Licht scheint durch die Kirchenfenster aus dem Kirchenschiff der Kirche St. Margareta im bayerischen Bad Wörishofen / dpa

Kirchenaustritte auf Rekordniveau - Kirchens Werk und Mediens Beitrag

Der massenhafte Exit aus der Kirche hat viele Gründe. Einer, den man nicht unterschätzen sollte, liegt in der unfairen Berichterstattung der Medien, denen viele Menschen mangels persönlicher Erfahrungen mit der Kirche Glauben schenken.

Autoreninfo

Detlef Pollack ist Professor für Religionssoziologie an der Universität Münster. 

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Mit den kürzlich veröffentlichten Austrittszahlen aus der katholischen Kirche hat die seit langem ansteigende Austrittswelle aus den Kirchen einen Höhepunkt erreicht. Noch nie sind in einem Jahr mehr als eine halbe Million aus der katholischen Kirche ausgetreten. Lag die Kirchenaustrittsrate bei den Katholiken in der heiß diskutierten ersten Kirchenaustrittswelle der Bundesrepublik während der kulturellen Umbruchsphase Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre bei etwa 0,3 Prozent (83.000), so ist sie im Jahr 2022 auf 2,5 Prozent und damit auf das Achtfache angestiegen. Auch in der evangelischen Kirche waren die Austrittszahlen 2022 so hoch wie noch nie: 380.000 verließen die Kirche.

Die Gründe für die erdrutschartigen Verluste der Kirchen sind vielfältig. In ihnen bildet sich ein langfristiger Prozess der Entfremdung vom Glauben und von den immanenten Weltdeutungsrahmen überschreitenden Vorstellungen ab, eine wachsende Ablehnung des autoritären und dogmatischen Auftretens der Kirche sowie eine zunehmende Skepsis gegenüber der Glaubwürdigkeit des kirchlichen Handelns, die sich gegenwärtig vor allem an der Art und Weise des Umgangs mit den Missbrauchsskandalen festmacht. 

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Elfriede Puhvogel | Mo., 3. Juli 2023 - 12:30

Jeder private Haushalt ist ein Mini-Unternehmen. Einahmen und Ausgaben müssen zusammenpassen.
Da wo nichts mehr übrig bleibt, ist der Abwurf der automatischen Kirchensteuerlast ein probates Mittel, um den eigenen Haushalt flüssig zu halten.
Die paar Tage im Jahr, da man die Kirche besucht, lassen sich auch über den Klingelbeutel/Opferstock abgelten.
Bei einer Kirche die sich als NGO feiert und zeitgeistig rumludert fällt das wenig schwer.

Martin Janoschka | Mo., 3. Juli 2023 - 12:38

Ich kann ihrem Kommentar nur bedingt zustimmen. Ich bin religiös, lebe im bistum Köln. Hier hat der Bischof und Kardinal aus der Kirche eine Organisation der winkeladvokaten, pressesprecher, rechtsverdreher und rechtfertiger gemacht. Mit so einer Organisation möchte ich nichts zu tun haben. Die wollen mir Moral beibringen, verbreiten eine sexualmoral aus dem Mittelalter ind decken bis heute Priester, die sich an Kindern vergangen haben. Auch zscholitz hat immer die Täter gedeckt. Und dann schämen sie sich nicht einmal und wollen mir Moral erklären? Nein danke.

In Irland war die katholische Kirche hoch angesehen und hat einen herausragenden Beitrag zur Unabhängigkeit beigetragen. Aufgrund ihrer schlimmen Verbrechen im 20 Jahrhundert hat sie jedoch mittlerweile jeden Anspruch des gehörtwerdens verwirkt. Zu Recht finde ich.

Ich ertrage diese falsche Moral und Hybris nicht. Auch ohne amtskirche kann man glauben, steht ja sogar in der Bibel.

Stefan Bauer | Mo., 3. Juli 2023 - 12:42

Sorry, aber den Kirchen gegenüber - insbesondere der katholischen - kann man gar nicht hart genug sein.
Staatliche Zwangseintreibung der Gelder, weltweit einmalig!
Kindesmissbrauch eher Regelfall als Ausnahme
Teils sogar verbrecherische Einmischung in die Politik
Obszönes Weltbild
Volksverdummung

Gern weg damit, auch wenn's eine Beruhigungspille fürs Volk war, aber ja auch nicht mehr ist.

