Mit seinen Black Painting nahm Ad' Reinhardt in Anspruch, allerletzte Bilder gemalt zu haben / dpa

Cancel Culture - Nichts geht mehr

Das deutsche Feuilleton ist zum Hüter des deutschen Reinheitsgebots geworden. Überall liest man Einlassungen zu der Frage, was man noch darf und was man nicht mehr darf. Wäre es da nicht besser, man schaffte die Kultur ab, damit endlich nichts ist?

Ralf Hanselle / Antje Berghäuser

Autoreninfo

Ralf Hanselle ist stellvertretender Chefredakteur von Cicero. Im Verlag zu Klampen erschien von ihm zuletzt das Buch „Homo digitalis. Obdachlose im Cyberspace“.

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Die Feuilletons berichten in diesen Tagen immer öfter über das Nichts. Ist Ihnen das auch schon mal aufgefallen? Früher, da war doch immer irgendetwas: Hier eine Neuinszenierung von Wagners „Ring“, da ein weiterer Thriller von Polanski; hier ein Harry Potter, dort ein Woody Allen. Selbst im Sommerloch gab es immer noch irgendwo auf dem ansonsten vielleicht ach so verbrannten und ausgedörrten Erdenrund irgendeine winzig kleine Premierenfeier – und sei es nur im Landestheater von Detmold. Und heute? Nichts!

Die Bühnen und die Kulturseiten so gähnend leer wie jüngst die Regalreihen bei Edeka. (Oder sollte Ihnen das etwa auch entgangen sein?) Alles ist verwaist, als wäre es der Strand von Sankt Peter-Ording in der nun einsetzenden Nachsaison. Nix. Nada. Niente. Aber eben auch nicht dieses alles verschlingende Nichts, wo einfach nichts ist. Eher geht es um die bedrückende Leere, bei der nichts sein darf, weil eben Nichts zu sein hat.

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Norbert Heyer | So., 27. August 2023 - 07:12

Wo die Kultur endet, beginnt die Subkultur. Wenn heute beim WDR Warnhinweise bei Schimanski oder Otto vor diesen Sendungen warnen, während Kinder frühsexuelle Aufklärung erfahren, zeigt das einen Sittenverfall erster Güte. Abgetakelte „Begleitdamen“ bringen sich dadurch in Erinnerung, dass sie in jüngeren Jahren eine Behandlung geduldet haben, die sie heute mit gespielter Entrüstung öffentlich kritisieren. Verlogenheit, Auflösung familiärer Bindungen, Selbstentscheidung unmündiger Kinder bei Geschlechter-Wechsel - alles Anzeichen einer gewollten Auflösung familiärer Bindungen. Alles ist leicht, ist woke - ist erreichbar und am Ende dieses kapitalen Irrweges steht dann wieder einmal die Stunde Null. Das dabei auch die konventionelle Kultur bildender und darstellerischer Art vor die Hunde geht - das ist geradezu das Ziel derjenigen, die mit allen Mitteln bestehende Werte mit Füßen treten - und nichts und niemand gebietet diesem Irrsinn Einhalt, Deutschland ist mal wieder auf Sonderwegen.

Christoph Kuhlmann | So., 27. August 2023 - 07:54

Der Mensch an sich ist weitgehend irrational. Erst durch die Moral wird er zu einem sozialverträglichen Wesen geläutert. Das Problem ist, man kann alles moralisieren. In der Regel ist die Moral höchst interessengeleitet. Sie ist im Kern ihres Wesens, politische Kommunikation. Also solche ist sie hochproblematisch. Sie fokussiert punktuell auf einzelne Fragen in einem inexplizitem Kontext und teilt die Welt in gut und böse. Damit fördert sie die schwarz-weiß Malerei und greift Andersdenkende auf der persönlichen Ebene an. Eine differenzierte, sachliche Diskussion, die ein Höchstmaß an Informationen prozessiert, wird weitgehend unterbunden. Menschen, die daran teilnehmen, werden, je nach Standpunkt, abqualifiziert oder aufgewertet. Auch hier entstehen wieder Interessen, die einer sachlichen Erörterung im Wege stehen. So wird Moral z. B., gerne dazu benutzt, individuelle Informationsdefizite in einer Kontroverse auszugleichen. Diese Verwendung der Moral ist dysfunktional und unethisch.

