Wandbild in Nordirland
Wandbild in Nordirland: Der Brexit gefährdet den fragilen Frieden

Nordirland - Bringt der Brexit die Bomben zurück?

Das Friedensabkommen in Nordirland war nur möglich, weil alle beteiligten Länder Teil der EU waren. Nun könnte der Brexit den lange schwelenden Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten wieder eskalieren lassen

Tessa Szyszkowitz

Autoreninfo

Tessa Szyszkowitz ist Londoner Korrespondentin des österreichischen Wochenmagazins Profil. Im September 2018 erschien „Echte Engländer – Britannien und der Brexit“. Foto: Alex Schlacher

So erreichen Sie Tessa Szyszkowitz:

Damian McGenity springt von seinem Traktor und hält sich nicht lange mit Formalitäten auf: „Wenn wir nicht in der Zollunion bleiben, dann wird es hier wieder eine harte Grenze geben“, sagt der Bauer. Er zeigt über die grünen Hügel seiner Heimat. McGenity ist Katholik, Nordire und deklarierter Brexitgegner. Kein Wunder, verläuft doch ein paar Meter südlich seines Kuhstalls die Grenze zur Republik Irland: „Ich kann mich noch gut an die ständigen Anschläge an den Grenzübergängen erinnern. Ich will nicht, dass meine Kinder so aufwachsen müssen.“

Die neue Außengrenze der EU

Es gibt 275 Straßen zwischen Irland und Nordirland. Das sind 275 Verbindungen zwischen den Nordiren und den Südiren. Oder 275 Schlagbäume an der Außengrenze der EU. Es wird auf das Ergebnis der Brexit-Verhandlungen ankommen, ob die grüne Grenze die Iren zusammenbringt oder trennt. Für das Grenzgebiet ist entscheidend, was in diesen Tagen von nordirischen Politikern in Belfast, der britischen Regierung in London, der irischen Regierung in Dublin und den EU-Staatschefs in Brüssel beschlossen wird.

Beim Europäischen Gipfel am 15. Dezember in Brüssel soll Phase Eins der Brexit-Verhandlungen abgeschlossen werden, damit Großbritannien ab Januar mit der EU in Phase Zwei über die künftigen Handelsbeziehungen reden kann. Die Zeit drängt, denn das Vereinigte Königreich will im März 2019 die Europäische Union verlassen. Dazu gehört auch Nordirland, das von Irland durch die einzige Landgrenze zu EU-Gebiet getrennt ist. 

Von den drei Themen, die nach Wunsch der EU Phase Eins ausmachen, sind zwei bereits fast geklärt: Wie viel Geld Großbritannien zur Abgeltung für bereits eingegangene Verpflichtungen in Brüssel auf den Tisch legen muss; und welche Rechte den drei Millionen EU-Bürgern in Großbritannien nach dem Brexit garantiert werden. Beim dritten Punkt aber ist eine Einigung weit entfernt: Wie soll Nordirlands Grenze zu Irland nach dem Brexit aussehen?

Der lange Weg zum Frieden

Irland und Großbritannien wollen auch in Zukunft eine offene Grenze. Das hängt mit der gewalttätigen Geschichte der Region zusammen. Nur mit äußerster Mühe konnte der Bürgerkrieg zwischen den mit Großbritannien loyalen Protestanten – den Unionisten – und den katholischen Iren – den Republikanern – vor fast zwanzig Jahren beigelegt werden.

Seit der Unabhängigkeit Irlands 1922 hatte der Konflikt zwischen den beiden national-religiösen Gruppen geschwelt. Zwischen 1969 und 1998 war er durch die Anschläge paramilitärischer Organisationen – die katholische IRA und die protestantische UVF – zu einem blutigen Machtkampf geworden. 1998 legten alle Beteiligten die Waffen nieder. Unter dem britischen Premierminister Tony Blair schlossen sie das Belfaster Karfreitagsabkommen. Nur eine nordirische Partei verweigerte die Unterschrift: Die „Democratic Unionist Party“ (DUP). Den Unionisten war es zuwider, dass die Nordiren einen speziellen Status bekamen. Denn: „Es ist das Geburtsrecht aller Nordiren, sich als Iren oder Briten oder beides zu identifizieren”, heißt es im Karfreitagsabkommen, und weiter „…und demnach beide Pässe zu beanspruchen.“

Der Frieden wurde erst dadurch möglich, weil beide Teile des Landes Mitglied in der EU waren. Die Grenzposten zwischen Norden und Süden wurden abgeschafft, die Wachtürme umgelegt. Es gab für die „Irish Republican Army“ (IRA) keinen Grund mehr, unter die Bahnbrücken Bomben zu legen.

