Juha Sipilä
Ministerpräsident Juhas Sipiläs „Zenturm“ stürzte ab / picture alliance

Wahl in Finnland - Warum wählen viele der glücklichsten Menschen der Welt eine nationalistische Partei?

Bei der Wahl in Finnland gewinnen die Sozialdemokraten, knapp vor den nationalistischen „Die Finnen“. Die Regierungspartei stürzte ab, dabei sind die Leute eigentlich zufrieden. Doch die Parteien haben sich auf die Negativ-Kampagne zu stark eingelassen, sagt der Politikwissenschaftler Henri Vogt

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Die Wahl in Finnland hat einen Regierungswechsel zur Folge. Die Partei des bisherigen Ministerpräsidenten Juha Sipiläs, das „Zentrum“, verlor deutlich an Stimmen und landete mit nur 31 von 200 Sitzen auf Rang vier. Gewinner sind die Sozialdemokraten, allerdings nur knapp vor den nationalistischen „Die Finnen“. Die Sozialdemokraten um den Vorsitzenden Antti Rinne gewannen 40 von 200 Sitzen, 39 Sitze bekamen „Die Finnen“ und 38 gingen an die „Nationale Sammlungspartei“.

Wie gut geht es den glücklichen Finnen wirklich?

Der Deutschlandfunk sprach mit dem Politikwissenschaftler Henri Vogt von der Universität Turku in Finnland über die Wahlergebnisse. Dass diese so ausgeglichen sind, spricht seiner Ansicht nach für eine angewachsene Heterogenität in der finnischen Gesellschaft. Er wolle zwar nicht von einer Spaltung sprechen, doch würden die Unterstützer der „Finnen“ sich teilweise benachteiligt fühlen. Dabei sind die Finnen nach dem Happyness-Index die glücklichsten Menschen der Welt. Warum wählen so viele von ihnen eine nationalistische Partei? Vogt nennt als Ursache die kürzlich bekannt gewordenen Sexualstraftaten von Migranten gegen Minderjährige, die schlechte Verfassung der Altersversorgung und das Scheitern der bisherigen Regierung, dass Sozial- und Gesundheitswesen neu zu strukturieren. 

Die anderen Parteien hätten es versäumt, den Bürgern zu vermitteln, wie gut es ihnen eigentlich gehe, sagt Vogt. Die Konsequenzen, die aus dem Wahlergebnis gezogen werden sollten, seien der Abbau von Hierachien und die Sicherung von Arbeitsplätzen. Man müsse versuchen, „die Gleichheit in der Gesellschaft weiter auszubauen und zu entwickeln.“

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Dieter Freundlieb | Mo., 15. April 2019 - 19:07

"Die anderen Parteien hätten es versäumt, den Bürgern zu vermitteln, wie gut es ihnen eigentlich gehe, sagt Vogt."

Selten so einen Unsinn gelesen. Und das von einem Politikwissenschaftler! Das ist so, wie einem Menschen, der Schmerzen hat, zu sagen, er könne, objektiv beurteilt, gar keine Schmerzen haben. Schmerzen zu FÜHLEN, ist aber dasselbe wie Schmerzen zu HABEN.

Klar. Sozialistisch gefärbte Parteien wissen es immer am besten, was gut für die Menschen ist. Und wenn die Menschen das anders empfinden, dann muss man es ihnen eben besser vermitteln.

Schon die Unterstellung des Autors, ein beträchtlicher Teil eines Volkes, dem es insgesamt relativ gut geht, könne doch eigentlich keine national gesinnte Partei wählen, ist mir unverständlich. Vielleicht sind ja gerade diese, mit gutem Grund, besorgt, dass sie durch verfehlte Politik und unerwünschte Einwanderung ihren als gut empfundenen Zustand verlieren könnten. Und das ist übrigens ein ARGUMENT. Nicht ein Zeichen von ANGST.

Jürgen Keil | Mo., 15. April 2019 - 19:19

"Man müsse versuchen, „die Gleichheit in der Gesellschaft weiter auszubauen und zu entwickeln.“ so sagt der Politikwissenschaftler. Ich habe 38 Jahre lang den Ausbau und die Entwicklung der Gleichheit in der DDR erlebt. Eine solche gewünschte sozialistische Gleichheit ist fad und grau. Sie erstickt den Leistungswillen und dämpft Eigeninitiative. Wenn der Ingenieur weniger verdient als der Bauarbeiter, wenn fast alle das gleiche Auto fahren, wenn der Professor neben der Reinigungskraft in der Schlange vor dem Konsum steht und hofft, das für ihn noch ein paar Bananen übrig sind, wenn er dran ist, dann haben wir die, von den Politromantikern, den Linken gewünschte Gleichheit. Ich will sie nie wieder.