Wilfried Düring | So., 27. August 2023 - 08:21

Stille ists und doch kein Frieden
volle Münder schreien nicht
wenn sie in den Betten liegen
spürn sie kaum noch ihr Gewicht
Liegen doch auf weichen Kissen
und ihr Sterben spürn sie kaum
Manchmal, nachts, weint noch Gewissen
eingesperrt in ihren Traum
...
JEDE LEISE STILLE AHNUNG
WIRD ERSTICKT UND SCHNELL VERBANNT
JEDE LAUTE, SCHRILLE MAHNUNG
UMGEBRACHT, DURCH IHRE HAND
Gib mir Ruhe, gib mir Frieden
seis auch nur ne Stunde lang
Besser, in die Tasche lügen
Wahrheit bleibt im Panzerschrank.
...
B. Wegner: 'Stille ist's'. Das Lied ist auf youtube verfügbar. Bettina Wegner zählt zu den wichtigsten Liedermachern (beiderlei Geschlechts !) der DDR. Nach jahrelangen Auftrittsverboten und Schikanen wurde sie 1979 zwangsausgebürgert. Ihr bekanntestes Lied ist das wunderbare: 'Sind so kleine Hände'; in dessen letzter Zeile es vielsagend heißt:
'Leute ohne Rückgrat hab'n wir schon zuviel!'.
Man kann es nicht anders sagen:
Eine Lieder/Texte der Bettina Wegner sind - zeitlos.
Danke Bettina.

Urban Will | So., 27. August 2023 - 08:39

Ihrer hier, sind denn als Kunst zu verstehen, denn dass der Zug erst mal abgefahren ist, wird Ihnen ebenso klar sein wie mir und vielen anderen.
Und doch ist es gut, dagegen anzuschreiben, zu zeigen, dass doch noch was ist und lebt. Und wenn es demnächst nur die Gedanken sein dürfen.
Auch entstellte, zusammen zensierte, kastrierte „Kunst“ wird ihre Protagonisten finden, denn was sollte ein Böhmermännchen oder andere sonst machen. Blumen verkaufen?
Und das Einstige, das Originale, es wird hoffentlich irgendwo bleiben, schlummernd in irgendwelchen Kellern oder Archiven, die zu verbrennen vergessen wurde.
Und irgendwann wird vielleicht wieder eine Generation entstehen, die noch unterscheiden kann zwischen Kunst, freier Meinung, echtem Humor und eben dem, was wir derzeit gerade haben und wofür mir kein so richtig passendes Wort einfallen möchte.
„Sch...dreck“ ist etwas zu banal.
Aber die Geschichte bleibt nicht stehen. Die Aufklärung 2.0 wird diesem Neo – Mittelalter folgen. Irgendwann.

Dorothee Sehrt-Irrek | So., 27. August 2023 - 09:11

hinstellen und sprechen, es habe etwas zu sein.
Ob man bleibt, oder schwindet, ich hätte es gerne recht freundlich miteinander.
Das Überhandnehmen der Kritik, des Cancelns, hat das nicht auch etwas damit zu tun, dass einem sonst nichts einfällt?
Damit zarte Pflänzlein jedoch gedeihen können, braucht es vermutlich statt überbordender Kritik etwas Licht und Wohlwollen.
Warum weiss ich, dass recht viel nachwächst?
Nun, meine Kinder haben mich nicht ausgeschlossen.
Aber das braucht nicht nur kundige Mäzene, sondern auch Geld in den Händen von Jugendlichen.
Wir kamen jüngst darauf, dass ich als Gymnasiastin eine zeitlang Büchergeld bekam, weil aus kindrreicher Familie.
Dieses Kulturticket für Jugendliche ist eine tolle Sache, evtl. ein Problem, wenn es nur Arme bekommen.
Besser man schraubt irgendwo zurück, wo Reichtum begünstigt wird?
Diese Investition gibt jedem Kind Selbstvertrauen und sie treffen in der Freizeit aufeinander? Life goes on BTS.
Statt bedingungslosem Grundeinkommen Tickets

