Tarif-Rambo: GDL-Chef Claus Weselsky / dpa

Tarifrunde bei der Bahn - Ein Bahnstreik in der Weihnachtszeit ist eine scharfe Waffe

Wenn der Gewerkschaftschef der Lokomotivführer mit Streik droht, ist das erfahrungsgemäß ernst zu nehmen. Da der Arbeitgeber der Staat ist und die Regierung traurige Weihnachtsbilder vermeiden will, könnte es für den Steuerzahler teuer werden.

Hugo Müller-Vogg

Autoreninfo

Dr. Hugo Müller-Vogg arbeitet als Publizist in Berlin. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu politischen und wirtschaftlichen Fragen, darunter einen Interviewband mit Angela Merkel. Der gebürtige Mannheimer war von 1988 bis 2001 Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

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Claus Weselsky ist auf Krawall gebürstet. Der streitbare Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) sprach schon von Streik, da hatte die Tarifrunde mit der Deutschen Bahn noch gar nicht begonnen.

Dass der gebürtige Dresdner die harte Gangart einer geschickten Verhandlungsstrategie vorzieht, hat er schon mehrfach bewiesen. In der letzten Tarifrunde 2021, als die Corona-Pandemie das Land belastete und das Hochwasser das Ahrtal verwüstet hatte, ließ er seine Lokführer den Bahnverkehr lahmlegen. Schon 2015 hatte er den bis dahin längsten Bahnstreik organisiert.

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Karl-Heinz Weiß | Fr., 10. November 2023 - 13:27

Die Einschätzung des Autors bezüglich dem bahn-brechenden GDL-Führer teile ich. Eines ist aber nicht zutreffend: es geht nicht um eine Vier-Tage-Woche. Lokführer -Personal muss (in der Gesamtbetrachtung) Dienst an sieben Tagen leisten, und das zu unterschiedlichsten Zeiten. Dafür ist (wie in anderen Brachen) immer schwerer Personal zu gewinnen. Die Einführung eines 49 €-Tickets ist einfacher, ohne an die Auswirkungen zu denken. Aber das ist momentan überall politischer Standard.

Tomas Poth | Fr., 10. November 2023 - 13:27

Es braucht funktionierende Gewerkschaften, damit der Staat aus allem heraus gehalten wird.
Es ist nicht die Aufgabe des Staates den Lohn der Arbeitnehmerschaft zu erstreiten, sondern die der Gewerkschaften, die den im Kampf mit den Arbeitgebern Aushandeln.
Das gleiche gilt auch für öffentlich betriebene Infrastrukturen an dem auch Staatsbeteiligungen bestehen!
Parteipolitik und Gewerkschaften müssen durch eine Brandmauer getrennt werden, sonst landen wir im Einheitsbrei-Staatssystem wie DDR oder Nationalsozialismus.

Henri Lassalle | Fr., 10. November 2023 - 14:21

Auch das, aber der Mann, oder vielmehr seine Klientengruppe haben reale Macht. Wenn keine Züge fahren leiden viele Menschen. M. Thatcher hatte in dieser Beziehung Recht, als sie die unsägliche Macht der englischen Gewerkschaften spürbar lädierte.
In Frankreich kann der öffentliche Dienst im Extremfall das Land lahmlegen (habe ich schon erlebt). Daher ist jede Regierung sehr vorsichtig in Sachen Zumutungen, wie etwa in Lohn-oder Rentenangelegenheiten. Nur der ehemalige Regierungschef Alain Juppé hatte die Courage, in der Nationaversammlung von "überflüssigem Fett" zu sprechen, womit er die Privilegien des öffentlichen Dienst meinte. Prompt folgte ein langer, quälender Generalstreik.

Enka Hein | Fr., 10. November 2023 - 14:52

....sollte man vielleicht mal als Anti Migrationsrambo einsetzen.
Und die paar Euros die dann Leute kriegen die wirklich arbeiten sind doch Peanuts.
Da war doch Ihre Lieblingskanzlerin die auch unschöne Bilder vermeiden wollte und uns mit einem antisemitischen Mob beglückte, der uns wie ein Mühlstein am Halse hängt. Das kostet uns Steuerzahler jetzt mit Sicherheit jährlich einen 3stelligen MilliardenBetrag. Und manchem hat es schon das Leben gekostet.
Und die automatischen Diätenerhöhung unserer Vollversager.
Oder das man jetzt den Rentnern und zukünftigen Beziehern ans Leder will.
Oder Target2....futsch für immer.
Das sind echte Probleme.
Der macht's richtig der W.
Der setzt sich für seine Leute ein.
Würde ich mir von der Ampel wünschen, für's DEUTSCHE Volk. Wie es der Eid verlangt.
Also berichten Sie bitte von echten Problemen.
Das hier ist Ablenkung von den Ampelversagern u den Dilettanten der CDU mit ihrer Brandmauer.
Das alles im Sturm des Antisemitismus der gerade durch D geht.

