Grünes Kreuz als Mahnmal
Mahnmal des Landwirtschaftsterbens: das Grüne Kreuz / dpa

Proteste gegen EU-Agrarpolitik - „Ich rechne damit, dass wir bis 2030 die Hälfte aller Betriebe verlieren“

In den Niederlanden gibt es seit Wochen Proteste und Unruhen, doch auch die deutschen Bauern gehen gegen eine Umweltpolitik auf die Straße, die sie ihrer Lebensgrundlage beraubt. Im Interview erklärt Willi Kremer-Schillings, besser bekannt als „Bauer Willi“, wogegen protestiert wird, warum sich die Landwirte von der EU gegängelt fühlen und warum er die Debatte um eine sterbende deutsche Landwirtschaft in die symbolische Form der „Grünen Kreuze“ gegossen hat.

Philipp Fess

Autoreninfo

Philipp Fess hat Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaften studiert und arbeitet als Journalist in Karlsruhe.

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Willi Kremer-Schillings ist promovierter Agrarwissenschaftler, war über 37 Jahre in der Landwirtschaftsindustrie tätig und bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2014 Betreiber eines konventionellen Agrarbetriebs mit Raps-, Zuckerrüben- und Getreidekulturen. Seitdem betreibt der 67-Jährige das erfolgreiche Blog „Bauer Willi“, auf dem er über landwirtschaftliche Themen berichtet. 2019 hat Kremer-Schillings im Vorfeld der bundesweiten Bauernproteste die Aktion „Grüne Kreuze“ ins Leben gerufen und ist Mitglied des Praktiker-Netzwerks der Bundesregierung. 

Herr Kremer-Schillings, für diesen Montag hat die Organisation Land schafft Verbindung (LSV), die auch 2019 die Traktor-Demos in Berlin organisiert hat, zu einer Demo vor dem Bundeslandwirtschaftsministerium in Bonn aufgerufen. Warum? 

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Tomas Poth | Mo., 15. August 2022 - 14:36

Genau darum geht es vielleicht. Die Ackerfläche soll dann wohl nur in die Hand großer Agrarunternehmen gehen.
Also generell alles auf Big Money/Finance, Big Data, Big Pharma, Big Agrar, Big Industry.
Die Anzahl der Marktteilnehmer auf der Erzeugerseite wird auf einen überschaubaren Kreis reduziert.
Diese kaufen sich Regierungen, die nötige Expertise, Medien usw., um dann in kleinen Zirkeln die Menschheit zu beglücken, Kollateralschäden inbegriffen.
Bahnt sich das gewollt an?

als auch deren richtige Analyse & Danke lieber Cicero für das beleuchten dunkler Machenschaften.

Wir befinden uns meinem Empfindung nach im Schlussendspiel von "Erden-Monopoly" & fmp. ist in ein paar Jahrzehnten "Game over" angesagt, wo der Kreis seinen höchsten Zenit bei der

Zentralisation & Kontrolle

durch die Macht erzielt/ erreicht hat.

Und weiß bleibt wirklich im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke?

Moral, Demut zur Schöpfung & eure vielgepriesene Ressourcenschonende Langlebigkeit & Nachhaltigkeit verkommen in diesen Illusionstheater

der Gier nach Macht & Kontrolle.

Orwell 1984 als Institution wie Waffe expandiert & mutiert in Tatbestand der Wirklichkeit der hier handelten Schausteller zu einem nicht sichtbaren Virus der Macht als Todsünde hier auf Erden, um Worte wie Demokratie, Wahrheit, Liebe, Gerechtigkeit
&&&

aber auch Demut zu unseren Werten unserer Ahnen bis hin zur Schöpfung selbst

bis auf eine dünne Hülle innerlich auszuhölen,

für die weltliche Macht ?

Helmut W. Hoffmann | Mo., 15. August 2022 - 15:33

...aus den Niederlanden, aus Irland und auch aus Deutschland: macht es wie die Bevölkerung in Sri Lanka, bevor es zu spät ist: jagt die Regierungen zum Teufel: den Kasperlekanzler in Berlin samt seiner Regierungsbande, Herrn Rutte, den Intimus des WEF-Schwab und die Flinten-Uschi aus Brüssel mitsamt ihrer Kommissionsmischpoke. Wenn dann aufgeräumt ist, werdet ihr alle wieder mit eurer Hände Arbeit die Menschen gut und ausreichend ernähren können. Wenn es evtl. auch den Cicero-Zensoren nicht paß und dieser Kommentar erreicht das Forum nicht; aber sie Zumindest sie haben es lesen (müssen) und das ist für mich schon mal ein Erfolg

