
- Der Sündenfall
Unter Missbilligung der Deutschen Bischofskonferenz finden dieser Tage katholische Gottesdienste statt, in denen sich homosexuelle Paare segnen lassen können. Aber auch Teile der Protestanten haben damit noch ihre Schwierigkeiten. Rund um eine evangelikale Gemeinde in Bremen eskaliert um die Homosexuellen-Frage ein Kulturkampf.
Ist das Kunst – oder ein Anschlag?“ Ratlos bleibt ein Tourist vor der St.-Martini-Kirche stehen. Es ist eine der ältesten Kirchen in Bremen, sie liegt wie ein Schiff mitten in der Stadt, am Ufer der Weser. Ihre Fassade wurde bespritzt. Sie leuchtet neuerdings in den Farben des Regenbogens blau, rosa, lila.
Es ist ein irritierender Anblick. Die St.-Martini-Gemeinde steht nicht in dem Ruf, ein Herz für Homosexuelle zu haben. Im Gegenteil. Ihr Pastor Olaf Latzel legt die Bibel so aus, wie sie schon vor Hunderten von Jahren ausgelegt worden sein könnte. Homosexualität, hat er mit Blick „auf die Verbrecher vom Christopher Street Day“ gesagt, sei eine Sünde, zumindest die offen ausgelebte, eine „Degenerationsform“, vergleichbar mit Sodomie. Derzeit darf er solche Äußerungen nicht mehr verbreiten. Das Amtsgericht Bremen hat ihn wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 8100 Euro verurteilt. Deshalb hat ihn die Bremische Evangelische Kirche (BEK) auch vorläufig vom Dienst suspendiert. Es gibt Menschen, die die bunten Flecken auf der Fassade mit einer gewissen Schadenfreude erfüllen.