Sitz des Bundesamtes für Verfassungsschutz in Köln / dpa

Bundestag ändert Verfassungsschutzgesetz - „Immer noch verfassungswidrig“

Der deutsche Inlandsgeheimdienst wollte personenbezogen Daten künftig nicht nur an öffentliche, sondern auch an private Stellen übermitteln. Ganz so schlimm, wie ursprünglich beabsichtigt, ist es nun nicht gekommen. Experten beurteilen die geschaffenen Regelungen dennoch als „verfassungswidrig“.

Porträt Mathias Brodkorb

Autoreninfo

Mathias Brodkorb ist Cicero-Autor und war Kultus- und Finanzminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Er gehört der SPD an.

So erreichen Sie Mathias Brodkorb:

Eigentlich hatte der Verfassungsschutz vor, sich weitreichende gesetzliche Kompetenzen zu verschaffen. Künftig sollte es ihm möglich sein, tatsächliche oder vermeintliche Extremisten ohne große Hürden bei Arbeitgebern, Schulleitern oder Vermietern anzuschwärzen. Ganz so schlimm ist es nun nicht gekommen. Experten beurteilen die geschaffenen Regelungen dennoch als „verfassungswidrig“.

Erforderlich geworden war bloß eine rechtliche Klarstellung. Dass Bundesverfassungsgericht hatte dem Gesetzgeber mit einer Entscheidung zum Bayerischen Verfassungsschutz auch mit Wirkung für das Bundesverfassungsschutzgesetz aufgegeben, die Übermittlung von Erkenntnissen der Geheimdienste an andere Stellen rechtsstaatlich sauber zu regeln. Aber der deutsche Inlandsgeheimdienst wollte die Gunst der Stunde nutzen, um seine Kompetenzen drastisch auszuweiten.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Tomas Poth | So., 19. November 2023 - 18:10

Auch die geänderte Variante verhindert nicht, daß wir zu einem Denunziantenstaat seitens des Verfassungsschutzes geformt werden.
Der Verfassungsschutz ist bereits eine politische Gerüchteküche, der die RotGrüne Ideologie als Staatslehre absichern will.
Demokratie geht anders! Dies ist ein Rückfall in totalitäre Systeme aus NS- und SED-Zeit.

Hans Jürgen Wienroth | So., 19. November 2023 - 18:26

Muss nicht der Bundespräsident dieses Gesetz vor seiner Unterschrift auf Verfassungskonformität prüfen? Ist er nicht mehr der „oberste Notar“ dieser Verfassung?

Für mich ist darüber hinaus auch eine einstweilige Verfügung gegen das Inkrafttreten dieses Gesetzes angezeigt. Wenn die Daten vom Bundesverfassungsschutz erst an „nicht-öffentliche Stellen“ übermittelt wurden, dann sind diese in der Welt und nicht mehr rückholbar.

Ist dies auch ein weiterer Schritt in eine „Meinungsdiktatur“? Wer abweichende Meinungen vertritt, der wird der Zivilgesellschaft zu „wissenschaftlichen Zwecken“ übermittelt, der Betroffene weiß nichts davon und wird im schlimmsten Fall von Antifa oder Rechtsextremisten besucht.

Das ist weit hergeholt, aber wer mit weiter Vorausschau sein Geld verdiente, der kann davon nicht lassen.

"Muss nicht der Bundespräsident dieses Gesetz vor seiner Unterschrift auf Verfassungskonformität prüfen?"
Dazu hat der ja gar keine Zeit: er muss doch den Treffen mit "Freunden" wie dem Islamisten Erdogan beiwohnen und zuhören, was der an Judenhass und Hetze er verbreitet unter seinem Türkenvolk in Deutschland. Ach wie scheinheilig ist doch diese linX-grüne Politiker-Kaste!

Günter Johannsen | So., 19. November 2023 - 19:11

Mit einer neuen-alten Art Stasi lebt sich´s als grün-linXer Politiker sicherer, weil dem politischen Gegner (dem Klassenfeind) leichter das "Handwerk" gelegt werden kann.
Andersdenkende - Menschen mit einer eigenen Meinung - können auf diese Weise leichter und besser "zersetzt" (O-Ton Stasi) werden.
Der Graben um den Bundestag wird tiefer und tiefer!

Albert Schultheis | So., 19. November 2023 - 23:09

sondern davor! Die neuen Nazis sind Rot und Grün und Gelb übertüncht!
Man sollte doch eigentlich darauf vertrauen können, dass deutsche Verfassungsorgane, deutsche Politiker - angeblich aus der politischen Mitte - nach 80 Jahren BRD und 40 Jahren DDR (mit Implosion!) wissen müssten, was sich in einem Rechtsstaat gehört und was No-Go ist! Was in einer Demokratie geht und was nicht. Aber diese Leute, die uns regieren, kennen keine Skrupel, keine Grenzen, keinen Anstand. Sie diffamieren den Politischen Gegner als Feinde des Grundgesetzes - während sie selber das Grundgesetz Tag für Tag mit Füßen treten. Es ist ihnen scheißegal, sie schrecken vor keiner Schweinerei zurück. Es geht ihnen darum, Leute fertig zu machen, weil ihnen deren Nase nicht passt. Sie haben Namen: Scholz, Faeser, Haldenwang, Paus, Buschmann! Sie sind die Totengräber Deutschlands, sie sind die Verräter an unseren Kindern und Enkel. Schämt euch! Ihr seid das Pack! 35%! Ihr seid längst de-legitimiert. Verpisst euch!