Christoph Kuhlmann | Mo., 15. August 2022 - 15:57

ist von Deutschland lange vernachlässigt worden. Dieses Land musste jahrelang Strafen zahlen, weil über die erlaubte Menge hinaus gedüngt wurde. Oft ging es nur noch darum die Gülle zu entsorgen. Das hing stark mit der Überproduktion von Schweinen zusammen, die in Großmastanlagen gehalten wurden. Ich glaube nicht, dass die Industrialisierung der Landwirtschaft durch eine Lockerung der Umweltstandards aufzuhalten ist. Wir leben im EU-Binnenmarkt. Insofern stellt sich die Frage nach der nationalen Versorgung mit Lebensmitteln durch die heimische Landwirtschaft nicht. Allerdings sind industrialisierte Großbetriebe mit mehreren hundert oder tausend Hektar wahrscheinlich wirtschaftlicher zu betreiben als kleinere Betriebe mit 60 Hektar. Niemand will alle Landwirte auf Bio umstellen. Man muss sich nur im Klaren darüber sein, dass eine regionale Produktion aus kontrolliertem Anbau eine Alternative gerade für mittlere Betriebe sein kann. Wenn auch nicht für alle.

Gabriele Bondzio | Mo., 15. August 2022 - 18:04

um die Sache, sondern nur noch ums Rechthaben.

Diesen Satz könnte frau nun auf einige Beschlüsse der letzten Zeit anwenden.

Die Politik sieht die Fehler sehr wohl, aber in den Rückwärtsgang zu schalten wäre ja ein Eingeständnis nicht alle Seiten der Medaille durchdacht zu haben.

Und so reiht sich ein Fehler an den nächsten.
Wie kurzsichtig muss man(n) als Minister sein, ein ganzes Volk abhängig von Ernährungsimport zu machen.

Ich kenne kaum noch Leute, die sich bei Energie-und Nahrungsmittel-Zukunft (bei diesen Aussichten) nicht an die Stirn tippen.

Christa Wallau | Mo., 15. August 2022 - 18:20

Die - ach so klugen - Politiker meinen, daß sie mehr von Ackerbau u. Viehzucht verstehen als die Bauern, die schon immer in diesem Bereich tätig waren u. von ihren Vorvätern ihr Wissen erhalten u. weitergegeben haben.
Also kommt das heraus, was wir erleben: Mist!

Seit Bestehen des gemeinsamen europäischen Marktes wurde die Landwirtschaft politisch geknebelt! Die Behörde in Brüssel diktierte, was und wieviel wo anzubauen und zu züchten war.
Auch der Preis war EWG-Sache. Subventionen (Planwirtschaft) regelten alles.
Milliarden wurden dabei oft sinnlos verschleudert.
Nun kommen die irrwitzigen Forderungen der Umwelt-Retter dazu und verzerren die Lage zusätzlich. Wenn ein Bauer nicht genügend Dünger auf seinen Acker bringen darf, dann wächst eben keine Frucht heran, aus der man Brot backen kann. Sie dient dann nur noch als Viehfutter.
Kurz:
Die EU war niemals ein Segen, sondern ein Fluch für selbständige Bauern und für eine gesunde, vernünftige Landwirtschaft in Europa.

studiert haben, fehlt natürlich nicht nur das profunde Fachwissen einer Grundschullehrerin in agrarwissenschaftlichen Fragen.

Sie kommen auch nicht in den Genuß von AfD-Parteitagsentscheidungen, die z.b. in Fragen wie Corona-Pandemie oder Klimaschutz das amateurhafte, wissenschaftliche Geplapper tatsächlicher Fachleute so überaus "kompetent" korrigieren!

Deutlich wird das z.B. auch in der Frage des angestebten D-Exits. AfDler haben offensichtlich keinen Schimmer, um was es bei Europa geht.

Sonst wüssten Sie, dass auch die sog. Gemeinsame Agrarpolitik ein Ergebnis der Beschlüsse der EU-Regierungschefs ist. Und nicht irgendwas Abstruses, das sich anonyme Bürokraten ausgedacht haben, um Menschen zu quälen.

Und natürlich hat sich die Politik - überall, also auch in der EU - über die Jahre geändert. Von anfangs bevorzugten Produktionsfabriken hin zu mehr ökologisch arbeitenden Betrieben.