Enka Hein | Mo., 3. Juli 2023 - 12:43

....der Bischöfe, das gleiche wie in Berlin mit Ampel+CDU.
Und nicht den ÖRR vergessen.
Der Missbrauch in der Kirche ist nur ein Teil. Aber der Autor vergisst die Beschimpfungen u Herabwürdigungen in der Coranazeit für Kritiker. Oder Migration.
Man lädt als kath. Kirche Millionen Muslime ein, wo in deren Länder Christen verfolgt werden.
Man gibt sich der Klimahysterie hin. Konkurriert mit den Grünen Hand in Hand gegen Andersdenkende und natürlich im Verbund mit allen Blockparteien gegen die AFD.
Der "blanke Kirchenhass" im DLF, neben dem blankem Hass auf Andersdenkende und AFD Wähler.
In was für einer Welt lebt der Autor. Oder wird er nur angesprochen wenn es um den Hass gegen die Kirche geht.
Ja, es gibt kaum noch Diskurs. Ideologie hat Vorrang. Siehe Heizungsgesetz, Migration.
Was glauben Sie was für eine Austrittswelle losbrechen würde, könnte man den GEZ Zwang entgehen.
Seien Sie froh das von ihren grünen Freunden noch keiner die Nazikeule ausgepackt hat.
Wird aber noch kommen.

Walter Bühler | Mo., 3. Juli 2023 - 12:48

Der heutige Durchschnitts-Europäer bleibt nur noch in solchen Großorganisationen, die ihm einen persönlichen Vorteil bieten oder einen sonstigen Nutzen bringen.

Sportvereine, Gewerkschaften, Berufsvereinigungen, Parteien und Kirchen verzeichnen daher Austritte in großem Umfang, aber auch die Zahl der Abonnenten von Zeitungen geht dramatisch zurück. Und vom "Genuss" des ÖRR schrecken immer mehr Menschen zurück.
Herr Pollack hat Recht: Die Medien tragen an dieser generellen Geringschätzung des gesellschaftlichen Engagements die Hauptschuld.

Erstaunlich, wie wenig die existentielle Krise des Journalismus und seine fatale Wirkung zum gesellschaftlichem Disengagement in diesen Medien selbst thematisiert wird.

Karl-Heinz Weiß | Mo., 3. Juli 2023 - 12:53

Frau Florin blanken Kirchenhass zu unterstellen, ist ebenso blanker Unsinn. Klar, die Medien konzentrieren sich auf die Person Woelki. Durch das zaudernde Verhalten des Papstes ist das aber erwartbar. Auch deshalb treten verstärkt Mitglieder aus dem Kreis der jahrzehntelang ehrenamtlich Aktiven aus. Die Rolle der Frau in der Katholischen Kirche: das ist eine Demütigung. Und zusammen mit den vertuschten Missbrauchsfällen ist der Rest von biblischer Glaubensüberzeugung aufgebracht. Wie sagte Martin Luther treffend: Hier stehe ich und kann nicht anders.

Michael Schneider | Mo., 3. Juli 2023 - 13:05

Warum sollte ich eine Vorfeldorganisation der Linken und Grünen weiterhin mit exorbitant hohen Steuerzahlungen unterstützen? Statt des Kreuzes hängt die Regenbogenfahne aus, ist das Seelsorge? Braucht man Kirchen überhaupt, ist Glaube nicht auch ohne Pfarrer und Bischöfe möglich?

Ingo Frank | Mo., 3. Juli 2023 - 13:26

angesprochenen Gründe nur ein Teil der Medallie der Gründe warum viele Christen beider Konfessionen die Kirche verlassen. Ich habe letztlich mir einen Bericht vom Kirchentag angesehen. Hätte man „Das Kistliche Symbol“ weggelassen, wäre es laut dem Bericht nicht von einem „Freiluft- Parteitag“ der Grünen zu unterscheiden gewesen. Die Kirchen sollten es tunlichst unterlassen das „Einheitslied“ der Regierenden & der CDUcsu laut mitzusingen und sich auf ihre Kernkompetenz ,den Glaubeb zu bewahren, konzentrieren stattdessen wird „modernisiert“ aber nur bis zum Punkt der Machterhaltung der Bischhöfe & Kardinäle.
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

... aus dem Berliner Regierungsviertel!