Caillea Rakow-Grebenstein | So., 27. August 2023 - 09:36

Phantastisch, super geschrieben und exakt das, was ich schon seit längerem selbst geschrieben habe.

Gerhard Lenz | So., 27. August 2023 - 10:03

April 2016 störten Identitäre in Wien die Aufführung des Flüchtlings-Stücks "Die Schutzbefohlenen" von Literaturnobelpreisträgerin E. Jelinek.
Ähnliche Vorkommnisse wurden gelegentlich auch aus deutschen Landen berichtet.
Aus der AfD kommen immer wieder Forderungen, man müsse z.B. im Radio mehr deutsche Musik spielen: Rechtsrock und Schlagergeschmalze statt Ghetto-Soul. Auch zu anderen kulturellen Darstellungsformen gibt es oft genug Kritik von Rechtsaussen. Schliesslich stünde es mit der westdeutschen Kultur nicht zum besten. Oder wie es Russia Today formulierte (was einem bestimmten Foristen besonders gut gefällt, denn er wiederholt es hier ständig) Im Westen lebten deutschsprachige Amerikanier, usw.
Gewiss: Wer bis zur Neurose Ungerechtes vermeiden will - auch in Kunst und Kultur - wird scheitern. Der Versuch ist ehrenwert, das Ergebnis zuweilen fragwürdig.
Aber: Irgendwo muss es Grenzen geben. Ich will kein KZ auf der Bühne sehen, und Sprüche über CC, wenn es um Kritik geht.

Das mit dem KZ-Video war wohl Rammstein?
Das geht meiner Meinung nach nicht, jedenfalls nicht von Deutschen in Deutschland und wurde doch auch heftigst kritisiert?
Ich hoffe, dass die Gruppe die Einladung in ein KZ angenommen hat.
Ich meine mich erinnern zu können, dass der Holocaust nicht so eine große Rolle spielte in der DDR?
Das wäre dann falsch gewesen!
Der Holocaust funktioniert nicht als irgendein Thema, er war DAS GRAUEN.
Wenn die Erinnerung an die Kriege verblassen sollte, so bleibt doch der Holocaust als, wie ich immer wieder selbst merke, nicht zu begreifende Greueltat.
Halten wir immerhin fest, DAS GRAUEN in der beginnenden Moderne und einem hochzivilisierten Land.
Kritik ist nicht CancelCulture, stimme zu Herr Lenz.
Aber Kinder, Jugendliche und Kritik ist auch nicht das Erste, das mir einfällt. Das wirkt eher wie eine fortlaufende "Trotzphase".
Jedenfalls ist Ihre einleitende Frage mehr als berechtigt!
Mit Schlagern sollte man doch aber leben können.
"Ein Kessel Buntes":)

Albert Schultheis | So., 27. August 2023 - 10:15

"bedrückende Leere, bei der nichts sein darf, weil eben Nichts zu sein hat." - M.a.W. es tritt eine alles erfassende Kultur-Leere ein, ein Zustand ohne Literatur, ohne Philosophie, ohne Wissenschaft - weder Natur- noch Geisteswissenschaft - eine Zeit ohne Geist.
Weil alle wahre Kultur rückhaltlos alles mit allem verknüpft, vermischt ist und Neues hervorbringt, vor keiner transkulturellen Aneignung zurückschreckt, sondern, im Gegenteil, sich freizügig, unverschämt alles zu eigen macht, um es wertzuschätzen, zu verballhornen, sich eine Jux draus zu machen, oder es zu veredeln. Alles war erlaubt! Aber genau das Alles verbieten uns linksgrüne Khmer und identitäre Dumpfbacken - und die linksgrün-identitär-versiffte Community - also die 80% Mainstream - knicken vor der Erpressung der identitären "Opfer" ein und beten deren rückwärtsgewandte, primitiven Litaneien nach!
Und deshalb leben wir in einer neuen Zeit der Lüge! Denn alles darf behauptet werden, selbst dass Männer Frauen wären!