Aber wer mit der EU nichts anfangen kann oder will, wird auch das nicht verstehen.

ines Schulte | Mo., 15. August 2022 - 18:31

Wie lange hat es gedauert, bis sich die meisten Bauern von ihren Feudalherren befreien konnten und forthin als stolze, freie Bauern galten, die ihr Land seit Generationen an den Boden, die Lage, von Sonne und Windschutz, Fruchtfolge etc. eigenverantwortlich anpassten. Nun wurde Cem Özdemir, allen langwirtschaftlichen Erfahrungen zeitlebens nicht im Mittelpunkt stehend, zum entscheidenden Minister. Gerade hört man, dass es den Bauern "erlaubt" sei, auf ihrem eigenen Grund und Boden zweimal hintereinander dasselbe anzubauen. Jeder Hobby-Gärtner weiß, dass dies höhere Düngergaben erfordert, da die Pflanzen auf einem Fleck nun einmal dieselben Nährstoffe beanspruchen. Mich wundert, dass wir, nachdem wir unsere Energieabhängigkeit beklagen, nun offenbar dieselbe Abhängigkeit im anonymen, nicht durchschaubaren, globalen Agar-und Lebensmittelmarkt suchen, anstatt unsere regional wirtschaftenden Bauern wertzuschätzen.

ingo Frank | Mo., 15. August 2022 - 19:04

Stellt man sich die Frage, woher kommen unsere Lebensmittel? Aus der EU? Wie hoch ist der Anteil der Agrarprodukte die wir verzehren die NICHT in der EU produziert werden. Frühkartoffeln aus Israel? Rindfleisch aus Argentinien? Himbeeren aus Marokko? Wein aus Südafrika, Chile usw. Reis aus Asien? Die Reihe ließe sich fast endlos fortführen. Und hier legt die EU die Axt unter Beifall der deutschen Grünen an die Landwirtschaft. Im übrigen gab es vor Jahrzehnten in D Überlegungen alle Agrarprodukte aus Kostengründen zu importieren. Letztendlich würde damit das Wissen, Landwirtschaft zu Betreiben, verloren gehen weil eben der Boden in Thüringen ein anderer als in Brandenburg ist. Im übrigen fragt man heute, wann werden Kartoffeln gelegt (gepflanzt) wann ist die Aussaat von x y z Gemüse ohne auf die Rückseite der Samentütchen zu schielen ….. ich bin mit Garten Obst und Gemüseanbau aufgewachsen. Und heute, wird daran geglaubt, dass der Kopfsalat bei REWE im Gemüsefach wächst
M f G a d E R

ist ja ganz gut und schön.
Das man(n)/frau auch im Winter nicht auf Erdbeeren verzichten muss.
Aber schmecken die Dinger auch am Rande nur nach Erdbeeren, Herr Frank?

Nein,...ich sag immer Mini- Runkeln!
Obst und Gemüse entwickelt viele Vitamine und begehrte Mineralien/Geschmacks- und Duftstoffe erst mit dem Reifeprozess.
Aber wenn sie beispielsweise im Dezember aus Afrika kommen, werden sie (wegen des langen Transportweg) grün abgenommen.
Und teils hier künstlich nachgereift.
Kaufe daher fast nur von deutschen Naherzeugern bzw. baue sie selbst im Garten an.

Und das geschieht mit allen importierten Gemüse und Früchten.
Sie wissen selbst, Herr Frank, das keine Tomate aus dem Markt, auch nur annähernd so intensiv duftet und schmeckt, wie eine frisch abgenommene aus dem Garten (habe gerade welche abgenommen).

M. Bernstein | Di., 16. August 2022 - 09:44

Man muss sich darüber im Klaren sein, dass eine "naturnahe" Landwirtschaft an Effizienz verliert, d.h. geringere Erträge, schlechtere Qualität und mehr manuelle Arbeit.
Dazu vergleiche man einfach mal die Zahlen wieviele Menschen ein Landwirt um 1900 versorgt hat und wieviele es heute sind. Schlechtere Qualität bedeutet z.B. auch, dass der Proteingehalt des Getreides sinkt und es dann für die Brotherstellung nicht mehr geeignet ist. Gerade Düngemittel sind heute so teuer, dass sich jeder Landwirt überlegt wie er sie sinnvoll einsetzt. Man kann Deutschland (oder auch die EU) zum Agrarstaat machen, dann muss man sich aber auch Klaren darüber sein welchen Lebensstandard und welche Lebensbedingungen man haben will.