Eine Ausstellung in Frankreich mit Projektionen der Comicfigur TinTin (Tim) / dpa

Stunde Null in der Kultur - Muss Tintin verboten werden?

Was haben Pippi Langstrumpf, Mary Poppins und Jim Knopf gemeinsam? Alle wurden kürzlich einer rigiden Gesinnungszensur unterworfen. Höchste Zeit für eine kompromisslose Bestandsaufnahme der europäischen Hoch- und Popkultur.

Autoreninfo

Dr. phil. Dominik Pietzcker studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik. Von 1996 bis 2011 in leitender Funktion in der Kommunikationsbranche tätig, u.a. für die Europäische Kommission, Bundesministerien und das Bundespräsidialamt. Seit 2012 Professur für Kommunikation an der Macromedia University of Applied Sciences, Hamburg. Seit 2015 Lehraufträge an chinesischen Universitäten.

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Tintin, hierzulande unter „Tim und Struppi“ bekannt, gehört sicherlich zu den gravierendsten Beispielen einer westlich-männlich-arroganten Geisteshaltung und ihrer ästhetischen Ausdrucksform. Vom Blackfacing (Der Arumbaya-Fetisch) bis zur kulturellen Aneignung (Der blaue Lotos, Die sieben Kristallkugeln), von antisemitischen Stereotypen (Der geheimnisvolle Stern) bis zur rassistischen Überheblichkeit (Tim im Kongo) hat der belgische Zeichner Hergé über Jahrzehnte hinweg kein Fettnäpfchen der Political Correctness ausgelassen.

Wie ist heute damit umzugehen? Um ein langwieriges und kostenintensives Rechtsverfahren zu vermeiden, wäre die vorauseilende Schwärzung der gesamten Comic-Serie eine denkbare Option. Denn es kommt noch schlimmer!

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Franz Stradal | Mi., 13. März 2024 - 08:42

Cicero als Name für ein Blatt ist ja auch nur kulturell Aneignung und Selbstüberhöhung. 😂
Ich finde den ganzen woken U sinn sehr lustig. Die Geschichte wird darüber sehr schlecht urteilen und wohl als inneren Sozialismus titulieren. Helau, Alaaf und Humor. Alles andere hilft nicht.

Peter Sommerhalder | Mi., 13. März 2024 - 08:52

Und dann gibt es noch die beiden Trottel "Schulze und Schultze"
Zu unterscheiden sind sie allein an der Form ihres Schnurrbartes.

„Das bin ich in allen meinen Formen. Tim, das bin ich, wenn ich mal heldenhaft sein möchte. Die Schultzes, das bin ich, wenn ich mich mal blöd stelle, und Haddock, das bin ich, wenn ich mich zu etwas äußern möchte.“
Hergé

Hergé war ein Genie, unübertrefflich...!

Rainer Mrochen | Mi., 13. März 2024 - 08:55

Wie weit in der Zeitgeschichte wollen diese Selbsternannten "woken" eigentlich zurückgehen um jedem und allem gerecht zu werden? Ich denke andere Kulturen sind da weniger zimperlich wenn es um die Aufarbeitung von Vergangenheit geht.
Zeitgeschichte ist das unauslöschbare Gedächtnis der Menschheit und somit immer Zeitzeuge der jeweiligen Epoche. Ohne dieses Gedächtnis wäre Erfahrungswissen nichts wert.
Das kann keinesfalls richtig sein, denn es bedeutete ja nichts anderes als die Vergangenheit permanent zu leugnen. Gibt es Gegenwärtiges? Es gibt den konkreten Moment mit seinen Abläufen die im selben Moment der Vergangenheit angehören. Geschehen ist geschehen. Das Gedächtnis ist notwendig für die Gestaltung der Zukunft. Es auslöschen zu wollen indem Vergangenes umgeschrieben wird, ist somit kontraproduktiv und dient bestenfalls der Selbstbeweihräucherung zwecks Erhalt des guten Gewissens. Was wird also gewollt? Absolution durch Ablasshandel? Das scheint wenig aufgeweckt.