Max Müller | Mo., 15. April 2019 - 19:43

"...spricht seiner Ansicht nach für eine angewachsene Heterogenität in der finnischen Gesellschaft."
Da hat er vermutlich recht.
Die zunehmende Heterogenität der liberalen Gesellschaften stellt diese von Innen heraus grundsätzlich in Frage. Das erkannte schon der Rechtsphilosoph und Verfassungsrichter Böckenförde in den 70er Jahren:
"„Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann. Als freiheitlicher Staat kann er einerseits nur bestehen, wenn sich die Freiheit, die er seinen Bürgern gewährt, von innen her, aus der moralischen Substanz des einzelnen und der Homogenität der Gesellschaft, reguliert. Anderseits kann er diese inneren Regulierungskräfte nicht von sich aus, das heißt mit den Mitteln des Rechtszwanges und autoritativen Gebots zu garantieren suchen, ohne seine Freiheitlichkeit aufzugeben."

Ernst-Günther Konrad | Mo., 15. April 2019 - 21:14

lese ich da wirklich, das in Finnland ähnliche Probleme herrschen wie bei uns? Die Zentrumspartei hat verloren, die Partei der sog. Mitte also? Ist das bei uns nicht gerade genauso? Die sog. Volksparteien der sog. Mitte verlieren also auch in Finnland. Aha. Nationalisten - also dort keine Nazis - legen zu? Kann es sein, dass die Finnen konservativ denken und bewahren wollen und ihren "glücklichen" Zustand einfach nur erhalten wollen. Kann es sein, das die Finnen das gleiche in der Sozialpolitik und Rentenpolitk wollen, nämlich Sicherheit für ihr Alter wie wir? Wow, in Finnland leben Migranten - wie überraschend - die leben dort auch ihre Sexualität kriminell aus. Diese Migranten sind bestimmt nicht Nachbarn aus Schweden oder? Wo kommen die denn her? Nun gut, der Link zum Interview gibt etwas mehr Aufschluss. Und was lese ich zuerst? Herr Vogt ist vom Ergebnis ein bischen überrascht.
Wie gut das ich TE und NZZ lese, da steht konkreteres als in diesen bischen Fundstück.

Alexander Mazurek | Mo., 15. April 2019 - 21:37

… tatsächlich das glücklichste Volk der Welt sind, hängt davon ab, wen man dort fragt. Dem Film "Die Große Depression" aus 2005 nach haben die Finnen die kürzesten -letzten- Depressionen … Danach stehen die Betroffenen für Befragungen nicht mehr zur Verfügung.

Hubert Sieweke | Di., 16. April 2019 - 01:26

die Finnen, wie alle anderen Bürger in der EU, gegen weitere illegale Einwanderung gewählt haben. Und wenn auch immer wieder Kommentatoren versuchen, irgendwie am Thema vorbeizureden, Gründe woanders suchen möchten, so ist die Realität doch ziemlich einndeutig, in F, NL. SP, IT, F, B, GB, D, HU, AUS, CH etc. Die Bürger widersprechen auf ihre einzige Weise den sogenannten "Eliten", die vom gemeinsamen Europa träumen und seit mehr als 10 Jahren erklären, man müsse die Aussengrenzen sichern. Derzeit implodiert dieses Gemeinsame in der EU an allen Ecken. Auch, wenn einige die SOROS Fahnen hoch halten.

Carola Schommer | Di., 16. April 2019 - 08:46

dass es die Unzufriedenen sind, die konservative oder die Nation betonende Parteien wählen. Wenn es einem gut geht, möchte man doch, dass es so bleibt. Ich denke, in Deutschland ist es nicht viel anders.

Warum wählen die "glücklichen" Finnen "nationalistische" Parteien?

Weil meiner Erfahrung nach in Finnland viele vernünftige Menschen leben, angenehm ruhig, unaufgeregt, sachlich und bodenständig.
Und diese haben, im Gegensatz zu unseren Gutmenschenkreisen und ihren Chefideologen in Politik und Medien, noch nicht vergessen, daß die Grundlagen für ihr Glück keine Selbstläufer sind, sondern Tag für Tag neu gelegt werden müssen.
Schlimmer noch, daß z.B. gerade eine unkontrollierte Einwanderungspolitik eben diese Grundlagen zu unterspülen droht..
Und da die bisherigen „Eliten“ (sagen wir besser „Machthaber“) sich uneinsichtig und beratungsresistent zeigen, bleibt nur die Wahl einer Alternative.
Und zum Unverständnis der „Eliten“ auch dann, wenn in diesen „rechten“ Parteien nicht jede Person und jede Aussage geschätzt wird.
Aber das ist kein Hinderungsgrund mehr, denn es geht längst darum, langfristige, irreparable Schäden an der Gesellschaft und dem Nationalstaat abzuwenden.

Stefan Jurisch | Di., 16. April 2019 - 09:22

Und diese finde ich ziemlich unsinnig. Die Menschen, die diese "rechtspopulistischen" oder meinetwegen konservativen Parteien wählen, widersetzen sich meinem Eindruck nach der immer weiter um sich greifenden Gleichmacherei, die einen Hauch von Sozialismus verspüren lässt. Und die Antwort der Wissenschaftler und Politiker lautet "noch mehr Sozialismus". Wenn die Politik, insbesondere auch hier, das nicht langsam erkennt, werden sich konservative oder gar wirklich rechte Kräfte immer mehr politischen Boden sichern.

