US-Präsidentschaftswahl - Amerikas Rivalen wollen Trump

Putins Vorliebe für Donald Trump ist bekannt. Doch nun unternimmt auch Chinas Regierung Schritte, um Trumps aktuellen Präsidentschaftswahlkampf zu unterstützen. Was erhoffen sich diese Länder von einer zweiten Amtszeit Trumps?

Putin, Trump und Xi als Matrjoschka-Puppen / dpa
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Autoreninfo

Lisa Davidson ist Journalistin, freie Autorin und Podcast-Host. Sie lebt in Virginia, USA. 

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Wer einen Blick auf die Agenden Chinas und Russlands und die oft zweifelhaften Machenschaften einiger politischer Strippenzieher im Internet wirft, stellt schnell fest: Amerikas größte Widersacher wollen offensichtlich, dass Donald Trump die Präsidentschaftswahlen 2024 gewinnt. Laut New York Times geben sich beispielsweise gleich mehrere verdeckte chinesische Accounts online als amerikanische Unterstützer von Trump aus und verbreiten sogar wilde Verschwörungstheorien. 

Die Konten signalisieren eine mögliche taktische Verschiebung in der Art und Weise, wie Peking die amerikanische Politik künftig beeinflussen will. Dabei wird auch eine größer werdende Bereitschaft, bestimmte Parteien und Kandidaten einschließlich Biden ins Visier zu nehmen, offensichtlich. Laut The Daily Beast nutzt China beispielsweise gefälschte Online-Konten, um Biden vor der Wahl gezielt anzugreifen. Forscher und Regierungsbeamte sagten der New York Times unterdessen, dass das Vorgehen Chinas an das von Russland vor der Wahl 2016 erinnere. Damals sorgten russische Accounts für jede Menge innenpolitische Unruhe in den USA. 

Ein chinesischer Account etwa, der sich als „Vater, Ehemann und Sohn“ ausgibt und als „MAGA all the way“ bezeichnet, behauptete jüngst, der aktuelle US-Präsident Joe Biden sei ein pädophiler Satanist. Ein anderer Nutzer postete auf X eine hanebüchene Behauptung russischer Staatsmedien, wonach ein Neonazi von der CIA zum Kampf in die Ukraine geschickt wurde. Einige der Konten haben Berichten zufolge ursprünglich in Mandarin geschriebene Pro-Peking-Inhalte gepostet, bevor sie vor einigen Monaten begannen, als „US-Bürger“ auf Englisch zu posten. Während die Inhalte grundsätzlich negativ für Biden ausfallen, wird zeitgleich für Trumps Slogan „Make America Great Again“ geworben.

Trump ist für China das kleinere Übel

Während China wegen Fake-Accounts Schlagzeilen macht, ist es aktuell bemerkenswert still um Russland. Dennoch sind die Gründe, aus denen Putin Trump bevorzugen würde, offensichtlich. Im Mittelpunkt steht der Krieg in der Ukraine. Biden steht aktuell noch an der Spitze einer internationalen Koalition, die sich Russlands Invasion seit 2022 widersetzt. Putin ein Dorn im Auge ist dabei vor allem die Unterstützung der USA, die es dem viel kleineren ukrainischen Militär ermöglicht hat, den Vormarsch seiner Truppen aufzuhalten. Trump hat aber bereits angedeutet, die Unterstützung der USA beenden zu wollen. Nach Ansicht von Geheimdienstexperten ist Abwarten somit ein zentraler Bestandteil von Putins Kriegsstrategie.
 

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Die Gründe Chinas, Trump zu bevorzugen, sind weniger offensichtlich. Immerhin hat sich Trump mit seiner kämpferischen Haltung gegenüber China nicht viele Freunde in Peking gemacht. Aber es gibt mindestens zwei wichtige Aspekte, weshalb Chinas Führung von einer zweiten Amtszeit Trumps profitieren könnten. Der erste betrifft Amerikas Engagement in der Weltpolitik. Biden ist der Ansicht, dass sich die Welt in einem Kampf zwischen Autokratien und Demokratien befindet, und sieht die USA dabei als führende und unverzichtbare Nation, um die Demokratie zu verteidigen. Etwa, indem er der Ukraine hilft, sich gegen Russland zu verteidigen. Ähnliches befürchtet China, sollte es Taiwan angreifen. 

Ideologie versus Isolationismus

Putin und Xi haben eine weniger idealistische Sicht auf globale Angelegenheiten als Biden. Sie glauben, starke Nationen sollten in der Lage sein, sich in ihren Regionen zu behaupten und diese zu kontrollieren. Unter Xi tritt China deshalb nicht nur gegenüber Taiwan, sondern auch gegenüber anderen Nachbarstaaten zunehmend aggressiv auf. Und indem China beispielsweise seinen Einfluss in Afrika und Lateinamerika ausgeweitet hat, stellt es den Status der USA als größte Supermacht der Welt infrage.

Trump ist an internationalen Themen weniger interessiert. Er ist ein Isolationist, der sich den Slogan „America First“ auf die Fahnen geschrieben hat. Daher zieht er es vor, die USA aus internationalen Konflikten herauszuhalten. Seine erste Amtszeit hat bereits gezeigt, dass er internationalen Verträgen und Bündnissen skeptisch gegenübersteht. Kürzlich sagte er auf einer Wahlkampfveranstaltung sogar, die russische Führung solle mit einigen europäischen Ländern machen, was sie wolle. 

Innenpolitisches Chaos

Trump zeigt immer wieder, dass er an allen Ecken und Enden polarisiert – als Person, Politiker und Präsident. Das innenpolitische Chaos, das dabei entstehen kann, könnte ein weiterer Vorteil für China und Russland sein. Ein Beispiel ist das Drama um das chinesische Unternehmen ByteDance, das Trump wie viele Demokraten und Republikaner im Kongress zunächst zum Verkauf von TikTok zwingen wollte. Mittlerweile hat Trump seine Meinung allerdings geändert. Eine mögliche Erklärung für den Sinneswandel könnte sein, dass ein republikanischer Großspender, dessen Unternehmen an ByteDance beteiligt ist, auf Trump eingewirkt hat. 

Mit einer zweiten Amtszeit Trumps könnten die innenpolitischen Unruhen in den USA außerdem weiter zunehmen. Immerhin hat Trump bereits versprochen, die Macht der Regierung zu nutzen, um gegen seine politischen Gegner zu ermitteln und sie möglicherweise zu verhaften. Das erinnert stark an den Anti-Hillary-Clinton-Slogan „Lock her up“, mit dem Trump vor seiner erstem Amtszeit durch das Land tourte. Während sich Trump also getreu seinem Motto „Make America Great Again“ für mehr amerikanischen Nationalismus starkmacht, glauben ironischerweise die größten globalen Rivalen des Landes, dass sein Sieg gerade ihnen zugute kommen würde.
 

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