D. Wehleit | Mi., 13. März 2024 - 09:14

Danke für das wunderbare Interview mit Frau Maron. Ihre Einlassungen zur politischen und gesellschaftlichen Entwicklung teile ich vollständig.

Stefan Jarzombek | Mi., 13. März 2024 - 09:36

... bis die Kultur ganz den modernen woken Primitiven gehört.
Weg mit den verstaubten Ansichten der Vorfahren, der wilde Ungebildete steht ganz im Fokus der Kunst.
Erbsensuppe für Rembrandt oder Mona Lisa.
Die Schriften Goethes und Schillers Pamphlete von unverbesserlichen Rassisten.
Stattdessen kleben für das Klima oder sonstwas.
Der Jüdische Weltkongress hat Kulturstaatsministerin Roth fehlenden Einsatz gegen Antisemitismus vorgeworfen. Auf der Berlinale habe sich die Documenta wiederholt.Das schreibt die Zeit Online am 5. März 2024, 19:34 Uhr.
🤷‍♀️Man kann sich aber auch mal sowas von vertun. 🤔
Die letzte wirkliche Oppositionspartei als Faschisten gebrandmarkt damit man die deutsche Geschichte und die deutsche Kultur tatsächlich bald schon auf dem Müllhaufen der Geschichte sehen kann.
Eigentlich auch ein destruktives Kunstwerk einer Nation soetwas überhaupt hinzubekommen. Mit wehenden Fahnen dem Untergang entgegen. Alles Nazis alles aufwachen in einer anderen Welt.
Gott beware!

Urban Will | Mi., 13. März 2024 - 09:37

ort für „Nicht–Fundamentalisten“? Also nach Neusprech: „Nazis“ (in allen Sprech – Varianten)?
Kann man der Moralsense bald nur noch entgehen, wenn man sich in sich selbst zurückzieht?
Es sieht so aus, aber noch ist es nicht soweit.
Die Bilderstürmer laufen sich allerdings schon warm, wie man allenthalben sieht.
Die Vergewaltigung der Ästhetik unter dem Banner politischer Korrektheit sah man schon bei den letzten Miss–Germany–Wahlen. Nicht nur der von 2024.
Politisch korrekt sticht einfach alles.
Idiokratische Verhältnisse in der Politik kennt man, man will es nicht, aber man hat sich daran gewöhnt.
Was bleibt einem übrig, sind sie doch die Folge demokratischer Prozesse, die abzulehnen auch keine Alternative wäre.
Also dann: weg mit allem, was wir „Boomer“ noch erdulden mussten und was uns zu „unberechenbaren Bestien“ machte, Grausamkeiten wie Pippi Langstrumpf, Asterix, Tintin, Morg vom Org, Alf, Micky Mouse... Und eben all die vielen widerlichen Kunstwerke.
Ein Hoch auf das Gute!

Ernst-Günther Konrad | Mi., 13. März 2024 - 09:39

Mir egal. Wer so etwas mitmacht ist selber schuld. Aber gerade auch wir Deutschen sind ja vorbildlich in Selbstverleugnung und schreien es geradezu heraus. Das umliegende Staaten das Gebrüll hören ist ja noch nachvollziehbar, dass aber auch die das Theater mitmachen ist nur durch eines zu erklären. Auch da wurden zu viele geimpft.:)

Naumanna | Mi., 13. März 2024 - 09:42

Danke für die bissige Satire zur idiotischen Political Correctness!
Es gab schon immer Phasen, wo Fanatiker "Bilderstürmerei" betrieben haben - Die Puritaner verboten Shakespeare usw. - die Nazis verbrannten Welt-Literatur - Savonarola versuchte in Italien die Renaissance rückgängig zu machen - diese Bestrebungen kommen alle aus einem Ungeist, dem Ungeist des Faschismus. Nennen wir das Kind ruhig beim Namen, wir sind schon wieder von Faschisten umgeben, auch wenn sie sich anders nennen ... Fanatiker, Fundamentalisten - diese Unkultur entsteht aus einem tiefen Minderwertigkeitskomplex der Beteiligten ... oh wie langweilig wäre eine Welt ohne die Frechheiten der Kunst ... letztlich wollen diese "Bilderstürmer" das freie Denken verbieten, ob bewusst oder unbewusst ... geben wir diese Vollidioten (Entschuldigung aber der Begriff ist sooo treffend) der Lächerlichkeit preis.

