
- Die stille Rückkehr der DDR
Die Stasi-Unterlagenbehörde wird aufgelöst. Das hat heute der Bundestag entschieden – und das ausgerechnet in einer Zeit, in der die Ideen des Sozialismus wieder in Mode kommen, schreibt der Historiker Hubertus Knabe
Geschichte wiederholt sich nicht – heißt es. Und doch hat man den Eindruck, manches schon einmal erlebt zu haben. 30 Jahre nach der Friedlichen Revolution erinnert der Umgang mit der DDR zunehmend an Zeiten, als es in Westdeutschland Mode war, den sozialistischen Staat als Alternative zur Bundesrepublik zu betrachten. Entgegen ihrem Selbstbild, die finsteren historischen Epochen gründlich aufgearbeitet zu haben, haben die Deutschen offenbar nur wenig aus ihrer Geschichte gelernt.
Vor dem Sturz der SED-Diktatur war es in der Bundesrepublik vielfach en vogue, für den Sozialismus zu sein – was es, vor allem bei SPD und Linken, auch heute wieder ist. Deutliche Kritik an den Zuständen in der DDR wurde damals hingegen als „rechts“ abgestempelt, ein Etikett, das auch jetzt wieder überaus freigiebig verteilt wird. In vielen Bundesländern wurden die Lehrer dazu angehalten, „vorurteilsfrei“ über den zweiten deutschen Staat zu unterrichten. Heute meinen viele Schüler, in der DDR hätte es freie Wahlen gegeben und die Stasi sei ein ganz normaler Geheimdienst gewesen – wenn sie denn überhaupt noch wissen, was die drei Buchstaben D-D-R bedeuten.