Sie kommen damit durch:
1. Weil wir keine Demokratie, sondern eine Parteiendiktatur sind.
2. Die Gewaltenteilung durch gegenseitige Abhängigkeit nur auf dem Papier
besteht
3. 98 % der Meinungsmachungsindustrie von der Arbeit der Politiker profitieren
und nach dem Motto verfahren:" Wer sägt schon den Ast ab, auf dem er sitzt!"
Die Meinungsmachungsindustrie ist das größte Übel. SIE ALLEINE IST IN DER
LAGE GEWINNER UND VERLIERER ZU MACHEN.
Sie transportieren die von Ihnen angesprochenen Diffamierungen und alles
andere in die
Öffentlichkeit.
4. Wähler, wie ein schreibendes Beispiel hier im Block, beweist, entweder zu dumm oder aus Hass bzw. aus ideologischen und machthungrigen Gründen den Ernst der Lage nicht erfassen.
Tatsachen beweisen, dass es in allen Bereichen des tägl. Lebens bei "uns“ bergab geht. Mir tut mein Enkel leid. Gehört einer verlorenen Generation an.
Das interessiert die zurzeit dümmste Reg nicht. Schuld ist ja die AfD, Gell EDE

Albert Schultheis | So., 19. November 2023 - 23:12

Die neue Bürgernähe der etwas anderen Art!

Christoph Kuhlmann | Mo., 20. November 2023 - 06:40

Wenn die Beobachtung durch den VS immer mehr zum Politikersatz von Parteien wird, die ihre Felle bei den Wahlen davon schwimmen sehen und zugelassene Parteien und deren Wähler ausgrenzen, selbst wenn diese ein Drittel der Stimmen auf sich vereinen. Die Weitergabe an Private öffnet dabei dem Missbrauch Tür und Tor. Insbesondere, wenn Funktionäre selbst von politisch motivierter Gewalt bedroht sind, deren Daten dann bei den Gesinnungsgenossen des gegnerischen Lagers landen.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 20. November 2023 - 08:10

Vielleicht geht es ja durch oder nur noch eine kleine Korrektur. Ist doch egal. Dafür ist das Verfassungsgericht doch da. Wenn die Politik versagt, bewusst und gewollt Recht und Gesetz schleift und damit auch die Verfassung, das Gericht wird es schon richten.
Ich sage immer: " Ein bisschen schwanger gibt es nicht." Ein bisschen verfassungswidrig aber schon. Wir wundern uns, das viele Menschen das Vertrauen in die Politik verloren haben und nach Corona und seine Urteile durch das BVerfG auch in die Justiz? Nur weil bei dem Haushalturteil das BVerfG nicht anders konnte und seiner Rechtsprechung treu bleiben musste und damit einfach nur die Arbeit gemacht hat, die man von diesem Gericht auch erwarten kann, müsste es dies auch bei erneuter Klage tun. Mal sehen wer jetzt dagegen klagt. Faeser, Scholz, Buschmann haben alle Jura studiert. Faeser verfügt über einen großen juristischen Beraterstab, Gesetze müssen vom BP gezeichnet werden und dennoch wird sowas verabschiedet. Das hat System.

Achim Koester | Mo., 20. November 2023 - 09:47

wenn sie von den politischen Organen wie Regierung und Verfassungsschutz permanent ausgehebelt und umgangen wird? Selbst die Urteile des Verfassungsgerichtes werden fehlinterpretiert bis ignoriert, so haben sich die Väter des Grundgesetzes das nicht vorgestellt. Das Duo Haldenwang/Faeser entwickelt sich zunehmend in Richtung Erich Mielke/Honecker.

Gerhard Lenz | Mo., 20. November 2023 - 10:08

Das liest sich zunächst so, als habe der ursprüngliche Gesetzesentwurf dem "Inlandsgeheimdienst", präziser also dem Verfassungsschutz, die Möglichkeit verschaffen wollen, bereits bei Verdacht jeden "Bespitzelten" - Zitat - "bei Arbeitgebern, Schulleitern oder Vermietern anzuschwärzen".
Das ist eine extreme Bewertung. Kein Wunder, dass Kommentierende am rechten Rand - fast schon begeistert - von "Stasi 2.0" - schwafeln.
Interessant dabei: Die recht lange Geschichte um die Weitergabe von Daten geht u.a. zurück auf einen Haller Rechtsextremisten, der gegen das frühere Gesetz geklagt hatte. Paradoxerweise wurden dem Kläger Kontakte zur Terrorgruppe NSU nachgewiesen.
Zentral bei der Diskussion ist vielmehr die Frage, ob z.B. Daten uneingeschränkt an Polizeibehörden weitergegeben werden dürfen. Die stellvertr. Fraktionsvorsitzende Lindholz (CSU) meinte z.B. der Verfassungsschutz könne in Krisensituationen nicht einfach nur (passiv) zuschauen. Kritik kam dagegen von Grünen u. FDP.