Ernst-Günther Konrad | So., 27. August 2023 - 10:22

Beim Roulette gibt es den Punkt, da darf nichts mehr gesetzt werden. Beim Cancel Cultur gibt es das nicht. Ich schrieb schon bei den ersten Artikeln zu diesem Thema vor Jahren, dass die immer weiter machen werden und sprach von "moderner Bücherverbrennung und entarteter Kunst" die jetzt von den Ideologen gnadenlos weiter umgesetzt wird. Und die sog. Kulturschaffenden, sie machen da häufig mit und wer sich nicht beugt wird ohne Gnade öffentlich "ausgepeitscht". Politiker ohne Bildung und Lebenserfahrung wollen keine Kunst und Geschichte, die ihnen bei Interviews durch Fragen die Unwissenheit bescheinigen würden. Und dennoch bin ich optimistisch. Das Denken und das dann "heimliche" genießen von Kultur und das Wissen darum, wird nicht auszumerzen sein. Ich bin fest davon überzeugt, dass denen das massiv auf die Füße fallen wird. Wie in jedem Themenbereich, der hier kritisch beleuchtet wird, überspannen die Ideologen den jeweiligen Bogen so stark, dass er brechen wird. Es braucht Geduld.

Georg Chiste | So., 27. August 2023 - 10:52

Da bekommt eine lautstarke Minderheit, mittels Drohungen und Mobbing, endlich das Gefühl sie könnte über die Meinungen anderer hinweg entscheiden, was gut und schlecht ist. Und in vorauseilendem Gehorsam wird dann auch tatsächlich die Kunstfreiheit einer kleinen Minderheit geopfert.
Dabei sollte eine offene Debatte der Kern einer Demokratie sein.

Heidemarie Heim | So., 27. August 2023 - 12:47

Mich erinnert dieses Vorgehen, bzw. was sich da alles abspielt an eine Mixtur aus Borderline-Syndrom mit Selbstverletzung und den radikalen Methoden der unsäglichen "Taliban". Alles weg und ausradieren was nicht ins eigene Kulturbild, bzw. Lebensbild mehr passt! Oder wie im alten alten Ägypten daran erinnern könnte, dass der vorherige Gott-Pharao vielleicht von Haus aus beliebter und als mächtiger angesehen war beim Volk. Also wurden zumindest prägnante Dinge wie Gesichter und Namenskartuschen weggemeißelt. Gott sei Dank hat man in Florida diese Methode bei Michelangelos David-Kopie nicht angewandt, dessen nackte Pracht eine Schulleiterin den Job kostete, weil sie beschloss, dass es sich hier um ein Meisterwerk der Kunst anstatt "Pornographie" handele, was sie ihren Schülern bei einem Museumsbesuch nahebringen wollte. Unvorstellbar z.B. der Gedanke, dass man fast dem Genossen Ulbricht in Dresden gefolgt wäre, sondern mittels Rosenbüschen den Wiederaufbau der Frauenkirche ermöglichte.

