EZB-Präsidentin Christine Lagarde / picture alliance

Europäische Zentralbank - Vergangene Entscheidungen werden der EZB zum Verhängnis

Auf der gestrigen EZB-Sitzung blieben zentrale Fragen der Inflationsbekämpfung unbeantwortet. Eine geldpolitische Sitzung, in der offenbar nur abgewartet wurde, wirkt bei noch immer hoher Inflation und steigenden Zinsen auf Staatsanleihen wie aus der Zeit gefallen.

Autoreninfo

Heike Lehner ist Wirtschaftswissen- schaftlerin aus Wien und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Geldpolitik und Umweltökonomie. Sie ist in der Finanzbranche tätig.

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In den vergangenen Monaten wurde eine Tatsache unumstößlich klar: Die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) wirken. Die Kreditnachfrage von Haushalten und Unternehmen ist in der Eurozone zuletzt weiter merklich zurückgegangen und Banken vergeben weniger Kredite. Ebenso ist die schwache Wirtschaftsleistung zum Teil auf die Bemühungen der EZB zur Inflationsbekämpfung zurückzuführen. Wir sehen nun erste Erfolge, da die Inflation seit einigen Monaten sinkt.

Dennoch gibt es keinen Grund zur Entwarnung. Um die Inflation nachhaltig wieder auf die zwei Prozent zu reduzieren, werden die Zinsen noch weiterhin hoch bleiben. Außerdem sind die Risiken einer erneut steigenden Inflation etwa wegen der hohen Energiepreise signifikant.  

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Gerhard Lenz | Fr., 27. Oktober 2023 - 11:22

Zitat:

Wider Erwarten vieler EZB-Beobachter wurde während dieser Sitzung nicht einmal besprochen, wie es mit diesen Reinvestitionen weitergehen soll.

Weiter unten: "Die Neuverschuldung weiterhin derart stark mit Reinvestitionen zu stützen...."

Die, wenn ich richtig gelesen habe, überhaupt nicht beschlosen wurden?

Soll das jetzt eine Art Vorauskritik darstellen? Oder wird hier über Luftschlösser diskutiert, die noch gar nicht gebaut sind?

Und welche Fehler meint die Autorin? Dass in manchen Bereichen keine Entscheidungen getroffen wurden? Z.B. bei den Reserven - erhöhen, senken, beibehalten?

Das Einzige, was die Autorin also Frau Lagarde vorwerfen könne, wäre Zögerlichkeit, keine "Signale" auszugeben. Die aber, das hat sie immerhin richtig beschrieben, dank der durch den Ukrainekrieg verursachten Inflationsgefahr im Moment gar nicht möglich sind. Und nachträglich zu kritisieren, dass die EZB nicht früher die Zinsen angehoben hat, bringt was noch mal schnell?

Heidemarie Heim | Fr., 27. Oktober 2023 - 13:15

Antwort auf von Gerhard Lenz

Doch davon viel;) werter Herr Lenz! Doch glaube ich zu verstehen, mindestens eine Ahnung davon bekommen zu haben was Frau Lehnen andeutet und warum sie sich mehr, transparentere und ebenfalls vorhandene Instrumente/Maßnahmen unserer Zentralbank wünscht. Denn auch bei den Währungshütern, als nichts primär anderes sehe ich als Bürgerin die EZB, wurden aus Not oder sonstigen mir unbekannten Gründen in der Vergangenheit Regeln außer Kraft gesetzt, Hintertürchen geschaffen "what ever it takes". Ich meine u.a. die erste Grundregeln, die Finanzierung von Staaten wie z.B. Italien oder Frankreich mit einem BIP, die einem deutschen Finanzminister samt Regierung einen sofortigen Schlaganfall bescheren würden. Auch wer wem noch was schuldet bzw. Dinge wie Target 2, Versuche auch noch die letzte kleine deutsche Sparkasse o. Genossenschaftsbank in eine gemeinsame Einlagensicherung zu zwingen, Schulden-Vergemeinschaftung , Sparerenteignung 0 Zins auf Altersvorsorge sind wenig vertrauenerweckend? FG

die aus Prinzip Schuldigen zu verurteilen, auch wenn sie an der Misere kaum oder nur wenig schuld tragen! Aber die EZB als Teil des EU-Konstrukts ist natürlich für jeden "national Gesinnten" ein Feind - DIE in Brüssel (oder Frankfurt) verprassen doch nur das sauer verdiente Geld des deutschen Steuerzahlers! Aber lassen wir den Stammtischquatsch.
Zu Ihrem Kommentar: Dass die Konjunktur auch anderswo im Euroraum brummt, ist alleine schon wegen des Gemeinsamen Marktes wichtig. Wie soll denn der Export-Weltmeister Waren verscherbeln, wenn anderswo kein Geld da ist? Dass dabei die Target-II-Salden steigen, ist normal und Alltag seit Jahren. Und noch immer ist die BRD trotz der üblichen Schwarzmaler nicht zusammengebrochen. Dass viel Geld niedrige Zinsen bedeuten, weiss eigentlich auch jeder. Was also ist wichtiger: Null-Inflation, oder brummende Konjunktur? Selbst die Schwarze-Null ist eine Interpretation, die bei Vertretern einer niedrigen Staatsquote (also der FDP) zum Fetisch wurde.

Peter William | Fr., 27. Oktober 2023 - 14:05

Antwort auf von Gerhard Lenz

meine Güte, das ist schon das dritte Mal das ich ihnen zustimmen muss. Es wird langsam gruselig.

Verstehe die Kritik auch nicht, die Inflation geht zurück ist aber noch hoch. Somit wird die Geldmenge im Markt reduziert. Eine weitere Leitzinsanhebung sollte vermieden werden, die Konjunktur im Euroraum ist so schon nicht rosig. Und das Reinvestiert wird empfinde ich nicht als falsch, obwohl es in Frankreich ja eigentlich läuft, naja, Lagarde ist halt Französin.

Henri Lassalle | Fr., 27. Oktober 2023 - 14:45

Abgesehen von der Tatsache, dass die globale politische Situation nicht nur unberechenbar, sondern auch tückisch geworden ist (im Gegensatz zum 19. Jahrh., in dem eine von 1815 bis 1914 eine bemerkenswerte ökonomische Stabilität herrschte), ist die EU mit ihren doch sehr unterschiedlichen Staaten, was Wirtschaftleistung und Finanzpolitik angeht, ein Problemfall. Bereits die Lateinische Münzunion (ca. 1865 bis 1918) krankte an diesen Unterschieden, nur der Goldstandard rettete das Ganze. Noch brennt nicht das Haus, die Rating-Agenturen begnügen sich mit der Einnahme der Zinsen (aus den Staatsschulden). Aber die politische und damit auch ökonomische Gesamtlage wird nicht besser. In meiner Umgebung kaufen die Leute vermehrt physisches Gold, nicht nur wegen Israel, das auch, sondern, weil des Vertrauen schwindet, dass die Zeiten besser oder zumindest nicht schlechter werden.
Die Wirtschaft lebt von Krediten, ohne die läuft nicht viel. Und Geld, also Kredite, ist das Blut der Wirtschaft.

Tomas Poth | Fr., 27. Oktober 2023 - 15:14

Da schiebt die EZB eine Monsterwelle vor sich her!
Der digitale Euro wird ja vorbereitet.
Wie wird er benutzt werden?
Wird Bargeld dann wie befürchtet abgeschafft? Kommt es dann zu einem Währungsschnitt?
Viele Fragen. Der deutsche Steuerzahler steht mitten in einem Euro-Tsunami.