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Pep Guardiola - Noch ein arbeitsloser Spanier kommt nach Deutschland

Pep Guardiola wird Trainer des FC Bayern. Eine Überraschung ist das nicht, schreibt Til Knipper in seiner Freitagskolumne. Er folgt dem ökonomischen Trend und könnte auch mit einem verbreiteten Vorurteil aufräumen

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Til Knipper leitet das Cicero-Ressort Kapital. Vorher arbeitete er als Finanzredakteur beim Handelsblatt.

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Verstehe ich nicht: Jetzt sind wieder alle ganz überrascht, dass sich Josep Pep „Sepp“ (Danke an Bild und diverse Menschen auf Facebook für diesen gar nicht so einfallsreichen Spitznamen) Guardiola für den FC Bayern entschieden hat. Aber bei der Meldung handelt es sich aus mindesten zwei Gründen um eine klassische „Hund beißt Postboten-Geschichte“.

Kleiner Exkurs, da diese Kolumne mal als Ausbildungsstandardwerk für Nachwuchsjournalisten erscheinen soll: Die einfachste Definition für Nachrichten lautet: Hund beißt Postbote = keine Nachricht. Postbote beißt Hund = Nachricht. Exkursende.

Nun zur Einordnung der Guardiola-„Nachricht“, die eben keine ist. Denn erstens, die Tatsache, dass arbeitslose, hervorragend ausgebildete Spanier Deutsch lernen, um hierzulande einen neuen Job anzufangen, ist ein Phänomen, das man schon länger beobachten kann, wie sich unter anderem hier, hier oder auch hier nachlesen lässt.

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Und zweitens, da spreche ich aus jahrzehntelanger Erfahrung als Fan des Vereins, ist es selbstverständlich, dass an der Säbener Straße in München immer nur die jeweils besten verfügbaren Trainer der Welt arbeiten, oder um es mit den Worten des einstigen Bayern-Coachs Louis van Gaal zu sagen: „Die Bayern können mich rauswerfen, und dann? Es gibt keinen Trainer mit einem besseren Lebenslauf. Wenn ich jetzt weg wäre, wen sollte Bayern dann verpflichten? Ferguson? Capello? Die sind vielleicht erfolgreicher, aber besetzt.“

Bemerkenswert an der Geschichte scheint zunächst, dass sich Guardiola gegen deutlich besser dotierte Angebote aus England, Frankreich und Italien entschieden haben soll. Ist es aber auch nicht, folgt er damit am Ende auch nur der wirtschaftswissenschaftlich ebenfalls im Trend liegenden Abkehr vom Begriff des „homo oeconomicus“, im Fußball besser bekannt als „homo ibrahimovicimus“, der ausschließlich rational und egoistisch seinen Nutzen maximieren will.

Ein berichtenswertes Detail der Geschichte, auch hierfür ein Dankeschön an Bild, ist die Tatsache, dass mit Guardiola und Bayerns Sportchef Matthias Sammer ab Sommer zwei Glatzköpfe die sportliche Verantwortung in München tragen.

Exkurs: Ob man daraus bereits einen Trend kreieren kann unter dem Arbeitstitel „Das Comeback der Glatze“, liebe Nachwuchsjournalisten, hängt ein bisschen von der Seriösität des Mediums ab, für das Sie arbeiten wollen. Als Faustregel können Sie sich merken: drei Beispiele, eine suggestive gestaltete Meinungsumfrage und ein Experte reichen, bei Boulevardmedien entsprechend weniger. Exkursende.

Viel wichtiger: Es besteht Hoffnung, dass dieses Duo endlich mit dem Vorurteil aufräumt, spärlich behaarte Männer seien weniger attraktiv und infolgedessen auch weniger erfolgreich im Job. Kein ganz uneigennütziger Wunsch, habe ich mich doch in vorauseilendem Gehorsam, was die Frisur angeht, schon mit dem zukünftigen Führungsduo meines Vereins solidarisiert. Deutsche Meisterschaften, Champions-League und Weltpokale in Serie sollten dann auch endlich die viel zu vielen mit viel zu vollem Haupthaar ausgestatteten, Werder-Fans aus der Cicero-Online-Redaktion zum Schweigen bringen, die bereits jetzt unken, Guardiola halte es maximal ein Jahr unter Hoeneß, Rummenigge und Sammer aus. Gut, Sie haben halt sonst nicht viel zu lachen beim Blick auf die Tabelle.

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