Wolfgang Tröbner | So., 27. August 2023 - 12:58

Aber natürlich. Wenn es nämlich keine Kultur mehr gibt, fällt dann auch nicht mehr auf, wie bildungsfern und kulturlos die rot-grün-woke Mischpoke in Wirklichkeit ist. Man muss sich dann auch nie wieder fragen, ob ihr ins Auge springender Mangel an Bildung nur darauf zurückzuführen ist, dass sie nicht lesen bzw. ob sie überhaupt lesen können. Oder ob dies nur eine direkte Folge davon ist, dass sie vielleicht strunzdumm sind? Man muss dann auch keine weitern peinlichen Fragen an unsere Kulturstaatssekretärin richten, warum sie zusammen mit der feministischen Außenministerin die deutschen Museen leert. Die Deutschen haben eh keine Kultur, wie das mal eine offensichtlich nicht sehr gebildete türkische Politikerin befand. Also kann das alles weg. Zumindest die deutsche Kultur. Wir bekommen ja mit den sehr vielen Migranten deren wundervolle Kulturen aus der ganzen weiten Welt geschenkt. Das wird für den Michel doch reichen.

Bernhard Marquardt | So., 27. August 2023 - 13:45

In Kanada soll Yoga wegen kultureller Aneignung verboten werden.
In den Staaten wird die Bibel „gesäubert“.
Es ist dann wohl höchste Zeit, Martin Luther in Anbetracht seines ausgeprägten Antisemitismus radikal aus dem Verkehr zu ziehen, am besten mitsamt seiner gesamten Gefolgschaft.
Die Katholische Kirche hat sich ebenfalls nicht gerade mit Ruhm bekleckert, weg damit.
Die Römer waren hemmungslose Kolonialisten.
Von den Raubzügen des Mazedoniers Alexander gar nicht zu reden.
Die alten Griechen haben sich Sklaven gehalten wie vordem Ägypter und Assyrer und später die arabischen Anrainer des Mittelmeers.
Lao-Tse? Nie gehört.
Also nichts wie weg mit den alten weißen (gelben oder braunen) Männern des Altertums, mit deren Philosophie und Staatslehren.
Alles nur verzichtbarer Bildungs-Ballast und nutzloses Wissen.
Stattdessen geschichtslose feministische Außenpolitik, ein Märchenerzähler als Wirtschaftsminister und ein vergesslicher CEO (CumExOlaf) als Staatslenker.
Das wird schon.

Walter Bühler | So., 27. August 2023 - 14:35

Queere und Grüne sind auch nur Menschen wie wir alle!

Obwohl ihre Aktivisten, Presseprediger und Propagandisten etc. unablässig die Bösartigkeit und Dummheit der "Ungläubigen" bejammern und laut die eigene moralische und wissensmäßig Überlegenheit in die Medien hineinposaunen - nein, auch sie sind gewöhnliche Sterbliche wie wir anderen.

Die ungebrochene Lust am Denunziantentum, das wir doch von Berija, von Mielke und von der Gestapo her so gut kennen, taucht - natürlich etwas äußerlich verändert - bei diesen woken Inquisitoren wieder auf.

Unter Queeren und Grünen gibt es - wie unter den übrigen Menschen - Weiße, Schwarze, Spießbürger, Schwätzer, Feiglinge, Kriminelle, Dummköpfe, Sünder, Sexbesessene, Sexmuffel, Autoritäre, Weicheier, Gewalttätige, Sanftmütige usw.

Auch wenn sie es noch so gerne sein wollen: Grüne und Queere sind eben in der Wirklichkeit keine Übermenschen und sollten in einer Demokratie kein Recht auf Privilegien haben.

Die "Normalos" unter uns, die nicht den Nackedei-Zirkus am CSD beklatschen und schon gar nicht an ihm teilnehmen, und die - vielleicht ganz ähnlich wie Herr Habeck und Frau Baerbock? - in schönen Wohnungen mit (hoffentlich) glücklichen Familien leben, ihren Kindern eine ordentliche Erziehung angedeihen lassen und ihrer Arbeit einigermaßen sorgfältig nachgehen: - tragen wir Normalos nicht auch eine Mitschuld an den eingerissenen Mißständen?

