
- Wo bleibt der Protest muslimischer Würdenträger?
Zu dem schlimmsten Terroranschlag seit 9/11 auf Sri Lanka hat sich der Islamische Staat (IS) bekannt. Angeblich sind die Selbstmordanschläge die Rache für das Massaker eines Neonazis in zwei Moscheen in Christchurch. Doch welche Rolle spielt die Religion tatsächlich?
Die jüngsten drei Erkenntnisse zu den Anschlägen in Sri Lanka. Erstens: Die Zahl der Toten ist auf 359 gestiegen, und es steht zu befürchten, dass diese Zahl weiter steigen wird, weil viele der über 400 Verletzten nach Angaben der Ärzte noch in Lebensgefahr schweben. Zweitens: Der IS hat reklamiert, als Drahtzieher hinter den islamistischen Attentätern zu stehen. Drittens: Angeblich waren die verheerenden Sprengstoffanschläge auf katholische Kirchen am Osterfest eine Vergeltung für die 50 Toten des Attentats von Christchurch in Neuseeland, bei dem zwei Moscheen von einem australischen Neonazi angegriffen wurde.
Abgesehen vom fragwürdigen Wahrheitswert dieser angeblichen Kausalität sollte man sich vor Fehlschlüssen aus dieser Behauptung feien. Ja, den Selbstmordanschlägen von Sri Lanka gingen die Massenerschießungen von Christchurch voraus – eine ebenso entsetzliche Tat wie jene Anschlagsserie vom Ostersonntag in Sri Lanka. Aber hiervon auch nur einen Hauch der Rechtfertigung oder Relativierung der Geschehnisse von Sri Lanka abzuleiten, wäre absurd. Christchurch wurde begangen von einem einzelnen Mann, der in seinem eigenen Wahngebäude gefangen war, ebenso wie Anders Breivik seinerzeit in Norwegen. Diese Leute zimmern sich ihr krudes, groteskes Weltbild aus allem zusammen, was an gedanklichem Treibholz so rumliegt.