... wenn sie es nicht wollen. Liegt das nicht in ihrer Natur?

Denke ich z. B. an Anis Amri, dann hätte ich mir gewünscht, die Behörden hätten mehr daran gedacht, solche Anschläge zu verhindern, als daran, den deutschen Verordnungsgdschungel und den Feierabend penibel einzuhalten.

Ist es nicht eine wohlfeile und bequeme Ausrede für schlichte Untätigkeit der primitivsten Art geworden, wenn sich Geheimdienste auf den juristischen Dschungel (Bund & Länder & Kommunen), insbesondere auf den "Datenschutz" berufen?

Allerdings müssten unsere Politiker den Charakter und den Mut aufbringen und auf die parteipolitische Profilierung der Geheimdienste zu verzichten.

Geheimdienste sind wie die Bundeswehr und der Katastrophenschutz nicht dafür da, politische Auseinandersetzungen in der Gesellschaft im Sinne irgendeiner Regierungspartei zu beeinflussen, sondern sie sollen das Land als ganzes vor echten Gefahren bewahren.

Unsere heutigen Politfunktionäre können das offenbar nicht begreifen.

Detlev Bargatzky | Mo., 20. November 2023 - 10:59

Mich würde interessieren, wann der Verfassungsschutz die langen Ledermäntel erhält, die aus der Zeit vor '45 bekannt sind.
Er hat zwar derzeit kaum etwas zu tun mit der damaligen "Polizei"-Organisation zu tun, scheint sich aber willig darauf zuzubewegen.

nach dem Vorbild eines Walter Ulbricht, weil Ledermäntel unerschwinglich waren ... obwohl: die Bonzen hatte Kohle ohne Ende ... siehe Wandlitz: Supermärkte für die SED-Bonzen mit Wahren vom pöhösen Klassenfeind! Aber schön eingezäunt von der Stasi, damit die Normalo-Menschen nicht sahen, was es dort alles gibt (was ihnen vorenthalten wird)!

Hans Schäfer | Mo., 20. November 2023 - 11:04

Obwohl der Artikel auf dem sich mein Komm. bezieht geschlossen ist, bitte ich dennoch um Freischaltung, Danke!
Herrn Tröbner, ich habe irrtümlich auf Antwort auf Ihrem Komm gedrückt.
Herr Bühler,Herr , Herr Resing. soll Spezialist für „Kirchenfragen“ und für die „Unionsparteien“ sein. Das hindert ihn nicht Aussagen von anderen Parteien -insbesondere die von der AfD- mit seiner „Meinung“ auszuschmücken. Durch Weglassen von wichtigen Passagen in den Aussage ergeben seine Einlassungen oftmals einen anderen Sinn. Wenn er sich bemüßigt, fühlt auf sie einzugehen, erwarte ich von einem Journalisten mit Fakten informiert zu werden und nicht mit Halbwahrheiten, aufgrund seiner polit. Einstellung, manipuliert zu werden.
Das meint ich mit: Schuster bleib bei Deinen Leisten.
Meiner Meinung nach wäre er mit dem Thema Kirche -insbesonde mit der Aufarbeitung deren Verfehlungen- und Zugebens der Fehlleistungen von den Unionsparteien während Ihrer Regierungszeit genug ausgelastet. Das wird verdrängt.

Heidemarie Heim | Mo., 20. November 2023 - 16:13

Abkürzung für Bundesverfassungs-Schufa;) Deren Slogan "Wir schaffen Vertrauen". Eine Auskunftei mit einer beachtlichen Sammlung an Daten, von deren Inhalt jeder Geheimdienst oder Verfassungsschützer nur träumen kann. Und einem fix und fertigen Einstufungssystem aufgrund der eingespeisten personenbezogenen Daten, dass es den oben Benannten die Tränen in die Augen treibt. (Dürften sie denn offiziell darauf zugreifen;) Alles da bis auf die Gesinnung. Aber da reicht ein einmaliger unauffälliger "Kundenkontakt" des Beobachtungsobjekts an seinem Stammtisch, im Garten-oder Kleintierzuchtverein um den Sack zu zumachen!
Schwerer tut man sich da freilich auf der Jagd nach grauen Wölfen, den über 18000 in Deutschland heimisch gewordenen Exemplare, die bei uns eine ganzjährige Schonzeit genießen und sich bis dato jeglichen Verbotsfantasien als äußerst resistent erwiesen haben. Wären sie blau und eine Konkurrenz für die Berliner Rotkäppchen sähe die Sache natürlich anders aus;). Waidmanns Heil!