Sind wir nicht demokratiemüde geworden? Ist es nicht für uns persönlich am bequemsten, die leidige Politik den Experten, den Polit-Profis, den Politik-Professoren und den eifrigen Parteifunktionären sowie der zugehörigen tumben Journalisten-Entourage zu überlassen? Das schwache politische Engagement der Mehrheit, der Rückzug in den überschaubaren und freundlichen privaten Raum kann von der queeren und grünen exzentrischen Minderheit fast risikolos ausgenutzt werden, zumal allzu viele Wissenschaftler allzu früh kapituliert haben.

Martin Janoschka | So., 27. August 2023 - 18:46

Kinder die sich nicht als Indianer verkleiden dürfen,
Sprech- und Diskussionsverbote, Warnhinweise vor Otto :-) und Harald Schmidt, Gedichte, die von Weißen nicht vorgetragen dürfen (dürfen dann bspw Asiaten Goethe vorlesen), die Verneinung des biologischen Geschlechts, wie weit soll das noch alles gehen?
Irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo im Tatort nur noch echte Mörder Mörder spielen dürfen, da es sich sonst um kulturelle Aneignung handelt. Dann spielen degowski oder klar halt den Gegenpart zu Till Schweiger. Formuliere ich bewusst sarkastisch. Wir leben in seltsamen Zeiten in einem seltsam wirren Land?
Naja, immerhin darf ich meine klassischen Konzerte weiter besuchen. Sarkasmus: dürfte ein afrikanischer oder asiatischer Dirigent überhaupt Mozart, Chopin, oder Mendelssohn spielen? Ist das nicht kulturelle Aneignung? Und fat bottomed girls von Queen wird nun auch gecancelt. Hat Ricarda sich beschwert? Darf ich noch Bilder von Michelangelo oder Oldenburg gucken? Fragen über Fragen.

Osvaldo | So., 27. August 2023 - 19:57

Da haben die Woken mit der Cancell-Culture im Anschlag Geister gerufen, die sie gar nicht rufen wollten. Immerhin ging und geht es ja um ihre Gefühle. Dass andere auch Empfindlichkeiten haben könnten, war so nicht eingeplant. Und ja, statt jetzt Rückzugsgefechte gegen die canx cult zu führen – sollte jeder auf alles schießen, was sich antiwoke bewegt. Verbieten, denunzieren, verteufeln, desavouieren, vernichten auf Teufel komm raus. Bis sich die Extreme einer politisch perfekten Gesellschaft mit dem Extrem einer Horrorvision berührt. Ich bin auf alle Auswüchse aus Absurdistan gespannt und freue mich auf konspirative Bukowski-Leseabende. Einlass nur mit Codewort.

Gisela Hachenberg | So., 27. August 2023 - 22:06

Toller Artikel, werter Herr Hanselle. Es ist jetzt schon schlimm. Aber ich fürchte, es wird noch weiter gehen. Ich mag gar nicht daran denken, wie die Zukunft aussehen wird. Jeder Schriftsteller, jeder Filmemacher u.a. kann nicht mehr arbeiten. Muss sich bei jedem Satz, bei jeder Einstellung fragen, ob das korrekt ist, oder gecancelt wird. Die Sittenwächter sind überall, lauern schon. Es ist ja nicht nur die Kunst. Gutes Essen, ein verdienter Urlaub, alles wird uns vermiest werden. Wir sollen dann nur noch zu Hause mit Photovoltaik und Wärmepumpe , zwanzigfach gedämmt, sitzen und teures Bio-Essen zu uns nehmen. Halt: E-Karren, oder besser Lastenfahrrad vor der Tür, ganz wichtig!Für die
schönen Dinge des Lebens, Theater- oder Operbesuch, ein Steak im Lieblingsrestaurant, oder Urlaub (wer braucht Urlaub, wo unser verschandeltes Land doch alles bietet) ist dann sowieso kein Geld mehr da. Und die Kultur schaffen wir ganz ab. Braucht kein Mensch! Lassen wir das alles geschehen????