Ja, statt "Deutschen" Christen gibt es heute "Grüne" Christen - gemeint ist natürlich wie allüberall die "professionelle" Funktionärsschicht, die zwar von der Kirche lebt, sich aber gar nicht mehr für den Glauben interessiert.

Albert Schultheis | Mo., 3. Juli 2023 - 14:15

Sie haben sich gemeinsam die ideologischen Phantasmagorien und Woke-ismen der RotGrünen Khmer zueigen gemacht, haben sich wohl ausgerechnet, dass sie sich damit ihren Anteil an Zulauf bei den jungen Infantilisierten und Verblödeten abgreifen könnten! Jetzt laufen ihnen die Alten davon und die Jungen kommen erst gar nicht. Die jungen Khmer sowieso nicht, denn diese verorten die Kirchen - so wie die CDUcsu - hinter der Brandmauer, hinter Selbstschussanlage und Stacheldraht - gemeinsam mit der AfD. Die Kirchentage nehmen die RotGrünen Khmer gerne mit, solange dort Vulvae gemalt werden und um den Götzen der Regenbogenfahne getanzt wird. Aber schon am Tag danach geht die Hetze gegen christliche Kernpositionen ungehindert weiter. Wer braucht sie noch ernsthaft die Kirchen oder die falschen C-Parteien? Luther war Katholik! Er hatte recht, wenn er sagte, Glaube geht auch ohne die Vermittlung der geilen, geldgierigen Pfaffen! In Deutschland geht's nur noch um elementare Kernpositionen!

Astrid | Mo., 3. Juli 2023 - 14:50

Ich selber habe über 20 Jahre bei der Diakonie gearbeitet und kenne die Strukturen bestens. Die Kirchen in Deutschland sind zur Staatskirche verkommen. In der Coronakrise hielten sie die Türen eisern verschlossen. Gottes Botschaft: Und fürchtet euch nicht, hatte keinen Wert. 2019 wurden beim Ev. Kirchentag in Workeshops Vulven gemahlt. Beim letzten Kirchentag war Gott queer und das Klima steht auch ganz vorn auf der Agenda. Was soll man mit dieser Kirche noch anfangen? Wer seine sieben Sinne halbwegs beisammen hat, kommt um den Kirchenaustritt nicht herum. Leider!

Markus Michaelis | Mo., 3. Juli 2023 - 14:54

Ich glaube, dass, wie in der ganzen Gesellschaft, es auch in der katholischen Kirche mehr ein Problem der Vielfalt geworden ist, als dass eine Seite klar falsch oder richtig handeln würde. Die verschiedenen festen Weltbilder lassen sich immer schwieriger vereinbaren.

Frau Florin tritt aus, weil der Vatikan sich gegen Frauen und Laien in der Kirche sperrt - das ist sicher ein Grund für Austrittszahlen. Die Kirche ist aber größer und richtet sich nicht nur nach Deutschland. So scheint es mir glaubhaft, dass Afrika immer prägender wird und die Christen dort den synodalen Weg nicht mitgehen würden - zumindest nicht so und im Moment.

Aber auch in Deutschland gibt es viele verschiedene Gruppen, auch unter Katholiken, die kaum noch unter einen Hut zu bekommen sind. Auch wenn die katholische Kirche ganz auf Klima und synodalen Weg schwenken würde, würden die meisten die Kirche verlassen - viele auch genau deswegen. Aber auch keine andere Gruppe hätte "den" Weg für alle.

Sie meinen ein Problem der Beliebigkeit. Wenn Kirchen beliebig sind, warum sollte es dann ein Problem sein, dass sie vorgestern mit den Nazis klüngelten, gestern mit den Mauerschützen und heute mit den RotGrünen Khmer? Nur muss man ihnen dann keine Tränen nachweisen. Weg damit in die Tonne! Da landet so viel heutzutage - ausgerechnet um die Kirchen ist es nicht zu schade.