Heidemarie Heim | Fr., 10. November 2023 - 15:37

Oder an Weihnachten mit dem Hintern zuhause bleiben heißt die Alternative. Welche Altersgruppen außer Berufspendlern, die aber meist noch über ein Kfz verfügen oder Lastenfahrrad-Jünger fahren denn an den Feiertagen und auch sonst wenn sie nicht unbedingt müssen mit der Bahn zu Omma und Oppa? Als älterer Mensch oder sonst wie körperlich nicht mehr ganz auf der Höhe kommt das doch einem Kraftakt gleich, von dem man sich Tage danach noch erholen muss. Oder sind Sie werter Herr Dr. Müller-Vogg noch so fit um endlich auf dem richtigen Gleis angelangt, von Durchsage zu Durchsage, steifen Genick vom Lesen der Anzeigetafel, durchgefroren bis auf die Knochen bei Einfahrt des Zuges, dessen Waggonreihenfolge und somit Ihre Platzreservierung erst mal kurzfristig außer Kraft setzend, nun flink samt schwerem Gepäck an dem 135m langen Gefährt entlang zu wetzen, jeden aus dem Weg fegend wie beim Rugby;)? Dann Gratulation und weiterhin Gute Bahn-Fahrt! MfG

Bernhard Homa | Sa., 11. November 2023 - 01:05

"Geiseln nehmen", "Tarif-Rambo", "keine Gefangenen" – na Herr Müller-Vogg, kurz vorm Wochenende nochmal über die Stränge schlagen, was? Oder eher eine Überdosis an Hollywood-Actionfilmen? Aber keine Sorge: beim Nüchternwerden hilft die Lektüre des Grundgesetzes, bes. Art. 9 Abs. 3 GG.

Sachlich liegen Sie auch ziemlich daneben: was jetzt bei der DB passiert, ist logische Konsequenz des Tarifeinheitsgesetzes. Gedacht dazu, Spartengewerkschaften wie die GDL klein zu halten, führt es in der Praxis zu einem Überbietungswettbewerb von GDL und der einst als "Kuschelgewerkschaft" verspotteten EVG zwecks Gewinnung von Mitgliedern. Beschwerden richten Sie daher bitte an diejenigen aus Bundesregierung und Bundestag, die diesen gesetzgeberischen Murks zu verantworten haben.
Denn wie heißt es so schön: Ihr erntet, was Ihr gesät habt.

Ernst-Günther Konrad | Sa., 11. November 2023 - 07:50

Ist er nicht genau dafür gewählt worden? Dass er im Interesse der Lokführer das bestmögliche herausholt? Ist das nicht gerade wünschenswert, dass ein Gewerkschafter eben nicht parteipolitisch gesteuert in Tarifverhandlungen tritt? Ob es klug ist und strategisch richtig, gleich und sofort die Streikkarte zu ziehen, müssen die Beteiligten selbst verantworten. Die meisten Menschen können doch mit Weihnachten gar nichts mehr anfangen. Sie nehmen zwar gerne die Feiertage als "arbeitsfrei" und für Brückentageurlaub in Anspruch, den tieferen religiösen Sinn aber haben sie doch längst verloren. Jetzt soll die Weihnachtsnummer emotional dafür herhalten, einen Streik zu verhindern, obgleich denen sonst die Weihnachtsgeschichte und der tiefere Sinn längst am A..... vorbei geht. Mal sehen wie lange der Weihnachtsmann überhaupt noch geduldet wird und nicht auch der Identitätspolitik geopfert wird. Und am Ende, egal wie es läuft, haben schon immer die Steuerzahler das Nachsehen gehabt und gezahlt.

Ingofrank | Sa., 11. November 2023 - 09:40

Tarif- Rambo lese, dürfte kein, aber auch gar kein Zug eine Sekunde Verspätung haben.
Das sind m M astronomische Gehalts- Bonus und Einmalforderungen. Wenn ich bedenke, dass meine Rentenerhöhung bei 3% für 2024 angekündigt wurde, sind nicht nur diese Lohnforderungen, sondern auch die anderer Branchen mehr als unverschämt. Der Gipfel des Ganzen sind die Forderungen nach weniger Wochenarbeitszeit (meinem „Lieblingsthema“ welches konträr zum „Fachkräftemangel steht)
und das bei vollem Lohnausgleich. Denen müßten 1/3 der Bezüge gestrichen werden damit das Hirn der Funktionäre wieder aufwacht! Lasst Sie streiken bis zum Umfallen und fahrt mit dem Auto. Unseren Finanzminister freut es. Das spült richtig viel Mineralölsteuer in die Kasse …..
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Der Blutdruck meines Rentner-Göttergatten ging als er dem gewahr wurde, auch zum wiederholten Male in den Grenzzonenbereich lieber Herr Frank;)! Inflationsausgleich, adäquate Erhöhung? "Ach Du meine Güte! Wo kommen die denn alle her? Haben wir doch glatt übersehen diese Spezies. Mit 63 und nach nur 45 Jahre Maloche in Rente gehen, und dann noch mehr als 3 oder 4% mehr haben wollen!" Ich könnte mir vor den nächst anstehenden Wahlen in 2024 aber durchaus vorstellen, dass man sich wieder an uns als Wählerinnenpotential erinnert? Bis dahin warten wir zum Beitrag passend auf` m Abstellgleis;) LG