
- Legendäre Katastrophen
Am heutigen Montag wird der Regisseur Werner Herzog 80 Jahre alt. In seinen jüngst erschienenen Lebenserinnerungen („Jeder für sich und Gott gegen alle“) beschreibt der für seine Abenteuer berühmte Autorenfilmer eine Welt voller Gefahren und Ungeheuerlichkeiten. Und ein einziges großes Erwachsenwerden.
Die ersten Stunden der Nacht hatte er in reglosem Warten verbracht. Alles schaukelte ihn sanft in einer Wiege der Unendlichkeit. Das schwarze Wasser gluckste am Fischerboot. Es muss nach Tang gerochen haben. Über ihm war der Dom des Weltalls, Sterne wie zum Greifen, und unter ihm, von der Karbidlampe hell erleuchtet, überall silbern blitzende kleine Fische. Es war, als setzte sich die Kuppel des Firmaments mit der Tiefe des Ozeans zu einer Sphäre zusammen, zu einem Weltall ohnegleichen, oben, unten, überall, in dem es allen Geräuschen den Atem verschlagen hatte. Dort fand er sich selbst auf einmal in einem unfassbaren Staunen wieder.
„Ich war mir sicher, dass ich hier und jetzt alles wusste. Mein Schicksal war mir offenkundig. Und ich wusste auch, dass es nach so einer Nacht kaum möglich sein würde, jemals älter zu werden. Ich war mir völlig sicher, ich würde mein achtzehntes Lebensjahr nicht erreichen, weil es, von solcher Gnade erleuchtet, niemals wieder gewöhnliche Zeit für mich geben konnte.“