Dieses Videostandbild vom aserbaidschanischen Verteidigungsministerium zeigt nach dessen Angaben beschossene Stellungen der armenischen Streitkräfte in Berg-Karabach, 19.09.2023 / picture alliance

Krieg im Kaukasus - Aserbaidschan beginnt Militäreinsatz zur Einnahme von Berg-Karabach

Im Südkaukasus deutet sich ein neuer Krieg zwischen den verfeindeten Ex-Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan an. Baku hat mit massivem Beschuss der armenisch besetzten Region Berg-Karabach begonnen.

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Aserbaidschan hat einen neue Militäreinsatz zur Eroberung der armenisch besetzten Region Berg-Karabach begonnen. Das Verteidigungsministerium in der Hauptstadt Baku sprach am Dienstag zur Begründung von einer „Antiterroroperation lokalen Charakters zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung“ in der Region.

Der Mitteilung aus Baku zufolge dient der Militäreinsatz dazu, den nach dem letzten Berg-Karabach-Krieg 2020 im Waffenstillstand festgeschriebenen Rückzug armenischer Truppen aus dem Gebiet durchzusetzen. Es werde nur auf militärische Ziele geschossen, behauptete das aserbaidschanische Verteidigungsministerium. Den Angaben aus Baku zufolge wurden zuvor zunächst eigene Stellungen von armenischer Artillerie angegriffen und mehrere Soldaten verletzt.

Der frühere Regierungschef der international nicht anerkannten Republik Arzach in Berg-Karabach, Ruben Wardanjan, berichtete hingegen auf seinem Telegram-Kanal von massivem Artilleriefeuer auf das Gebiet. „Die Führung von Armenien muss Arzach anerkennen und sich dem Schutz unserer Bürger anschließen“, forderte er als Konsequenz.

Die Anschuldigungen aus Baku wies auch die aktuelle Führung der Konfliktregion um die Hauptstadt Stepanakert zurück. Die Verteidigungskräfte hielten sich an den Waffenstillstand, teilte das Verteidigungsministerium von Arzach in einer Pressemitteilung mit. Der Vorwurf, die Feuerpause gebrochen und zwei aserbaidschanische Soldaten verletzt zu haben, sei „erlogen und entspricht nicht den Tatsachen“, heißt es in einer Mitteilung.

 

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Das christlich-orthodoxe Armenien und das muslimische Aserbaidschan sind seit langem verfeindet. Größter Zankapfel zwischen Eriwan und Baku ist die Enklave Berg-Karabach, die zu Aserbaidschan gehört, aber von Armeniern bewohnt wird. Nach einem Krieg Anfang der 1990er Jahre hatte zunächst Armenien die Oberhand. In einem zweiten Krieg 2020 siegte das mit Geld aus dem Öl- und Gasgeschäft hochgerüstete Aserbaidschan und eroberte eigenes Territorium zurück.

In kürzeren Militäraktionen danach besetzte Baku auch etwa 150 Quadratkilometer armenisches Staatsgebiet. Das Außenministerium von Armenien verlangte in der vergangenen Woche, dass Aserbaidschan diese Gebiete räume. Baku erwiderte, dass Armenien immer noch acht aserbaidschanische Dörfer besetzt halte.

Baku blockiert seit Monaten die Verbindung der etwa 120 000 Karabach-Armenier nach Armenien. In dem Gebiet fehlt es an Lebensmitteln und Medikamenten.

Aserbaidschan wird in dem Konflikt von der Türkei unterstützt, während Russland als traditionelle Schutzmacht Armeniens an Einfluss verliert. „Infolge der Ereignisse in der Ukraine haben sich die Möglichkeiten Russlands verändert“, sagte kürzlich Regierungschef Paschinjan in einem Interview mit dem US-Medium «Politico». Sein Land wolle künftig vermeiden, von äußeren Beschützern abhängig zu sein.

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Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 20. September 2023 - 11:11

schreibe, dass ich Georgien, Armenien und Aserbaidschan zum Einflussbereich der Türkei zähle.
Man kann sich da so vertun.
Dafür zähle ich die Kleinstaaten um Kasachstan und zur Mongolei zum russischen Einflussbereich.
Oder richtet sich Aserbaidschan zum Iran aus?
Für den Iran sind es doch eher Afghanistan und Pakistan?
Aber Christen und Shiiten unter Türkischem Einfluss könnte so unerfreulich für diese wie für die Kurden sein.
Seit dem Krieg evtl. der Türkei in bezug auf Syrien, bin ich ganz schlecht auf die Türkei zu sprechen.
Das osmanische Großreich wird es hoffentlich nie wieder geben.
Die Türkei wird in ihrem Einflußbereich stark schrumpfen, wie Europa auch.
Die jetzige Grenze zwischen Armenien und Aserbaidschan sollte erstmal Bestand haben, so wie die zwischen Syrien und Israel(Golanhöhen) auch.
Klekse angesichts von Atomwaffen
Stark sein bedeutet nicht, dies über Andere zu sein.
Ich hoffe auf ein freies Kurdistan, auch wenn ich durch Karl May darauf gekommen bin.
I don´t know!

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 21. September 2023 - 10:32

zwischen der Türkei(Osmanisches Reich) und Russland?
Man könnte auch evtl. sagen Belarus, Ukraine, Krim und Georgien zählen zum Russischen Einflussbereich; Armenien, Aserbaidschan, Kurdistan und Zypern, Syrien, Irak, Kuwait zum osmanischen Bereich?
Da muss man sehr viele Komponenten beachten.
Das ehemals Persische Reich wird sich auch mit der Russischen Sphäre (bitte nur)streiten.
Europa hat da m.E. ÜBERHAUPT NICHTS verloren und die NATO wird wahrscheinlich eher durch die Türkei ins Spiel gebracht?
Warum können die Turk-Araber keine eigene Militärmacht aufbauen, anstatt sich die USA einzuhandeln?
Europa sollte das ebenfalls tun.
Die USA müssen m.E. einfach einmal begreifen, dass sie nicht die Welt sind.
Vielleicht kann man sich streiten, ob Europa, Turk-Arabien und Afrika die ältesten Wiegen der Menschheit sind, unabhängig davon sind überlappende Militärbündnisse m.E. eine Gefahr für den Weltfrieden und das möchte ich auch Südost-Asien ans Herz legen.
Europa überdehnt sich; mutwillig?