Günter Johannsen | Di., 16. April 2019 - 09:48

die Alt-Parteien nicht mal mehr den Schneid haben, sich selbst einzugestehen, dass sie
sich unweigerlich auf den schlüpfrigen Pfad des Kommunismus haben führen lassen um der Macht willen! Wie kommt man nun da wieder raus, ohne beschädigt zu sein?!
Deshalb hat die freiheitliche Demokratie in Deutschland und Europa gegenwärtig nur einen Namen: AfD!

Günter Johannsen | Di., 16. April 2019 - 10:49

Antwort auf von Günter Johannsen

Die Hysterie um die „Prophetin“ Greta macht eines ganz deutlich:
der "Tanz um´s goldene Kalb" ist Kennzeichen unserer ratlosen und hoffnungslosen Gesellschaft. Angst vor Kriminalität und Gewalt, vor Ausbreitung des mörderischen Islamismus greifen um sich, weil Politiker nicht zum ihren Fehlern stehen können und an den Sesseln ihrer Macht kleben. Dadurch ist unsere Welt ziellos und orientierungslos geworden. Es mangelt an glaubwürdigen und ehrlichen Leitbildern – es fehlt an Liebe und Freude .
„Holt Gott zurück in die Politik!“ rät Alexander Solschenizyn.

Petra Führmann | Di., 16. April 2019 - 12:08

dass Menschen, denen "es gut geht", doch ganz sicher keine Nationalisten wählen würden oder gar könnten.. wo ist da der Zusammenhang? Gutgehen heißt immer mehr Zuwanderung wünschen? Heißt, die Steuern und Abgaben so zu belassen und vieles andere mehr, das nicht in Ordnung ist? Ich verstehe heute so vieles nicht, erkenne keine Logik, weiß nicht, was Leute denken und zweifle oft an mir, ob mir was fehlt im Oberstübchen. Aber eigentlich ist da alles in Ordnung...

Normal bin ich dafür, sich um die zu kümmern, denen es nicht so gut geht, Ungerechtigkeiten zu beseitigen, ebenso die Bevorzugung der Wirtschaft; das war früher SPD vs. CDU. Aber was seit 2015 und auch schon davor geschieht, das sprengt bei Weitem den Rahmen, auch die heutige öffentliche Gesinnung, was viele Haltung nennen. Haben andere keine Haltung?

Ernst-Günther Konrad | Di., 16. April 2019 - 12:11

Wenn ich mir bis jetzt die Kommentatoren hier im Forum zu Gemüte führe, kann ich bei jedem, wenn auch aus einem etwas anderen Blickwinkel, doch letztlich die gleichen Schlussforlgerungen erkennen und die gleichsam die selbe Kritik an der derzeitigen Politik. Ich habe viele Menschen in meinem Umfeld die laut, leise, hinter vorhgehaltener Hand gleiches formulieren. Ich frage mich jetzt nur, wie sediert ist ein Teil unseres Volkes, dass diese, zum Teil banalen Wahrheiten nicht erkennen will?
Wo sollen da die unzähligen Wähler der etablierten Parteien herkommen, wie uns das Umfragen glauben machen wollen?
Wie lange wollen Teile der Bevölkerung noch schlafen?
Irgendwann muss man doch mal aufwachen?
Über Details kann man trefflich streiten.
Nur anständig, ehrlich, mit Respekt und eben nicht ideologisch.

"Wo sollen da die unzähligen Wähler der etablierten Parteien herkommen, wie uns das Umfragen glauben machen wollen?"
Genau das frage ich mich auch schon lange. Ist es Wahlumfragen-Manipulation … will man die Menschen auf diese Weise schon für die echten Wahlen einstimmen auf gefakte Ergebnisse? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass so viele Menschen nicht mit dem eigenen Hirn denken ….?!
Wahlbetrug? Manipulation? Es wäre ja in Deutschland nicht das ersten Mal … ! Frau Merkel wird das ja auch noch gut kennen aus ihrer Zeit als FDJ-Sekretärin …. ein Schelm, der Böses dabei denkt ;-) !

Benno Pluder | Di., 16. April 2019 - 12:14

"Warum wählen viele der glücklichsten Menschen der Welt eine nationalistische Partei?"
Nun ich denke, sie hoffen, es so zu bleiben.

Die Menschen wollen sich die Welt, in der sie glücklich leben,
eben s o erhalten, wie sie ist. Deshalb wählen sie konservativ,
d. h. nämlich (neben anderem) heimat-bewahrend.
Den Sirenen-Gesängen der Eine-Welt-Utopisten und Migrationsbejubler
glauben sie nicht.
Ich kann das absolut nachvollziehen.