliessen ist, dass letztere - aufgrund ihrer längeren Leidensgeschichte - ein feineres Gespür für Entwicklungen haben, die den Menschen im Land einmal mehr top-down eine bestimmte Weltsicht aufzunötigen versuchen, die ihren Interessen angeblich besser dient als sie - mangels Durchblick - selber den Eindruck haben (mögen).

dieter schimanek | Do., 4. Oktober 2018 - 13:34

Wir haben schon längst keinen Rechtsstaat mehr und das Ende des Sozialstaates ist abzusehen. Bei immer mehr Zuwanderung in die Sozialsysteme, kann es nur mit einem drastischen Sozialabbau enden. Ich war nach dem Mauerfall oft in den neuen Ländern auf Montage und kann Ungerechtigkeiten nur bestätigen. Unsere Landsleute im Osten wehren sich zu recht und ich kann nur hoffen, dass wir Wessis uns endlich den Demos anschließen werden.