Röttgen, Laschet, Merz oder Spahn - Wer überzeugt diese Frauen?

Im Dezember wählt die CDU ihren neuen Vorsitzenden. Im Rennen sind ausschließlich Männer: Friedrich Merz, Norbert Röttgen und das Duo Armin Laschet – Jens Spahn. Vier junge Frauen aus der CDU erklären hier, wer von den Kandidaten sie weshalb überzeugt.

Ob der CDU der Aufbruch in die Zukunft gelingt, hängt auch vom Parteivorsitz ab / dpa
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Lydia Tittes: „Allein Friedrich Merz traue ich europäisches Leadership zu“

Lydia Tittes, 25 Jahre alt, ist seit 2017 CDU-Mitglied. Sie ist wissenschaftliche Referentin im Landtag Nordrhein-Westfalen, Pressesprecherin der CDU Oberberg und Ratsfrau der CDU Wiehl.

Spätestens seit der Präsidentschaft Donald Trumps stehen wir vor diametralen Verschiebungen der bisherigen Nachkriegsordnung. Als autoritäres Regime präsentiert sich China nicht erst seit der Etablierung der Neuen Seidenstraße als moderne Volkswirtschaft. Die Abhängigkeiten zwischen Deutschland und China nimmt weiter zu, während die USA zunehmend auf sich selbst schauen. Aber wohin schaut Europa eigentlich? Deutschland als einflussreichstes Land verweigert sich zunehmend seiner außenpolitischen Führungsrolle. Allein Friedrich Merz mit seiner umfassenden Wirtschaftsexpertise traue ich europäisches Leadership und die Bewältigung dieser Herausforderung zu. 

Lydia Tittes

Dass sich Friedrich Merz ständig mit dem Vorwurf konfrontiert sieht, er wäre schon zu lange nicht mehr im politischen Geschehen, zeugt von einer gewissen deutschen Doppelmoral: Einerseits wollen wir keine berufsunerfahrenen Politiker nach dem Prinzip „Kreißsaal – Hörsaal – Plenarsaal.“ Wenn allerdings ein Politiker in die Wirtschaft wechselt, Kapital akkumuliert und erfolgreich ist, ist es wiederum auch nicht recht. Dieses Politiker-Paradoxon soll einer begreifen. 

Deutschland ist Spitzenbezieher der höchsten Strompreise, zudem größter Nettozahler innerhalb der EU und hat immer noch keine Lösung beim Thema Migration gefunden – nicht nur der Klimawandel wird dafür Sorge tragen, dass es weitere Fluchtbewegungen in Richtung Europa geben wird. In der Bildungspolitik bedurfte es tragischerweise einer Pandemie, um die Digitalisierung hier endlich zu beschleunigen.

Manch einer sieht die Lösung darin, sich dem Zeitgeist anzupassen oder bereits jetzt für eine schwarz-grüne Koalition zu werben. Doch nicht Friedrich Merz. So lauteten seine Worte auf dem NRW-Tag der Jungen Union: „Wir kämpfen nicht für eine Koalition oder Farb-Kombination, sondern ausschließlich für uns.“ Die CDU wäre gut beraten, auf ihn zu hören. Sonst bedurfte es auch hier einer Pandemie, um die Umfragewerte der CDU in die Höhe zu treiben – allerdings für ein letztes Mal. 

Caroline Lünenschloss: „Laschet, der Kompromissbereite“

Caroline Lünenschloss (26) ist Fraktionsvorsitzende der CDU im Rat der Stadt Wuppertal. Seit über zehn Jahren ist Lünenschloss in der Union aktiv, seit drei Jahren Kreisvorsitzende der Jungen Union. Dabei setzt sie sich besonders für die Modernisierung von Parteiprozessen und die Stärkung interfraktioneller Zusammenarbeit ein.

Wer führen möchte, muss mehr können, als nur Autorität ausstrahlen: Man muss vereinen können. Die wichtigste Frage in dem Showdown um den Bundesvorsitz der CDU ist: Wer ist in der Lage die Parteibasis zu vereinen und die Themen so zu wählen, dass sie die ganze Volkspartei voranbringen, sowohl auf dem Land, als auch in der Großstadt? Armin Laschet hat sein Gespür für wichtige Themen und seine Fähigkeit, sich demokratischen Verfahren zu stellen in seinen verschiedenen Ämtern unter Beweis gestellt: im Stadtrat in Aachen, als erster Integrationsminister eines deutschen Bundeslandes im Ministerium für Integration, Generationen, Familien und Frauen, als Landesvorsitzender der CDU Nordrhein-Westfalen und schließlich als Ministerpräsident und stellvertretender Parteivorsitzender der CDU. 

Caroline Lünenschloss

Dieses Gespür braucht die CDU besonders jetzt: Großstädte werden politisch „grüner“ als manch „älterer“ CDU-Stammwähler es sich wünscht. Themen und Schwerpunkte von Stadt und Land unterscheiden sich enorm. Laschet kennt diese Komplexität durch seine Arbeit als Ministerpräsident in NRW, einem Land, das diese Unterschiede ganz deutlich abbildet.

