
- Der Heiligenschein ist weg
Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern wurde weltweit gefeiert als erfolgreiche linke Regierungschefin – doch seit ihre No-Covid-Strategie gescheitert ist, herrscht Ernüchterung. Das aktuelle Covid-19-Impfmandat zum Beispiel ist nicht bei jedem gern gesehen.
Neuseelands Premierministerin hat keine einfachen Regierungsjahre hinter sich. In ihrer ersten Amtszeit musste Jacinda Ardern eine Terrorattacke, einen Vulkanausbruch und die Pandemie bewältigen. Alle drei Krisen meisterte sie mit exzellenter Kommunikation und viel Empathie. Dies belohnten die Neuseeländer bei der letzten Wahl im Oktober 2020 mit einem Erdrutschsieg für ihre Labour Party, Neuseelands sozialdemokratische Partei. Fast 50 Prozent der Stimmen gingen an sie, während die Oppositionspartei – die National Party – nur auf rund 27 Prozent kam. Politische Kommentatoren sprachen damals von einem „Blutbad für die Konservativen“.
International wurde sie bald zum Star der Linken und zeitweise als „Anti-Trump“ gefeiert. Die Medien lieben sie, nicht zuletzt auch, weil ihr Privatleben deutlich interessanter ist als das vieler anderer Politiker: Ihr Mann ist Fernsehmoderator, sie selbst legt gern mal als DJ Musik auf, gönnt sich gelegentlich ein Gläschen Whisky und ist Katzenliebhaberin. Viele Pluspunkte bringt der Neuseeländerin – die in einer Mormonenfamilie aufwuchs, sich später aber von der Kirche abwandte –, dass sie stets die Fassung bewahrt. So blieb sie bei einem Erdbeben während eines Live-Interviews die Ruhe in Person und ließ sich bisher auch nie von Reportern provozieren.