Stefan Jarzombek | Mi., 13. März 2024 - 09:42

Das Buch von John Niven trifft den Nagel auf den Kopf.

»Da kommt Gott - tut so, als wärt ihr beschäftigt.«

Kaum hat Gott sich im Himmel eine kleine Auszeit gegönnt und seinem Sohn Jesus Christus die Geschäftsführung überlassen, schon herrscht auf Erden das nackte Chaos. Bürgerkriege, Umweltsünden, Armut, Hassprediger, tödliche Krankheiten, moralischer Verfall und gnadenloser Kommerz, so weit das Auge reicht. Was wurde aus der Menschenliebe und dem einzig wahren Gebot: »SEID LIEB«? Gott denkt nach und findet nur eine Lösung - sein Sohn Jesus muss erneut auf die Erde zurückkehren, um Gutes zu tun.
Ob das was nützt ist tatsächlich fraglich, aber ich habe selten so gelacht.

Alice Friedrich | Mi., 13. März 2024 - 10:38

Den Grundsatz, dass man aus den Fehlern der Geschichte lernt, wird man so nicht verwirklichen können, d.h...im Gegenteil... man verhindert auf diese Art erfolgreich die Entwicklung eines vertieften Geschichtsverständnisses .
Der Weg müsste ja ein anderer sein: Jeder müsste in unserem Bildungssstem dazu befähigt werden, Texte und andere kulturelle Artefacte im historischen Kontext zu verstehen.
Dann muss man nichts canceln , sondern kann sein Weltbild und den Fortschritt, den es gemacht hat, schmunzelnd überprüfen und auch einen Tim und Struppi genießen, ist aber...hoffentlich...weit davon entfernt , sich moralisch arrogant zu erheben und zu verurteilen.

Kurt Janecek | Mi., 13. März 2024 - 10:44

Wer die Vergangenheit verurteilt ist nicht fähig „zeitgemäß“ zu denken.

Der Mensch hat irgendwann angefangen auf zwei Beinen zu gehen, sein Gehirn nützlich einzusetzen und sich der Natur optimal anzupassen.
Vieles hat der Mensch ausprobiert und ist in der heutigen Zeit gelandet.

Niemand hat das Recht die Vergangenheit zu verurteilen aber die Möglichkeit es besser zu machen.

Orientieren sich zurzeit unsere hysterischen Moralisten/innen an vergangene Kulturrevolutionen?

Hans-Hasso Stamer | Mi., 13. März 2024 - 10:45

... wird voll nach hinten losgehen.

Denn die Leute werden es nicht mögen und es macht dem letzten Politikabstinenten, klar, wes Geistes Kind die Verfechter dieses Purgatoriums sind: Kulturvernichter, neue Jakobiner, Undemokraten, kleinliche Eiferer des Kulturmarxismus. Mit einem Wort: Spießer.

Tomas Poth | Mi., 13. März 2024 - 11:29

Bevor wir mit Tim und Struppi beginnen oder gar Asterix und Obelix ins Visier nehmen, sollten wir das Feld doch ganz von vorne beackern.
Fangen wir also bei den ersten Keilschriften an und arbeiten uns über Thora Bibel und Koran bis ins Jetzt voran.
Alles muß ausnahmslos durchgegendert werden, bis zum Endsieg. ;-))

Klaus-Peter Götze | Mi., 13. März 2024 - 13:47

Ich habe mich über die Rassentrennung in den USA immer fürchterlich aufgeregt. In Big Bands mit weißen und schwarzen Musikern hatten letztere eine Art Lieferanteneingang zur Bühne zu benutzen. Art Pepper durfte nicht auf die Bühne, um einem schwarzen Musiker für ein gelungenes Solo zu gratulieren. Nie hätte ich gedacht, dass in Europa die "Kultur"-Irren so einen K(r)ampf veranstalten würden. Sollen meine über 200 Monk-Titel, mein Parker, Gillespie, Davis, etc. jetzt in den Giftschrank ? Sind die denn alle wahnsinnig geworden ? Wer schickt die dahin, wo sie hingehören ? Und wann ?

