SWR-Moderatorin bewirbt Boykott-App - Judenverachtung mit Influencer-Ästhetik

In einem Instagram-Video bewirbt die SWR-Moderatorin Helen Fares eine App, die Produkte mit Israel-Bezug identifizieren könne, um diese schließlich zu boykottieren. Nun wird sich zeigen, wie ernst es der öffentlich-rechtliche Rundfunk im Kampf gegen den Antisemitismus meint.

SWR-Moderatorin Helen Fares / picture alliance
Anzeige

Autoreninfo

Clemens Traub ist Buchautor und Cicero-Volontär. Zuletzt erschien sein Buch „Future for Fridays?“ im Quadriga-Verlag.

So erreichen Sie Clemens Traub:

Anzeige

Wieder einmal sorgt eine Journalistin des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mit einer antiisraelischen Äußerung für Aufregung. Die SWR-Moderatorin Helen Fares veröffentlichte auf ihrem privaten Instagram-Kanal eine Story, auf der sie in einem Supermarkt zu sehen ist und voller Überzeugung eine App bewirbt, die Produkte mit Israel-Bezug identifizieren könne, um diese schließlich zu boykottieren.

Die neue Judenverachtung im Jahr 2024 kommt im geschmeidigen Gewand der Influencer-Ästhetik daher. Fares erzählt in ihrem einminütigen Video in geschliffenem Englisch, dass sie ihre Lieblingsschokomilch von Alpro künftig nicht mehr kaufen werde. Diese sei zwar ihr „Komfort-Getränk“, doch habe sie ihn auf der „Boykott-Liste“ der App „No Thanks“ finden können. 

Doch was steckt dahinter? Alpro gehört zum Lebensmittelunternehmen Danone. Der mittlerweile weltweit tätige Konzern wurde von dem sephardischen Juden Daniel Carosso gegründet. Dieser musste 1941 aus Frankfurt in die USA fliehen, um der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen. 
 

 

Der Boykott von israelischen Produkten findet seit dem Pogrom der Hamas gegen Israelis am 7. Oktober 2023 insbesondere in muslimischen Kreisen und innerhalb der postkolonialen Linken großen Anklang. Dies geschieht vor dem Hintergrund der BDS-Bewegung – einer politischen Kampagne, die zum Boykott israelischer Waren aufruft, um damit den vermeintlichen Kolonialstaat Israel international zu isolieren. Ein Vorgehen, das schlimmste Erinnerungen an das Vorgehen der Nationalsozialisten im Dritten Reich gegen Juden wach werden lässt.

Manuel Hagel fordert eine umfassende Aufklärung

Manuel Hagel, Fraktionsvorsitzender der CDU im Landtag von Baden-Württemberg, sagt gegenüber Cicero: „Diese Journalistin hetzt auf widerliche Art und Weise offen gegen Jüdinnen und Juden – ‚kauft nicht bei Juden‘ war die menschenverachtende Praxis, die in das schlimmste Verbrechen auf deutschem Boden geführt hat. Eine solche volksverhetzende Haltung darf niemals einen Platz in der vierten Gewalt haben.“ Mit Blick auf den ÖRR wird Hagel im Gespräch sehr deutlich: „Der öffentliche Rundfunk muss sich schon fragen lassen, weshalb seine Kontrollmechanismen immer und immer wieder versagen. Hier muss jetzt Schluss sein mit Lippenbekenntnissen.“

 

Mehr zum Thema:

 

Auch der Grünen-Politiker und Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, zeigte sich angesichts des Videos schockiert und äußerte gegenüber der Bild-Zeitung, dass „so eine antisemitische Boykotthaltung“ nicht mit den Prinzipien des ÖRR vereinbar sei. Beck fordert eine umfassende Aufklärung durch den SWR-Intendanten Kai Gniffke.

Noch klarer fielen die Worte des Journalisten und Autoren Hasnain Kazim auf der Plattform X aus: „Heute vor sechs Monaten drangen Hamas-Terroristen in Israel ein, mordeten, vergewaltigten, verbrannten Menschen bei lebendigem Leib. Weit mehr als tausend Menschen wurden ermordet. Noch immer hält Hamas Geiseln gefangen. Und einer SWR-Moderatorin fällt nichts anderes ein, als eine App zu bewerben, die im Supermarkt Marken erkennt, die mit Israel in Verbindung stehen, damit man diese Produkte boykottieren kann. Das ist ‚Kauf nicht bei Juden!‘ im Jahr 2024. Wahnsinn.“

Wie wird die Reaktion des SWR ausfallen?

Auf ihrer Homepage stellt sich Helen Fares als „Journalistin, Aktivistin, Moderatorin, Podcasterin und Psychologin im Bereich Wirtschaft“ vor. Die freie Journalistin mit syrischen Wurzeln moderiert das SWR-Format „MixTalk“ und ist auf ihrem knapp 100.000 Followern zählenden Instagram-Kanal mit dem Namen „MS Baklava“ zuletzt immer wieder mit antiisraelischen Postings in Erscheinung getreten. 

Auf der Website des hochumstrittenen „Palästina Kongresses“ 2024 in Berlin ist Fares als Rednerin gelistet. In einem jüngst veröffentlichten Aufruf beziehen die politischen Nachwuchsorganisationen von SPD, Union, FDP und Grünen sowie der Jüdischen Studierendenunion (JSUD) Stellung gegen den Kongress. „Wer für friedliche Koexistenz im Nahen Osten eintritt, muss sich gegen diesen ‚Kongress‘ stellen, dessen Veranstalter sich das Gegenteil – die Vernichtung Israels – wünschen“, heißt es darin.

Nun werden die kommenden Tage zeigen, wie ernst es der SWR im Kampf gegen den Antisemitismus meint. Denn mit einer Strategie des Schweigens und des Wegduckens werden nur all jene Stimmen bestätigt, die dem ÖRR ohnehin politische Unausgewogenheit vorwerfen. Nach Information der BILD wird sich der SWR noch heute dazu äußern.

Ergänzung (09.04.2024): Der SWR hat Helen Fares noch am Abend des 08.04.2024 von ihren Moderationsaufgaben entbunden. Sie wird damit nicht länger das Debatten-Format „MixTalk“ moderieren. „Dem SWR ist es wichtig, dass der in Rede stehende Post nicht im Kontext einer Beschäftigung für den SWR entstaden ist“, heißt es in einer Pressemitteilung des Senders.

 

Ron Prosor im Gespräch mit Alexander Marguier:
„Israel wird nie mehr so sein wie vor dem 7. Oktober“

Anzeige