Eigentlich ist der Herbst eine schöne Zeit für die Landwirtschaft. Die Ernte ist größtenteils eingefahren, die Früchte der eigenen Arbeit harren in Silos und anderen Lagerstätten ihrer Vermarktung oder Verarbeitung. Doch der Herbst 2022 bietet wenig Anlass für eitel Freude, und auf so manchem Erntedankfest, dass in diesem Jahr zumeist am 2.Oktober stattfindet, könnte die Stimmung eher gedämpft sein.
Die deutsche Landwirtschaft steckt im Würgegriff gleich mehrerer Dämonen. Es gibt zwar große regionale Unterschiede, aber die Folgen des Klimawandels haben vielerorts für erhebliche Ernteausfälle bei einigen Kulturen gesorgt. Aufgrund von längeren Dürreperioden hat der Wassermangel in einigen Regionen dramatische Ausnahmen angenommen. Wer sich mal ins Berliner Umland begibt, bekommt die entsprechenden Statistiken eindrucksvoll visualisiert, etwa bei einer Fahrradtour entlang von weitgehend verdorrten Maisfeldern. Bei Kartoffeln sieht es ebenfalls nicht gut aus. Auch das Angebot bei den zahlreichen Ständen im Umland ist deutlich schmaler geworden.
Hohe Kosten und verunsicherte Verbraucher
Nur am Rande sei erwähnt, dass auch mein eigener Garten in diesem Jahr nicht viel hergegeben hat, weil es einfach zu trocken war und es Phasen gab, in denen ich täglich hätte gießen müssen, was aber nicht machbar ist. Immerhin: Wein, Johannis- und Stachelbeeren waren gut, Kartoffeln und Frühlingszwiebeln so lala, aber Bohnen, Kohl- und Wurzelgemüse waren Totalausfälle. Tomaten und Gurken habe ich wegen der Wasserprobleme eh auf meinen Berliner Balkon umgesiedelt – mit gutem Erfolg.
Zuletzt in „Genuss ist Notwehr“ erschienen:
Ferner sind die Kosten in vielen Betrieben nahezu explodiert, vor allem für Saatgut, Düngemittel, Futtermittel und Energie. Diese gestiegenen Kosten an die Verbraucher durchzureichen, ist kaum möglich, denn die galoppierende Inflation hat eine große Kaufzurückhaltung ausgelöst. Man sucht permanent nach Sonderangeboten oder verzichtet auf „Luxus“. Etwa bei Erdbeeren, wo deutsche Ware angesichts von Billigimporten aus Südeuropa und Nordafrika immer weniger nachgefragt wird. Düstere Warnungen vor was auch immer gehören zwar zum Standardrepertoire der Bauernfunktionäre, aber das Höfe-Sterben ist längst Realität und könnte jetzt einen weiteren Schub erleben.
Der Herbst ist eigentlich die schönste Gemüsesaison
Dabei sind der September und Oktober eigentlich Wonnemonate für Freunde von regionalen Produkten, denn Kohl, Rüben, Wurzel- und Knollengemüse, Äpfel, Birnen, Quitten u.v.a.m. haben jetzt Hochsaison. Und frisch geerntete Möhren schmecken nun mal ganz anders als Supermarktware, die schon eine längere Lagerzeit hinter sich hat.
Aber Genuss ist bekanntlich Notwehr, und so könnte man sein ganz persönliches Erntedankfest jetzt einfach mit einer herbstlichen Gemüsesuppe feiern. Und das machen wir jetzt. Und kaufen wenn möglich auf dem Markt oder im Hofladen so richtig frisches Gemüse – je nach Angebot. Beispielsweise Möhren, Knollensellerie, Lauch und Kohlrabi. Dazu noch festkochende Kartoffeln, Zwiebeln Knoblauch und Gemüsebrühe und Zutaten für eine kräftige Würzmischung, z.B. Pfefferkörner, Lorbeerblatt, Wacholderbeeren, diverse Gartenkräuter.
Eine einfache Suppe als angemessener Festschmaus
Wie gesagt: Sowohl das Gemüse als auch die Gewürze lassen sich ganz nach Geschmack variieren, man sollte ohnehin vielmehr intuitiv kochen als starr nach Rezepten. Und schließlich braucht man noch Gemüsebrühe, um der Suppe einen gewissen Grundgeschmack zu verleihen. Aber bitte wirklich eine Gemüsebrühe, und keine chemische Pulverkeule mit Geschmacksverstärkern, Hefeextrakt, zugesetzten Aromen und vergleichbaren Geschmacksverbrechen.
Die Zubereitung ist ausgesprochen simpel. Zwiebel in feine Würfel schneiden, Knoblauch hacken, Gemüse und Kartoffeln schälen bzw. putzen und in Scheiben, Ringe oder Würfel schneiden. Butter im Topf zerlassen, Zwiebel und Knoblauch 2 Minuten glasig dünsten. Dann das restliche Gemüse dazu und 3-4 Minuten mitdünsten. Ab und zu umrühren, es sollte nichts anbrennen.
Es muss nicht immer Fleisch sein
Bereits vorher haben wir unsere Kräuter und Gewürze in ein Gewürzsäckchen oder einen Tee-Filter gepackt (letzterer muss mit Küchengarn verschlossen werden). Das angedünstete Gemüse wird jetzt mit Gemüsebrühe aufgegossen, die Gewürze kommen dazu. Aufkochen und dann 10 Minuten sanft köcheln lassen. Wer will, kann natürlich auch noch ein paar Würstchen dazulegen, muss aber nicht sein. Gewürze wieder raus, vielleicht ein wenig mit Salz und Pfeffer abschmecken – und schon kann unser Erntedankfest-Schmaus auf die Suppenteller oder -schüsseln verteilt werden. Natürlich wäre es noch schöner, wenn ich dafür auf Gemüse aus dem eigenen Garten zurückgreifen könnte. Aber das hat ja diesmal nicht geklappt.
Herbstliche Gemüsesuppe
Zutaten für 4 Personen
400 g festkochende Kartoffeln
7-800g frisches Saisongemüse (z.B. Möhren, Kohlrabi, Knollensellerie, Lauch , Rote Bete)
1 Gemüsezwiebel
2-3 Knoblauchzehen
3 El Butter
1,5 Liter Gemüsebrühe
Für das Gewürzsäckchen
Pfefferkörner, Lorbeerblatt, Wacholderbeeren, Gartenkräuter nach Wahl