
- Das Elend der Großkoalitionäre
Die Große Koalition büßt von Wahl zu Wahl mehr Stimmen ein. Dieser Niedergang von CDU und SPD ist vor allem selbst verschuldet. Einen Ausweg aus der Krise zu finden, wird für beide Parteien schwierig
Es gehört zur intellektuellen Trägheit medialer Politikbeobachter, dass sie an Begriffen festhalten, die von der Wirklichkeit längst überholt wurden. So steht es auch mit der Großen Koalition. Bei der Wahl 2017, nach der die Groko in die Regierung stolperte, konnten die Großkoalitionäre CDU/CSU (32,9 Prozent) und SPD (20,5 Prozent) gemeinsam nur noch 53,4 Prozent der Wähler für sich gewinnen. Ist das also noch eine große Koalition?
Zum Vergleich: Bei der Bildung der ersten Großen Koalition 1966 wussten die damals noch zu Recht Volksparteien genannten Union (47,6 Prozent) und SPD (39,3 Prozent) gemeinsam 86,9 Prozent der Wählerschaft hinter sich. Drei Jahre später gewann die SPD 3,4 Prozentpunkte hinzu und ging als politischer Gewinner aus der Koalition hervor. Rechnet man nach den Europawahlen im Mai 2019 die Stimmenanteile der beiden einstmaligen Volksparteien zusammen, kommen diese auf nur noch 44,7 Prozent. Die Groko wurde endgültig zur Mikro. Ein dramatischer Niedergang ist dies, der für die SPD existenzielle Züge angenommen hat.