Vereinte Nationen gegen Israel - Das Mitleid der Welt

Wenn die Vereinten Nationen einen Waffenstillstand im Gaza-Krieg fordern, fallen sie damit Israel im Kampf gegen die Hamas in den Rücken. Die Gräueltaten vom 7. Oktober scheinen vergessen – gefangene Dschihadisten erregen mehr Mitgefühl als vergewaltigte und ermordete Israelis.

Eine israelische Geisel wird von der Hamas an das Rote Kreuz übergeben / dpa
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Ingo Way ist Chef vom Dienst bei Cicero Online.

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Die geplante UN-Resolution für einen Waffenstillstand im Gaza-Krieg ist einstweilen gescheitert, nachdem der von den Vereinigten Arabischen Emiraten eingebrachte Resolutionsentwurf im Sicherheitsrat von den USA blockiert wurde. Doch heute will sich die UN-Vollversammlung mit einem ähnlichen Entwurf beschäftigen, der dieses Mal von Ägypten eingebracht wurde und ebenfalls einen „humanitären Waffenstillstand“ fordert. Selbstverständlich werden die Hamas und das von ihr am 7. Oktober begangene Massaker an 1200 Israelis sowie der Umstand, dass die Terrororganisation nach wie vor israelische Geiseln im Gazastreifen festhält, in diesen Resolutionsentwürfen nicht genannt, geschweige denn verurteilt. 

Doch es sind nicht nur muslimische Länder, die Israel zur Kapitulation zwingen wollen. Die vier EU-Staaten Spanien, Irland, Belgien und Malta forderten sogar eine „dauerhafte“ humanitäre Feuerpause und einen entsprechenden gemeinsamen Aufruf der Europäischen Union. Der EU-Außenbeauftragte und spanische Sozialdemokrat Josep Borrell verglich am Montag nach dem EU-Außenministertreffen in Brüssel die Zerstörung von Gebäuden im Gazastreifen durch die israelische Armee mit der Zerstörung deutscher Städte im Zweiten Weltkrieg – ein vielsagender Vergleich, ließ Borrell doch unerwähnt, gegen welchen Gegner damals gekämpft wurde. 

Die Forderung nach einem Waffenstillstand beziehungsweise einer „humanitären Feuerpause“, obendrein einer „dauerhaften“, bedeutet unter den gegebenen Umständen nichts anderes, als Israel dazu aufzufordern, die Waffen zu strecken und die Hamas gewähren zu lassen – so als hätte Israel diesen Krieg am 7. Oktober vom Zaun gebrochen, und nicht etwa die Hamas, unter dem Jubel der palästinensischen Straße. 

Auf internationale Hilfe kann Israel nicht hoffen

Sämtliche Kritiker der israelischen Kriegsführung bleiben auffallend stumm, wenn es um die Frage geht, auf welche Weise Israel denn sonst der Bedrohung durch die Hamas Herr werden soll. Dass die Ausschaltung dieser Terrororganisation ein erstrebenswertes Ziel ist, sollte doch zumindest im Westen Konsens sein. Doch weder hört man Vorschläge, wie die Hamas denn ohne Schaden für Zivilisten und zivile Infrastruktur in Gaza bekämpft werden kann (wahrscheinlich, weil man insgeheim weiß, wie sehr die Hamas mit ihrer mörderischen Ideologie die palästinensische Gesellschaft auf allen Ebenen durchdrungen hat), noch stellen etwa die Vereinten Nationen eine Eingreiftruppe zusammen, um die Hamas auf „humanitäre“ Weise zu bekämpfen – weil sie es natürlich nicht können und weil sie es ebenso natürlich nicht wollen. 

Auf internationale Hilfe beim Kampf gegen seine Todfeinde kann Israel also nicht hoffen und wird sich bei der Wiederherstellung der Sicherheit seiner Bürger wohl oder übel auf sich selbst verlassen müssen – mit den Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen und die vor allem Erfolg versprechen. 

 

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Und der Erfolg stellt sich tatsächlich ein: Die letzten beiden Hochburgen der Hamas im nördlichen Gazastreifen sind nach Angaben des israelischen Verteidigungsministers Joav Gallant von israelischen Einheiten umzingelt. Die Hamas-Kommandozentralen in den Orten Dschabalia und Schedschaija seien eingekreist und stünden kurz vor dem Zusammenbruch, sagte Gallant am Montagabend. Auch die Stadt Chan Junis im südlichen Gazastreifen ist eingekreist. Dort vermutet die israelische Armee die Führungsriege der Hamas und die verbliebenen Geiseln. Immer mehr Hamas-Kämpfer ergeben sich.

Das Grauen endete nicht am 7. Oktober

Es scheinen jedoch gerade diese Erfolge zu sein, die die sogenannte Weltöffentlichkeit den Israelis übel nimmt. Das Mitleid der Welt entzündet sich derweil an Fotos von gefangengenommenen Dschihadisten in Unterwäsche, die ihre Kleidung ablegen mussten, um sicherzustellen, dass sie darunter keine Sprengstoffgürtel verbergen. Die nackt ausgezogenen israelischen Frauen, die am 7. Oktober vergewaltigt, gefoltert, verstümmelt und ermordet wurden, scheinen dagegen kaum mehr ein Achselzucken hervorzurufen. 

Die professionellen und freiwilligen Helfer, die nach dem Massaker an der Identifizierung der Leichen beteiligt waren, erzählten laut einem Bericht der BBC von zahlreichen Anzeichen für sexuelle Übergriffe, darunter gebrochene Becken, Blutergüsse, Schnitte und Risse. Unter den Opfern dieser Attacken waren auch Kinder, Teenager und Rentnerinnen. Ein Teilnehmer des Nova-Musikfestivals beschrieb in einem Video, das Journalisten von der israelischen Polizei gezeigt wurde, die Gruppenvergewaltigung, Verstümmelung und Ermordung einer Frau. Während sie noch lebte, schnitt einer der Täter ihr eine Brust ab; die anderen Männer spielten damit. Ein Terrorist schoss der Frau in den Kopf, noch während sie vergewaltigt wurde. 

Es gibt zahlreiche solcher Berichte; die meisten der vergewaltigten Frauen haben die Tortur nicht überlebt. Und das Grauen endete nicht am 7. Oktober. Etliche der freigelassenen israelischen Geiseln wurden während ihrer Gefangenschaft vergewaltigt – Männer wie Frauen. Einen solchen Gegner kann Israel in seiner Nachbarschaft nicht dulden. Und wenn die Weltgemeinschaft schon nicht helfend eingreifen will, soll sie zumindest Israel nicht noch in den Arm fallen. Mal sehen, wie Deutschland diesmal in der UN-Vollversammlung abstimmen wird.

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