Gerhard Lenz | Mo., 3. Juli 2023 - 16:51

Da können katholische Bischöfe, die schützend und abwiegelnd ihre gütige Hand über die ganzen Mißbrauchstäter in derKirche hielten, sich ja zur Abwechslung mal mit Wutbürgern und AfDlern verbünden. Obwohl: Bei Sexualerziehung und Fragen wie Abtreibung schätzt man sich ja schon gegenseitig.

Die Reflexe der Amtskirche sind die gleichen wie vor 1000 Jahren. Da kann man nur sagen: Nichts dazu gelernt, aber sich selbst bedauern. Auch das kennt man, fast schon seltsam, gleichfalls vom rechten Rand.

Die Kirche kann ja weiter auf eine Idee bauen, die in einer Wüste vor 2000 Jahren entstanden ist, und diese weiterhin als Maß aller Dinge preisen. Wenn sie diese Idee dann auch noch so repressiv und stocksteif verteidigt, wie heute, sollte sie sich allerdings nicht wundern, wenn ihr viele Schäfchen verloren gehen.

Zeit, dass die Kirche, besonders die katholische, sich nicht mehr hinter Bibelsprüchen verschanzt, sondern sich der Realität annähert.

Gunther Freiherr von Künsberg | Mo., 3. Juli 2023 - 18:14

Seit über 1000 Jahren hat das Christentum die Entwicklung des Staates Deutschland, wie wir ihn heute vorfinden, ganz wesentlich geprägt. Ohne das Engagement der Kirchen (ev.&kath) würde auch heute unsere Gegenwart in vielen Bereichen ärmer aussehen. Das fängt schon bei der Taufe sowie bei den Kindergärten an und endet letztendlich bei der Gestaltung der Trauerfeier am Ende des Lebens. Wie bei jeder staatlichen wie auch nichtstaatlichen Organisation kommt es vor, dass Repräsentanten ein Fehlverhalten an den Tag legen. Je nach“ Härtegrad“ des Fehlverhaltens von Politikern wird dies von der oppositionellen Partei übertrieben hoch gekocht, von der Bevölkerung aber als erwartungsgemäß zur Kenntnis genommen. Anders bei Repräsentanten der Kirchen, denen man keine (menschlichen) Fehlleistungen zugesteht, vielmehr selbst eine Lüge übertrieben thematisiert, eine Lüge eines Politikers (z.B. CumEx) fast schon als Normalität empfindet. Ist dieses Messen mit zweierlei Maß fair?

Wolfram Fischer | Mo., 3. Juli 2023 - 20:16

Jesus (wie er gelebt haben soll) war bei Randexistenzen der Gesellschaft unterwegs. Zöllner, Huren, Aussätzige - physisch wie geistig gemeint. Ohne Hemmungen, ohne Vorbehalte. Und heute unsere Kirchenfunktionäre? Halten grünlinke Parteitage ab incl. Ausschluss von AFD-Mitgliedern! Hat das noch irgend etwas mit Jesus' Botschaft zu tun?
Der barmherzige Samariter liefert einen armen aufgefundenen Schlucker in der Herberge ab und hinterlässt dem Wirt einen Silberling für die Auslagen - verbunden mit der Zusicherung, bald wiederzukommen und seine Schuld zu begleichen, falls der Silberling nicht gereicht haben würde. Und heute unsere Kirchenfunktionäre? Unterstützen weitest reichend das unselige Schlepperwesen, kippen die "Flüchtlinge" vor fremde Türen und sagen, jetzt zahlt mal alle schön. Haben ihren eigenen Jesus nicht gelesen.
Diese Gründe (v.a.) fehlen mir in dem Artikel von Detlev Pollak. Linksgrün und selbstgefälliges Gutmenschentum. Das ist so unerträglich und Grund für Austritte!

Django Reinhardt | Mo., 3. Juli 2023 - 22:25

Nein der Herr Lenz, ich lese ja auch "die Medien", es sind leider jene die alles was "die Medien" zum Fressen anbieten so auch konsumieren, unkritische Mitläufergeister.
Sollten Sie sich angesprochen fühlen, würde es mich nicht wundern.