
- Londons Glanz und Elend
Die Covidkrise trifft die britische Hauptstadt besonders hart. Bei einer Bevölkerung von neun Millionen Menschen breitet sich das Virus besonders schnell aus. Vor allem, wenn die Covid-Maßnahmen zu lax und zu langsam verhängt und befolgt werden.
London stand einst für Glitz und Glanz der Reichen und Mächtigen, die im Edelkaufhaus Harrods überteuerten Afternoon Tee schlürften, in der Bondstreet irrwitzige Preise für die neuesten Kollektionen internationaler Modehäuser wie Chanel oder Gucci ausgaben und irgendwo zwischen dem Stadtpalais in Mayfair und den Wolkenkratzern in der Londoner City mit risikoreichen Finanzaktionen ihren immensen Reichtum vermehrten. Der Wohlstand der multikulturellen, globalen und doch zutiefst europäischen Metropole hatte einen guten Nebeneffekt: Er trieb Museen und Galerien, Theater im Westend und Restaurants in der ganzen Stadt zu immer neuen Hochleistungen an. Die Neunmillionenstadt war teuer und dekadent, aber auch spannend und kreativ.
Im Januar 2021 steht London, die Hauptstadt des Vereinigten Königreiches, für etwas ganz anderes. Am Trafalgar Square kann man die Tauben gurren hören, der Verkehr liegt lahm. Vor dem Buckingham Palast drängen sich keine Touristen mehr, die Queen ist in Windsor Castle im Covid-Lockdown, und die weltberühmte Zeremonie, bei der ihre Wachmänner zu Pferd und zu Fuß bei Militärmusik ihre Schicht wechseln, findet coronabedingt bis auf weiteres nicht statt. Auf dem Oxford Circus herrscht Totenstille. Die Läden bleiben erst mal geschlossen. Seit dem 4. Januar herrscht strikter Lockdown.