
- Wie die EU es verbockt hat
Die spinnen eben, die Briten – bei der Frage, wer das Brexit-Chaos zu verantworten hat, sind die Schuldigen schnell gefunden. Doch auch die EU hat mit ihrer Selbstgefälligkeit dazu beigetragen, dass ein Ausweg immer schwieriger wird
Die Briten sind an allem schuld. Dieses Narrativ zieht sich durch fast sämtliche Erklärungen der EU-Regierungen und auch durch die meisten Kommentare der öffentlich-rechtlichen Sender und der Zeitungen. Es ist ja auch nicht so, dass daran nichts dran wäre. Die britische Regierung, allen voran die irrlichternd voranschreitende Premierministerin Theresa May, und das Parlament versinken über die Fragen des Austritts in lähmendem Chaos. Laura Kuenssberg, Politikchefin der BBC, hat die europäische Sicht der Briten in der sehenswerten Dokumentation „The Brexit Storm“ so zusammengefasst: „Für die Europäer sind die Briten einfach verrückt geworden.“ Für die EU-Offiziellen, so Kuenssberg, wirkten die Briten wie der etwas langweilige, aber stets vernünftige Onkel, der auf einmal bis vier Uhr morgens wach bleibt und nur noch Wodka trinkt.
Die Comedy-Truppe des Brexits
Tatsächlich scheinen die britischen Brexit-Protagonisten wie aus einer besonders schwarzen Komödie entnommen. Da ist May, die immer weiter macht ohne Rücksicht auf Verluste, wie ein General aus dem Ersten Weltkrieg. Da ist Boris Johnson, ein Falstaff, der wohl nur in Großbritannien politische Karriere machen könnte. Da ist Jacob Rees-Mogg, bei dem man nie sicher sein kann, ob er vielleicht nicht doch nur die lang angelegte Karikatur eines Aristokraten von einem britischen Hape Kerkeling ist. Und da ist Jeremy Corbyn, der personifizierte Erdkunde-Lehrer mit gutem Gewissen, der wohl insgeheim ganz froh ist, dass er doch nicht Premierminister wurde und die Nation durch den selbstverursachten Schlamassel führen muss.