Rauchschwaden über der „Fremantle Highway“ / dpa

Brennender Autofrachter - Mehr E-Autos an Bord als gemeldet

Seit Mittwoch dümpelt der brennende Frachter mit rund 3800 Autos vor der niederländischen Küste. Das Feuer wird schwächer, doch die Gefahr einer Umweltkatastrophe ist nicht gebannt. Brandherd war möglicherweise die Batterie eines E-Autos. 

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Auf dem brennenden Frachter vor der niederländischen Küste befinden sich etwa 500 elektrische Autos und damit weitaus mehr als die 25, die bisher gemeldet wurden. Das berichtete die niederländische Nachrichtenagentur ANP am Freitag. Sie beruft sich auf Angaben des Unternehmens K Line, das die „Fremantle Highway“ vom japanischen Reeder gechartert hat. Insgesamt befinden sich auf dem Schiff 3783 Autos. Unklar ist, was das für die Entwicklung des Feuers bedeutet. Die Batterien von E-Autos sind schwieriger zu löschen. Möglicherweise war auch die Batterie eines E-Autos der Brandherd. Aber das ist noch nicht bestätigt. 

Das Feuer war in der Nacht zum Mittwoch auf dem Autodeck des unter der Flagge von Panama fahrenden Schiffes ausgebrochen. Es war unterwegs von Bremerhaven nach Singapur und lag zu dem Zeitpunkt etwa 30 Kilometer nördlich der Wattenmeerinsel Ameland. Zur Zeit liegt es stabil etwa 17 Kilometer im Norden der westlichen Nachbarinsel Terschelling. Beim Kentern oder Auseinanderbrechen droht eine Umweltkatastrophe durch Schadstoffe in Schiff und Ladung sowie Schweröl. 

Niederländische Bergungsspezialisten wollen heute einen neuen Versuch unternehmen, den Brand auf dem Autofrachter zu bezwingen und einen Bergungsplan erstellen. Sobald die Temperatur es zulasse, könnten die Experten das Schiff inspizieren, sagte die Küstenwache. Wenn das Schiff stabil genug ist, kann es an einen sicheren Ort geschleppt werden. 

Der Brand hatte am Donnerstagabend an Stärke verloren. Flammen waren nach Angaben der Küstenwache auf dem Schiff nicht mehr zu sehen. Die Küstenwache sagte aber, dass es für eine Entwarnung zu früh sei. Das Feuer könne auch wieder aufflammen. 

Öl und die Ladung gefährden das Naturgebiet Wattensee

Die Löscharbeiten sind schwierig. Denn zu viel Wasser auf dem Frachter könnte ihn zum Kentern bringen. Bisher wurden die Seiten des 200 Meter langen Stahlkolosses durch Löschboote gekühlt. Doch die Kühlung wurde vorerst am Donnerstag unterbrochen. Denn dabei war nach Angaben der Küstenwache auch zu viel Seewasser ins Boot geraten. 

Der Frachter ist nun fester an einen Schlepper gekoppelt, der seine Position stabilisiert. Dadurch wird der Schiffsverkehr nicht gefährdet. Durch Wind und Strömung driftet die „Fremantle Highway“ zwar leicht ab. Das macht den Rettungskräften aber keine Sorgen. 

Noch immer wird befürchtet, dass der Frachter mit rund 3800 Autos an Bord sinkt oder auseinanderbricht. Das könnte eine enorme Katastrophe für die Nordsee bedeuten. Öl und die Ladung würden dann auch das Naturgebiet Wattensee gefährden. 

Die Vorhersagen für Wind und Strömung sind nach Informationen des zuständigen Ministeriums aber günstig. Sollte Treibstoff aus dem Schiff strömen, würde es Richtung Norden in die offene See fließen. Dennoch liegt aus Sicherheitsgründen schon jetzt ein spezielles Schiff zur Bergung von Öl in der Nähe des Frachters. 

An Bord der „Fremantle Highway“ befinden sich keine Menschen mehr. Die Besatzung war am Mittwoch evakuiert worden. Dabei war ein Mensch gestorben. Die übrigen 22 Crew-Mitglieder wurden leicht verletzt. 

Quelle: dpa

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Tomas Poth | Fr., 28. Juli 2023 - 15:37

Das Schiff wird solange brennen, bis das Feuer keine Nahrung mehr findet.
Man kann nur hoffen, daß sich kein Loch in die Schiffswand brennt und damit der Kahn absäuft.
Selbst als abgekühlter Schrotthaufen zur Verschrottung am Kai wird er eine Belastung für die Umwelt bleiben.
Grundsätzlich ist der globale Handel zu überdenken, mehr hin zu lokaler Selbstversorgung, um die Risiken zu verringern.
Weltweit weniger Transportleistung bedeutet auch Reduzierung des Energieverbrauchs und Reduzierung der Umweltbelastung!

Jürgen Rachow | Fr., 28. Juli 2023 - 20:21

Antwort auf von Tomas Poth

Das hat schon was von grüner Deindustrialisierungs-Ideologie, Herr Poth.

Und jedes Land baut dann seine eigene nationale Autoindustrie, seine eigene Chemieindustrie, Agrarindustrie, Elektroindustrie etc. etc. auf.

Und die Schadstoffe, die dann beim internationalen Transport eingespart werden, pusten die einzelnen Länder bei der Produktion der Güter, die sie im eigenen Land verbrauchen werden, dann auch innerhalb ihrer eigenen Staatsgrenzen in die Luft. Ist dann auch irgendwo gerechter hinsichtlich des nationalen CO2-Fußabdrucks.

Brigitte Simon | Fr., 28. Juli 2023 - 23:04

Antwort auf von Tomas Poth

Das Schiff wird solange brennen bis es keine Nahrung mehr findet.
Also verhungern nicht verdursten. Ob das die Experten wissen?

Ernst-Günther Konrad | Fr., 28. Juli 2023 - 20:06

Auch wenn infolge noch relativ geringer Anzahl an zugelassenen reiner E-Autos 17,7% noch die Selbstentzündungsmeldungen in der Statistik gering sind, so haben schon etliche solcher Meldungen den Weg aufgezeigt, wohin uns diese technisch eben noch nicht ausgereifte Antriebstechnik hinführen wird. Es sind ja nicht nur Schiffe in Gefahr, Busdepots, Tiefgaragen, Carports und damit auch die angebauten Häuser, Wälder (Waldparkplätze) usw. Überall besteht grundsätzlich Selbstentzündungsgefahr durch E-Autos, die bei Benzinern eigentlich relativ selten vorkommt. Und wer sich mit Feuerwehrleuten unterhält weiß, solche brennenden Fahrzeuge mit herkömmlicher Brandbekämpfung schnell und sicher zu löschen ist fast unmöglich. Und wenn das dann an Ladegräten auf Rastplätzen, nahe von Zapfsäulen stattfindet, ist das Inferno ähnlich wenn nicht sogar dramatischer noch wie auf dem Schiff. Die Dinger gehören einfach erstmal storniert bis die technischen Probleme nachhaltig gelöst wurden.