
- Wunsch und Wirklichkeit
Mit einem Doppel-Interview haben Annegret Kramp-Karrenbauer und Katrin Göring-Eckardt die Spekulationen angeheizt. Gibt es bald schon ein schwarz-grünes Bündnis im Bund? Doch damit sich die Parteien annähern können, müssen sie sich zunächst voneinander entfernen
Es war ein bemerkenswertes Doppelinterview, das die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer und die grüne Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt am vergangenen Wochenende der Bild am Sonntag gaben. Inhaltlich war das Gespräch dünn, sieht man einmal davon ab, dass beide im Verhältnis von Ökologie und Ökonomie unterschiedliche Akzente setzen. Kein Wort zu sicheren Herkunftsländern, zum Werbeverbot für Abtreibungen, zu Maßnahmen gegen den Klimawandel, zur Verkehrswende oder zur bedingungslosen Grundsicherung – um nur mal fünf schwarz-grüne Streitthemen zu benennen. Und doch war die Botschaft der beiden Frauen klar: Eine schwarz-grüne Bundesregierung könnte demnächst das Land regieren, das Spitzenpersonal versteht sich nicht nur, sondern es repräsentiert zugleich jene beiden Parteien, die das Land noch regieren wollen. Wir stehen bereit.
Gut gebrüllt, Löwinnen!
Gut gebrüllt, Löwinnen! Doch wie so häufig sind Wunsch und Wirklichkeit in der Politik unterschiedliche Dinge. Natürlich, laut Umfragen sind die Grünen die Partei der Stunde, sie haben ihren Stimmenanteil in der Sonntagsfrage seit der Bundestagswahl von 8,9 Prozent auf 16 bis 20 Prozent verdoppelt, bei der Mehrzahl der Meinungsforschungsinstitute kommen CDU, CSU und Grüne auf eine eigene Mehrheit. Die FDP würde als dritter beziehungsweise vierter Koalitionspartner derzeit nicht gebraucht und auch keine quälenden Jamaika-Sondierungen. Seit CDU und Grüne in den westdeutschen Kernländern Baden-Württemberg und Hessen so einträglich und erfolgreich miteinander regieren, ist Schwarz-Grün auch für viele bürgerliche Wähler kein Schreckgespenst mehr.