
- Die deutsche Klima-Mondlandung
Lange taten Politiker und Experten so, als könnten wir mit unseren Erneuerbaren alle anderen Energieträger ersetzen. Doch im Zuge der Dekarbonisierung wird der Strombedarf immer weiter steigen. Schaffen wir die Energiewende? Dieser Artikel hat im November viele Leser interessiert.
Das Jahr 1990 ist die Stunde null in allen Bilanzen zur Klimapolitik. Das Jahr 2050 das Zieldatum. Im Jahr eins hat Deutschland die Atmosphäre noch mit 1250 Millionen Tonnen CO2 belastet. 2050 wollen wir „klimaneutral“ wirtschaften. Genau jetzt haben wir also Halbzeit. Wo stehen wir? Das Erneuerbare-Energien-Gesetz liegt dem Bundestag zur Novellierung vor. Es ist die inzwischen siebte Änderung des erst 20 Jahre alten Regelwerks zur Förderung erneuerbarer Energien. Allein die Häufigkeit der Anpassungen lässt den Schluss zu, dass einiges nicht nach Plan gelaufen ist.
Die gute Nachricht: Mit einem Anteil von 43 Prozent an der Stromproduktion hatten die Erneuerbaren das Klassenziel für 2020 bereits 2019 leicht übererfüllt. Die Gesamtbilanz fällt weniger erfreulich aus: Beim Vermeiden von Treibhausgasemissionen waren wir vergangenes Jahr noch ein gutes Stück vom Etappenziel 2020, minus 40 Prozent, entfernt. Wegen Corona werden wir es dieses Jahr aber wohl doch noch einhalten – ein Erfolg, der sich hoffentlich so nicht wiederholen wird. Sehr viel bescheidener sieht die Erfolgsbilanz aus, wenn wir den Bruttoendenergieverbrauch betrachten – also nicht nur den Stromverbrauch, sondern den gesamten Energiebedarf unserer Volkswirtschaft: Da haben die Erneuerbaren in 30 Jahren gerade mal 18 Prozent Anteil erreicht. Schon in zehn Jahren sollen sie bei 30 Prozent ankommen.