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Anja Stiehler/Jutta Fricke Illustrators

Frau Fried fragt sich... - ...ob Frauen solidarisch sein sollen

Cicero-Kolumnistin Amelie Fried beobachtet, dass die Kooperation der Frauen im Beruf schwächer ist, als die der Männer. Frauen in Führungsposition können diesen Zustand ändern

Autoreninfo

Amelie Fried ist Schriftstellerin und Fernsehmoderatorin. Für Cicero schreibt sie über Männer, Frauen und was das Leben sonst noch an Fragen aufwirft

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Lange dachten wir Frauen, es sei klar, wer der Gegner ist: natürlich die Männer. Kungeln die nicht am liebsten in männerbündischen Verschwörungen alles unter sich aus? Ziehen sie nicht gläserne Decken ein, damit wir Frauen beim beruflichen Aufstieg nicht höher hinauskommen als sie? Hören wir von Männern nicht immer noch Sprüche à la: „Wir haben nichts gegen die Frauenbewegung, solange sie rhythmisch ist“? Die Welt schien übersichtlich. Hier die Männer, da die Frauen, dazwischen die Schlachtfelder des Geschlechterkampfs.

Seit ich Vorträge über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die Kooperation zwischen Männern und Frauen oder den Sinn einer Frauenquote halte, höre ich immer öfter die Klage erfolgreicher Frauen, ihre eigentlichen Gegner seien nicht Männer, sondern Frauen, die ihnen den Aufstieg missgönnen. Andere beschweren sich, Frauen, die es nach oben geschafft hätten, würden ihre Energie lieber in den eigenen Machterhalt investieren, als den Aufstieg anderer Frauen zu fördern.

Hah! Haben also doch die Machos recht, die Frauen immer schon gern „Stutenbissigkeit“ vorwarfen? (Nur so nebenbei: Gibt es eigentlich den Begriff „Hengstbissigkeit“?) Oder bringt die rare Ressource Macht, die sich bislang überwiegend in den Händen von Männern befindet, uns Frauen zwangsläufig dazu, jede schwesterliche Solidarität zu vergessen? Wahrscheinlich ist Konkurrenz mit anderen normal, und es ist schlicht naiv, Frauen mehr Solidarität abzuverlangen als Männern, nur weil sie angeblich die empathischeren Menschen sind.

Einen wichtigen Unterschied gibt es: Männer akzeptieren Hierarchien. Sie lachen, wenn der Chef einen Witz macht. Frauen lachen, wenn der Witz gut war. Wenn nicht, wollen sie darüber diskutieren. Kein Chef will aber über seine Witze diskutieren.

Männer orientieren sich statusmäßig nach oben. Frauen wollen gern Gleiche unter Gleichen sein, und wenn eine aus dem Rudel ausschert, wird sie verstoßen. Frauen müssen es aber aushalten, überholt zu werden oder andere zu überholen. Erst, wenn sie ganz oben angekommen sind, können sie etwas verändern. Zum Beispiel bessere Witze erzählen.

 

 

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