Günther Jauch präsentiert seine Weinernte
Günther Jauch auf seinem Weingut in Kanzem an der Saar / dpa

Bekannter Entertainer als „Winzer des Jahres“ gekürt - Ist Günther Jauch ein Winzer?

Mit Befremden nahm unser Genusskolumnist zur Kenntnis, dass ein großes Weinmagazin Günther Jauch zum „Winzer des Jahres“ gekürt hat. Das will er nicht so einfach hinnehmen und hat daher selber gleich zwei „Winzer des Jahres“ ernannt, die zwar nicht so prominent sind, aber diese Auszeichnung verdient haben.

Autoreninfo

Rainer Balcerowiak ist Journalist und Autor und wohnt in Berlin. Im Februar 2017 erschien von ihm „Die Heuchelei von der Reform: Wie die Politik Meinungen macht, desinformiert und falsche Hoffnungen weckt (edition berolina). Er betreibt den Blog „Genuss ist Notwehr“.

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Mit der Kürung der „besten Winzer“, „besten Weingüter“ und „besten Weine“ verhält es sich ähnlich wie beim Profiboxen. Dort sind mindestens fünf Verbände auf dem Markt, um jeweils ihren eigenen Weltmeister zu küren. In der deutschen Weinszene gibt es noch viel mehr Verbände, Medien und obskure Trittbrettfahrer, die ihre eigenen Champions ausrufen.

Prominenz beflügelt das Geschäft

Auch Vinum, eines der wichtigsten Weinmagazine, hat seinen „Winzer des Jahres“ gekürt und in den Mittelpunkt der Werbung für den am 4.November erschienenen „Vinum Weinguide Deutschland 2023“ gestellt. Es ist Günther Jauch. Und dabei handelt es sich nicht um eine zufällige Namensgleichheit, sondern tatsächlich um den bekannten und erfolgreichen Moderator und Entertainer. Der hat 2010 zusammen mit seiner Frau das altehrwürdige, aber ziemlich runtergewirtschaftete Weingut Von Othegraven in Kanzem an der Saar von einer entfernten Verwandten erworben, betont aber bei jeder Gelegenheit, dass er dort schon als Kind des Öfteren zu Besuch weilte.  

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Urban Will | Sa., 12. November 2022 - 09:28

Lassen wir die Ehre denen, die sie sich verdient haben, die im Keller und in den Weinbergen das „gemacht“ haben, was denjenigen, die sich anmaßen dürfen, Weinkenner zu sein und Qualitäten beurteilen zu können, so gut schmeckt, dass sie es als „besonders“ einstufen können.
Vielleicht ist Jauch mal mit dem Kübel durch die Fluren getappt und hat ein paar Trauben abgeschnitten oder im Keller dem Winzer zugeschaut und lockere Sprüche gemacht, aber Wein machen ist eine Kunst, die ,am beherrschen muss.
Ich selbst stamme aus einer Weingegend und habe Winzer in meiner Familie. Ihr Weingut ist nicht sonderlich bekannt und auch nicht sonderlich groß, aber der Chef versteht sein Geschäft. Sein Sohn, der gerade d Lehre beendet hat, auch.
Vor kurzem holten sie dreimal Gold bei der Bundesweinprämierung. Nicht weil sie berühmt sind, sonder weil sie gut sind.

Romuald Veselic | Sa., 12. November 2022 - 09:39

Jetzt weiß ich es, ohne weiter zu lesen.
Die Eliten interessieren mich generell nicht.
Nur für den Fall der "Diversität": Wer ist der beste Bäcker in D oder wie geht's dem langsamsten Marathonläufer am Tag der BT-Wahl/2021 in Berlin?

Frohes Wochenende... ??

Karl-Heinz Weiß | Sa., 12. November 2022 - 09:46

Eine (leider) notwendige Einordnung des Themas. Einen Moderator zum "Winzer des Jahres" zu erklären, ist eine Beleidigung der Traditionswinzer, die mit viel Herzblut und ebenso vielen Arbeitsstunden das Kulturgut Wein kreieren. Angebracht wäre beispielsweise eine Auszeichnung der Ahrtal-Weinbauern, die sich nicht unterkriegen lassen. Aber deren Probleme haben sich wahrscheinlich noch nicht bis Potsdam herumgesprochen.

Johannes Renz | Sa., 12. November 2022 - 09:53

Da merkt man mal wieder, dass wir eigentlich immer noch eine Ständegesellschaft sind. Oben stehen zwar nicht mehr pauschal die Adligen, aber Prominenz besitzt inzwischen auch einen hohen Vererbungsfaktor. Und die meisten spielen dieses Spiel mit. Persönlich schätze ich Herrn Jauch durchaus, u. a., weil er von seinem Humor her auf meiner Wellenlänge liegt), aber der "Winzer des Jahres" ist mal wieder ein typischer Fall von Promi-Pushing (wie man es etwa auch bei der Bundespräsidentenwahl regelmäßig erlebt). Herr Balcerowiak hat recht: Jauch ist kein Winzer (auch wenn er auch mal selber Hand anlegt), sondern ein Investor.

Peter Wegner | Sa., 12. November 2022 - 10:00

Auch Herr Jauch hat seine Popularität genutzt um am Feindbild „Ungeimpfte“ in Deutschland mitzuwirken:
"Ich kann Ihnen aber auch sagen, welchen Menschen ich in diesem Jahr mit großem Unverständnis begegne: Das sind für mich alle Impfverweigerer, die mit ihrem Starrsinn zig Millionen Menschen quasi in Geiselhaft nehmen."
(Jauch, Jahresrückblick 2021).
Da Geiselhaft im Prinzip ein Strafbestand ist, war diese Aussage zutiefst beleidigend für einen großen Teil der Bevölkerung. Herr Jauch hat sich, soweit mir bekannt, zu seiner damaligen Aussage nicht weiter geäußert, d.h. sie steht immer noch im Raum.
Die Winzergeschichte ist dagegen im allgemeinen Jauch-Kontext eine Lappalie und eigentlich nicht erwähnenswert, ich könnte sehr gut auf diesen Artikel in einem Magazin wie Cicero verzichten.

Albert Schultheis | Sa., 12. November 2022 - 10:38

Das ist Wein-Journalismus vom Feinsten. Wenn es sowas im Fußball gäbe, wäre die Weltmeisterschaft heute nicht in Katar. Was da allenthalben betrieben wir hat nichts mit Wein zu tun, noch weniger mit Qualität und am allerwenigsten dient es der Weinkultur - es ist einfach nur korruptes Geschäft, das gerade denen schadet, die die eigentlichen Träger der Weinkultur sind, die handwerklichen Familienbetriebe. Ihren beiden Empfehlungen werde ich gerne folgen! Danke.

Gabriele Bondzio | Sa., 12. November 2022 - 13:44

Habe noch nie davon gehört. Und Auszeichnungen stehen meiner Meinung, dem Kreierer des Weines zu.
Genauso wie ein bei einem Kunstwerk Bild oder Buch, nicht Verlag oder Galerie ausgezeichnet wird.

Aber hier kommt ein ur,ur-altes Sprichwort zum Zuge, mit einer kleinen Korrektur:
Der Teufel scheißt immer auf den (größten) bekanntesten Haufen