Tomas Poth | Mi., 13. März 2024 - 17:38

Antwort auf von Klaus-Peter Götze

Glückwunsch zu ihrer Sammlung, erfreut jeden Jazzer.

Enka Hein | Mi., 13. März 2024 - 15:33

...haben wir nur den links grünen Nichtsnutzen zu verdanken.
Mir wäre lieber, statt TinTin, sollten man TritTin und die grüne Mischpoker verbieten.
Es wäre ein Gewinn für die Demokratie und den Weltfrieden.

S. Kaiser | Mi., 13. März 2024 - 15:40

... stürmt die Flohmärkte, kauft die Antiquariate auf. Alte Auflagen im Keller werden zu limited editions. Hütet den Schatz. Der Konsum von alten Kinderbüchern wird anrüchig, man lasse sich nicht dabei erwischen. O Mei ..... Danke für diesen an Süffisanz nicht zu überbietenden Text. Da werden Kindheitserinnerungen wach; was für Charaktere waren das: Tinitin, Haddock und die Castafiore .... welch ein Spass, was für eine andere Welt, in die es damals einzutauchen galt. Eine wunderbare, bunte und diverse Welt voller Abenteuer und Geheimnisse, der man nun beraubt wird. "Der europäische Kulturkanon wird purgiert, damit die Spätgeborenen mit gutem Gewissen ihr lauwarmes Bad in der Kunstlandschaft nehmen können." Auf den Punkt gebracht.

... natürlich (Achtung, die Satire geht weiter) gehören auch gerade Familiennamen wie der Ihre, auch die immer wieder mal auftauchenden Papst, König, Graf, Edelmann, Bischof etc. UMGEHENDST in behördlich angeordnete Allerwelts- und Handwerkernamen wie Wagner, Müller, Meier/Meyer/Maier/Mayer umgeändert! Sollen Kinder denn hinterrücks mit den Bezeichnungen der früheren (oder jetzigen) Despoten, Ausbeuter, Leuteschinder oder Schmarotzer verdorben werden?
Sogar eine frühere, liebreizend ältere Nachbarin in Münchens Viktualienmarktnähe mit dem obszönen Namen Ficker (und das auch noch OHNE :in!) hätte nie bis ins Grab so heissen dürfen! (Satire Schluss.)
Ach herrje, herrjemine, wenn ich auf das Ende seh'!

Karla Vetter | Mi., 13. März 2024 - 20:34

feiert weiter fröhliche Urständ. Jetzt hat es Ottfried Preußler erwischt. Als 17 Jähriger hat er einem Ernteeinsatz im Nationalsozialismus, er war bei einem solchen Einsatz wohl mal dabei, einen glorifizierenden Roman gewidmet. Grund genug jetzt posthum über ihn herzufallen.

Ronald Lehmann | Do., 14. März 2024 - 10:09

Peter Hahne hat es in einem Video auf den Punkt gebracht
"Früher waren in jeder Redaktion der Chef von dem einen Spektrum & der Stellvertreter vom anderen Spektrum & es gab

KEINE ORWELL-Wort/Gedanken-Filterung

sondern andere Meinungenj/Gesichtspunkte/Ansichten
wurden AUSGEHALTEN
solange diese nicht gegen ein Gesetz oder Eid verstoßen haben

Was würde ich ändern?

1. Aufteilung der Senderfrequenzen auf ALLE Parteien, die im Bundestag vertreten sind

2. Solche Rahmenbedingungen zu schafften das
A - Zufalls-Auswahl-Verfahren von Benennungen von Justiz-Beamte über optische, keine elektronische Zufälle
B - keine weiß, wer der Richter ist
C - Oberstes Gericht hat so viele Richter zu haben, wie Parteien es im Bundestag gibt

ES MUSS ENDLICH DER VERGANGENHEIT ANGEHÖREN, DASS
ENTSCHEIDUNGEN/URTEILE/VERFÜGUNGEN

AUS PARTEIPOLITISCHEN ERWÄGUNGEN ERFOLGEN
denn dies fördert TOTALITÄR