Sein Erfolg gibt ihm recht. Er ist der Einzige, der ein Bundesland regiert und es dabei geschafft hat, die CDU so klar in der Mitte zu positionieren, dass die AfD in NRW kaum von Bedeutung ist. Außerdem hat er das Konzept Schwarz-Gelb als Ministerpräsident durchgesetzt. Seine politische Größe zeigt sich nicht zuletzt in der Art, wie er mit dem Wettkampf um Positionen und Uneinigkeiten in der Sache umgeht.

Während andere einen Bruch mit der „Ära-Merkel“ herbeisehnen und diese Polarisierung für ihre Kandidatur nutzen wollen, erkennt Armin Laschet die Verdienste unserer Bundeskanzlerin an. Auch sind er und Jens Spahn in der Lage, interne Differenzen, wie beispielsweise in Bezug auf den Umgang mit der Flüchtlingskrise, zu überbrücken, und die gemeinsame Sache in den Vordergrund zu stellen. Damit beweisen sie ihre Fähigkeit zur Versöhnung und Einigung. Eine Fähigkeit, die die CDU mehr als alles andere braucht.

Nora Zabel: „Spahn könnte, wenn er wollte“

Nora Zabel ist 23 Jahre alt, CDU-Mitglied und Studentin der Philosophie und Politikwissenschaft an der Universität Rostock. Sie arbeitet zudem als Social-Media-Referentin in der CDU-Landtagsfraktion Mecklenburg-Vorpommern.

Als CDU wollen wir immer die treffendste Antwort geben auf die Frage, was die Leute eigentlich so rumtreibt. „Die Leute“ meint im Kohl’schen Sinne die breite Masse der Bevölkerung, also von der Krankenschwester bis zum Chefarzt.

Die Entscheidung um den Parteivorsitz richtungsweisend: Der Vorsitzende bestimmt den Rahmen, in dem über Inhalte diskutiert wird. Er gewichtet die Themen, legt alte Strukturen ad acta und schafft neue. Das ist aber nichts Neues. Das Neue steckt in den besonderen Zeiten, in denen wir uns befinden: Sie sind schnelllebiger, unvorhersehbarer und zugleich so chancenreich wie nie zuvor. Damit Deutschland und die CDU diese Chancen für sich nutzen können, ist also auch ein besonderer Führungsstil vonnöten.

Nora Zabel

Es ist Führungsstil, der Umdenken zulässt und wenn nötig die Partei von eingefahrenen Denkmustern befreien kann. Einer der in den letzten Wochen und Monaten in der Krise bewiesen hat, dass er genau das kann, ist unser Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Er hat den Mut, disruptive Entscheidungen zu treffen. Er ist bereit, die Konsequenzen mit einem Gleichmut auszuhalten, wie man ihn sonst nur von der Kanzlerin gewohnt ist. Und er besitzt die nötige Ruhe in der Kommunikation, mit der er den Menschen Sicherheit gibt. Er ist nicht abgehoben, insbesondere in der Pandemie hat er den Arbeitsalltag und damit die Lebensrealitäten von Krankenschwestern und Chefärzten kennengelernt.

Jens Spahn hat gezeigt, dass er seine eigene Notwendigkeit infrage stellen kann, in dem er dosiert und auch nur dann die Öffentlichkeit gesucht hat, wenn es nötig war. Damit hat er auch diejenigen Kritiker widerlegen können, die seinen politischen Ehrgeiz oft mit Selbstinszenierung verwechselten.

All das zeigt: Spahn könnte, wenn er wollte.

Lilli Fischer: „Norbert Röttgen kann Zukunft“

Lilli Fischer (20) studiert Lehramt an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Sie ist Stadträtin und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU-Stadtratsfraktion im Erfurter Stadtrat.

Die CDU steht vor den größten Herausforderungen, mit denen sie in ihrer Geschichte jemals konfrontiert war. Sie muss sich aufmachen, die großen Themen unserer Zukunft anzugehen und mitzugestalten. 

Lilli Fischer / Foto: Paul Blau

Mediale Shitstorms hatten die CDU fest im Griff. Jugendliche sind laut und verbünden sich für's Klima – ein Thema, dass der Union zwar wichtig ist, bei dem aber noch einiges getan werden muss. Unser Europa ist zunehmender Kritik ausgesetzt, obwohl es unser Friedensgarant ist; es braucht jemanden, der den Stellenwert der Europäischen Union wieder herausstellt. Innerparteilich führen wir große Debatten rund um die Geschlechterverteilung in den Ämtern und Mandaten der CDU.

Genau in dieser Zeit und zu diesen Debatten braucht es in meinen Augen einen Kandidaten, der sich um eben diese Themen sorgt. Für mich ist das Norbert Röttgen. Er ist der einzige Kandidat, der bereits konkret vorgestellt hat, welche Schwerpunkte er setzen möchte. In der Parteiarbeit sind das vor allem die Themen Europa, Frauen, Digitalisierung und Einheit. Genau diese Themen werden in den kommenden Jahren für unsere Arbeit als CDU bestimmend und wegweisend sein. 

Norbert Röttgen hat ein junges, frisches Team um sich geschart. Er lässt junge Frauen und Männer ran und setzt auf deren Meinung. Er kennt die Themen, die unser Deutschland in Europa beschäftigen. Er sorgt sich um die große Frage des Klimawandels und blickt voll Zuversicht auf neue Verantwortungen. Ich bin sehr davon überzeugt, dass Norbert Röttgen ein einender Parteivorsitzender wird, der unsere Partei in die Zukunft führen wird.

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