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(picture alliance) Raketenabwehrsystem: Iron Dome

Raketenabwehr - Israels Anti-Waffe „Iron Dome“

Das Raketenabwehrsystem „Iron Dome“ verleiht Israel neue Kraft und verschiebt die Kräfteverhältnisse entscheidend

Ein Sieger im jüngsten Schlagabtausch zwischen Israel und der Hamas steht fest. Es ist die Anti-Waffe „Iron Dome“, die „Eiserne Kuppel“. Durch deren Erfolge verändern sich die Kräfteverhältnisse entscheidend. Insgesamt fünf dieser Verteidigungsbatterien hat Israel stationiert. Sie stehen rund um die Städte Tel Aviv, Ashkelon, Ashdod, Ber Shewa und Sderot. Mehr als 300 Kurzstreckenraketen haben die „Iron Domes“ bereits abgefangen.

Das ist zwar in Relation zur Gesamtzahl der aus dem Gazastreifen abgefeuerten Raketen eine eher bescheidene Zahl. Doch das System ist schlau. Es erkennt in Sekundenschnelle, ob eine Rakete voraussichtlich in einem bewohnten Gebiet einschlägt oder auf offenem Gelände. Nur bei akuter Gefahr für Leib und Leben wird der „Iron Dome“ aktiv und zerstört das feindliche Geschoss in der Luft. Auf diese Weise wurden zwischen 75 und 95 Prozent aller als gefährlich eingestuften Raketen abgefangen. Dutzende von Menschenleben wurden gerettet.

Das System ist mobil und kann jederzeit disloziert werden. Aufgebaut wurde es nach dem Libanonkrieg 2006, nachdem die mit dem Iran verbündete radikalislamische Hisbollah Tausende von Raketen gen Israel abgefeuert hatte. Es ist zwar teuer – eine Abwehrrakete kostet im Durchschnitt sehr viel mehr als eine Angriffsrakete -, aber dafür können die Schäden beträchtlich reduziert werden. Der Nutzen wiegt die Kosten allemal auf.

Die Hamas-Aktivisten dürften sich vor Wut ihre Bärte raufen. Auch deshalb greifen militante Palästinenserorganisationen wieder auf alte Terrormethoden zurück – gezielte Anschläge auf zivile Ziele im Kernland von Israel, bevorzugt Busse. Andererseits könnte „Iron Dome“ den Palästinensern im Gazastreifen eine israelische Bodenoffensive erspart haben. Das Erpressungspotenzial von Hamas, Israel mit seinen Raketen entweder in die Eskalation oder zu Konzessionen zu zwingen, ist auf jeden Fall kleiner geworden. Strategisch ist das Land gestärkt.

Das gilt auch für den übergeordneten Großkonflikt in der Region, die Verhinderung eines iranischen Atomwaffenarsenals. Für Teheran sind die Raketen von Hamas und Hisbollah stets zentrale Drohmittel gewesen, um Israel im Falle einer Eskalation oder als Vergeltung für einen Militärschlag vom Norden wie vom Süden her unter Beschuss nehmen zu können. Durch die Erfolge der israelischen Raketenabwehrtechnik verringert sich diese Abschreckungswucht. Mit Hochdruck wird Jerusalem diese Technik jetzt weiter ausbauen.

Doch auch in die Diplomatie könnte eine neue Dynamik einziehen. Wenn sich Israel tatsächlich gegen Kurzstreckenraketen verteidigen kann, könnte es in Verhandlungen über den Endstatus der besetzten Gebiete flexibler sein. Das Argument eines prinzipiell nicht zu verteidigenden Hinterlandes – vom Jordantal bis zum Mittelmeer sind es nur 70 Kilometer – würde ein Stück weit entkräftet.

„Iron Dome“ verleiht Israel neue Kraft. Würde aus dieser Kraft nur Kraftmeierei, wären die Chancen vertan.

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