- Gedanken bei der Nachbetrachtung von Anne Will
Freitags geht es in der Konferenz immer darum, ob sich jemand findet, der am Sonntagabend die Sendung von Anne Will bespricht. Gestern war ich mal wieder dran. Zuerst versagte der Kugelschreiber seinen Dienst, und dann betraten Norbert Röttgen und Karl Lauterbach die Bühne. Aber lesen Sie selbst, wie man sein Wochenende nicht beenden sollte.
Gestern war der Dritte Advent – ein Tag, den viele traditionsbewusste Menschen mit dem Anzünden der vorletzten Kerze auf dem Adventskranz beginnen und mit dem Betrachten der Talksendung von Anne Will beenden. So auch ich, wobei hinzuzufügen wäre, dass Letztgenanntes nicht wirklich freiwillig und aus tiefster Überzeugung geschah. Es ist vielmehr so, dass wir freitags in der Konferenz immer fragen, ob sich jemand bereiterklärt, am übernächsten Abend bei Will reinzuschauen und möglichst sofort im Anschluss daran noch eine Fernsehkritik zu verfassen. Sie können sich wahrscheinlich denken, dass das nicht der Moment ist, wo alle schreien: „Ich! Hier! Hurra!“
Ben Krischke gehört zu den wenigen Kollegen, die das offenbar nicht nur gut, sondern auch gern tun – aber der war am Wochenende in Portugal, um sich dort mit dem gewerbsmäßigen Anbau von Cannabis zu beschäftigen (mehr dazu erfahren Sie in der Februarausgabe von Cicero). Kurzum: Der gestrige Anne-Will-Dienst blieb an mir hängen, und ich tat mich zugegebenermaßen vom ersten Moment an extrem schwer mit dieser Aufgabe. Was nicht einmal daran lag, dass der bereitgelegte Kugelschreiber nach zwei Minuten seinen Dienst aufgab, und ich auf die Schnelle nur Ersatz fand in einem Kinderfilzstift, der von der Form her einem Raumschiff nachempfunden ist und extrem schlecht in der Hand liegt. Es waren eher das Thema und die Teilnehmer, die mich zur zeitweiligen Resignation brachten.