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Können selbstgemacht sogar noch schöner aussehen: Bratäpfel / Brücke-Osteuropa / Creative Commons Lizenz

Trotz Weihnachtsmarkt-Lockdown - Das Rezept für köstliche Bratäpfel

Weihnachtsmärkte fallen in diesem Jahr größtenteils aus. Ist das ein Verlust? Geschmackssache, findet Rainer Balcerowiak. Und keinesfalls ein Grund, auf köstliche Bratäpfel zu verzichten.

Autoreninfo

Rainer Balcerowiak ist Journalist und Autor und wohnt in Berlin. Im Februar 2017 erschien von ihm „Die Heuchelei von der Reform: Wie die Politik Meinungen macht, desinformiert und falsche Hoffnungen weckt (edition berolina). Er betreibt den Blog „Genuss ist Notwehr“.

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Dass der „Lockdown light“, auch „Wellenbrecher-Lockdown“ genannt, in einige lebenskulturelle Gewohnheiten eingreift, ist natürlich schmerzlich. Ob es sich bei allen Restriktionen tatsächlich um Verluste an Lebensqualität handelt, ist allerdings Ansichtssache. So halten viele Menschen den schon jetzt amtlichen Ausfall der meisten Weihnachtsmärkte für durchaus verschmerzbar, wenn nicht sogar für einen Gewinn. Besonders für sensorisch und ästhetisch empfindsame Zeitgenossen können Weihnachtsmärkte durchaus eine Zumutung darstellen.

Glühwein-Bashing muss auch mal sein

Sie markieren eine Zeit in der „ganze Innenstädte mit Holzbuden zugebaut sind und man kaum einen Schritt gehen kann, ohne auf fetttriefendes Essen, hässliche Straßenlaternen-Deko und fürchterliche Musik zu stoßen“, bringt die Süddeutsche Zeitung diese Wahrnehmung auf den Punkt. Und als müsse  man das alles noch toppen, „wird Glühwein in Sprüchetassen oder knirschendem Styropor ausgeschenkt, meistens viel zu heiß und süß, weshalb man sich erst den Mund verbrennt und un-mittelbar danach Kopfschmerzen bekommt“

Zum Thema Glühwein hatte die Zeitung bereits 2011 angemerkt: „Was muss ein Wein verbrochen haben, damit man ihn auf 75 Grad erhitzt, Zucker und Gewürze reinkippt und mittelalterliche Stadtsilhouetten aufs Etikett knallt?“ Und der legendäre Münchener Bartender Stefan Gabányi regte einst an, statt Glühwein doch lieber gleich Motoröl zu trinken.
Jetzt aber Schluss mit dem Glühwein-Bashing. Denn wenn man Glück hat, kann man auf Weihnachtsmärkten auch angenehmere Gerüche wahrnehmen und klassische Wintergenüsse goutieren. Dazu gehört mit Sicherheit der Bratapfel. Aber natürlich sollte es kein Problem sein, Bratäpfel zu Hause zuzubereiten. Und das wohlschmeckender als auf Weihnachtsmärkten und auch ohne die dort störenden Begleiterscheinungen.

Betrunkene Rosinen und säuerliche Äpfel

Rezepte dafür gibt es wie Sand am Meer. Doch fundamental für das Gelingen ist die Wahl des Apfels. Mittelgroß bis groß sollte er sein (mindestens 200 Gramm), säuerlich und mit fester Schale. Ich persönlich bevorzuge Boskop. Da Bratäpfel mit Schale zubereitet werden, sollte man zumindest in diesem Fall auf Bioqualität zurückgreifen.

Jetzt geht es um die Füllung. Beliebt sind Kalorienbomben mit Marzipanmasse und Butter. Muss aber nicht sein, schmeckt auch nicht sonderlich filigran. Meinen Lieblings-Bratapfel habe ich mir nach einigen misslungenen Versuchen selber zusammengebastelt. Dafür Rosinen leicht anritzen und über Nacht in Portwein einweichen. Interessante Alternativen wären edelsüße Gewürztraminer-Auslesen oder portugiesischer Moscatel. Für die Füllung mischt man die betrunkenen Rosinen mit trocken angerösteten Mandelsplittern und grob gehackten Walnusskernen.

Dann noch einen Schuss Portwein dazu und mit Haselnussmehl zu einer etwas sämigen Masse verrühren. Wer es unbedingt braucht, kann noch „weihnachtliche Gewürze“ wie etwas Zimt und Kardamom hinzufügen, für mich ist das nichts. Zucker braucht man nicht (Wein ist süß genug) Zitrone auch nicht (wenn es die richtige Apfelsorte ist)         

Schmeckt auch ohne Weihnachtsmarkt

Vom Apfel den Deckel abschneiden und das Kerngehäuse gründlich entfernen, ohne den Boden zu verletzen. Ofen auf 200 Grad (oder 180 Umluft) vorheizen. Äpfel füllen, Deckel drauf und auf Backpapier eng in eine kleine Back- oder Auflaufform stellen, damit sie nicht umfallen können. Nach 25 Minuten müssten sie fertig sein. Und dann können wir wunderbare Bratäpfel genießen, ganz ohne Bratwurst- und Glühweindüfte, schreckliche Musik und anderem Klimbim, aber gerne mit einer fein aromatisierten Vanillesoße.

Bratäpfel

Zutaten für 4 Personen

4 mittelgroße bis große (200-250 g), säuerliche Äpfel (Boskop, Elster etc.)
 
200ml Portwein

je 50 g Rosinen, Mandelsplitter und Walnusskerne

Haselnussmehl zum binden (am besten frisch gemahlen, ist viel aromatischer und geht auch im Blitzhacker)

 

Foto-Credit: Brücke-Osteuropa / Creative Commons Lizenz

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Michaela 29 Diederichs | Sa., 7. November 2020 - 13:58

Klingt sehr lecker und wird ab Dezember in den Ofen geschoben. Dankeschön für das Rezept.

gabriele bondzio | Sa., 7. November 2020 - 16:42

Auch wenn ich nicht der Weihnachtsmarkt-Gänger bin, halte ich es schon für einen Verlust, vor allem für die Kinder. Für sie ist es aufregend über einen Weihnachtsmarkt zu bummeln.
Sie haben ja in der All-Verbots-Zeit und gerade zur Weihnachtszeit, am meisten zu verzichten.
Der Bratapfel um den es hier geht. Wurde (als ich noch ein Kind war) zu Hause in der Kachelofenröhre gebraten. Das ganze Zimmer hat nach ihm geduftet. Es war nur ein Einfacher, mit Nüssen gefüllt. Aber lecker!
Äpfel gehen immer bei uns, habe erst neulich einen großen Korb geschenkt bekommen. Selbst mein Hund frisst sie gerne. Allerdings ohne Portwein.
Probieren werde ich ihr Rezept auf jeden Fall.