F. J. Radermacher im Gespräch mit Daniel Gräber - Cicero Podcast Wirtschaft: „Wir werden noch über viele Jahrzehnte fossile Energieträger brauchen“

Elektrisch heizen, elektrisch Autofahren – die deutsche Energiewende setzt voll auf Elektro. Franz Josef Radermacher hält das für einen Irrweg. Global betrachtet könne der Wandel zur Klimaneutralität so niemals gelingen, sagt der Wissenschaftler im Cicero Podcast Wirtschaft. Er hat eine andere Idee.

Franz Josef Radermacher
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Daniel Gräber leitet das Ressort Kapital bei Cicero.

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Der frühere Informatikprofessor Franz Josef Radermacher leitet das Forschungsinstitut für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung in Ulm und beschäftigt sich schon seit Jahrzehnten mit der Frage, wie weltweiter Wohlstand und der Schutz des Planeten gelingen kann. Nun hat er im Rahmen der Initiative „Global Energy Solutions“ gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern ein Szenario entwickelt, dass zeigen soll, wie sich wirtschaftliche Entwicklung und Klimaschutz verbinden lassen – und zwar weltweit.

Den besonders in Deutschland vertretenen Ansatz, fossile Brennstoffe komplett zu verbannen und nur noch auf Wind- und Solarstrom zu setzen, hält Radermacher für global nicht durchsetzbar. „Ich beobachte jetzt die All-Electric-Lösung seit ungefähr zwei Jahrzehnten. Und ich bin fassungslos, wie einer überhaupt auf so eine absurde Idee kommen kann“, sagt Radermacher. Kohle, Gas und Öl seien, weltweit betrachtet, unverzichtbar. Man könne den Entwicklungs- und Schwellenländern nicht verbieten, ihre fossilen Ressourcen zu nutzen, um sich wirtschaftlich zu entwickeln. „Denn die reichen Länder haben ihre Ressourcen auch genutzt.“

Stattdessen schlägt Radermacher vor, in Anlagen zu investieren, die CO2-Emissionen abscheiden, um sie zu speichern. Das ist die „Carbon Capture and Storage“-Technik (CCS). Die entwickelten Industrieländer müssten die ärmeren Länder dabei finanziell massiv unterstützen. Das werde teuer. „Wenn Sie es aber umrechnen auf Pro-Kopf-Belastungen zur Vermeidung von CO2, die wir bei uns haben“, sei es wirtschaftlicher. Vor allem aber sei es erfolgversprechender, da „die reichen Länder auf ihrem Territorium das Klimaproblem nicht lösen können“, sagt Radermacher. „Die entscheidenden Emissionen kommen von woanders.“  

Daniel Gräber und F.J. Radermacher

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Das Gespräch wurde am 30. Oktober 2023 aufgezeichnet.

 

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