Der irische Albtraum

Das aber könnte sich jetzt durch den Brexit ändern. „Die britische Politklasse benimmt sich völlig rücksichtslos“, wundert sich der irische Publizist Fintan O’Toole in Dublin. Leichtfertig setzten die Briten mit ihrem EU-Austritt den fragilen Frieden in Nordirland aufs Spiel: „Das Belfaster Abkommen ist die größte diplomatische Errungenschaft seit dem Zweiten Weltkrieg. Gerade das englische Establishment war ganz wichtiger und zentraler Teil des Friedensprozesses. Jetzt wirkt es so, als hätten sie einfach vergessen, welche Anstrengungen es gekostet hat, diesen gewalttätigen Konflikt beizulegen.“

Nicht nur deshalb ist der Brexit der Briten für die Iren ein Albtraum. Die irische Insel liegt westlich des Vereinigten Königreichs jetzt schon recht isoliert vom europäischen Kontinent. Wenn Großbritannien aus der EU austritt, muss der nördliche Teil der Insel mit austreten – obwohl eine Mehrheit der Nordiren für den Verbleib in der EU gestimmt hat. Irland fürchtet ob des EU-Austritts des immens wichtigen Handelspartners Großbritannien großen wirtschaftlichen Schaden. Wenn obendrein noch eine richtige EU-Außengrenze den nördlichen Inselteil abtrennte, wären die politischen Folgen desaströs.

Deshalb hat der irische Premierminister Leo Varadkar die EU von Anfang an darauf eingeschworen, die Nordirland-Frage ganz zu Beginn der Brexit-Verhandlungen zu klären. Im Zentrum steht dabei der Wunsch Dublins, dass Nordirland seinen speziellen Status beibehält. Das heißt: Nordirland soll in der EU-Zollunion und im EU-Binnenmarkt bleiben, damit es keine Zollbeamten an der Grenze geben muss. Denn ein Grenzposten könnte neue Gewalt provozieren. Ein einziger Anschlag zöge bereits die Notwendigkeit von Grenzsoldaten zum Schutz der Beamten nach sich.

Lage immer noch höchst fragil

Heute grasen entlang der grünen Grenze in aller Ruhe irische Kühe. Der einzig erkennbare Unterschied auf der Autobahn zwischen Süden und Norden ist, dass die Iren die Geschwindigkeitsbegrenzung in Kilometern und die Nordiren sie in Meilen angeben. Kaum vorzustellen, dass die Spirale der Gewalt sich hier wieder drehen könnte.

Doch ein Besuch in Belfast reicht, um die Fragilität der Lage zu begreifen. Im protestantischen Bezirk Shankill leuchten frisch gemalte Wandfresken in ehrenvoller Erinnerung an die loyalistischen Kämpfer, die nebenan im katholischen Falls Road schlicht als Mörder gelten. Umgekehrt sind die unzähligen Attentate der IRA bei den britannientreuen Protestanten unvergessen. Viele Taxifahrer weigern sich bis heute, in den gegnerischen Stadtteil zu fahren. Obwohl die Tore in der sogenannten „Friedensmauer“ heute offen bleiben. Zu Zeiten der „Troubles“ von 1969 bis 1998 wurden die Durchfahrstraßen in der Trennwand von Freitagabend bis Sonntag einfach geschlossen, damit die vom Feierabend-Bier aufgeputschten Horden nicht aufeinander losgehen konnten.

May angewiesen auf die Unionisten

Auch in der politischen Klasse ist der Konflikt noch vorhanden. Seit einem Jahr gibt es keine Regierung in Stormont, dem Regionalparlament Nordirlands. Die Konsensregierung zwischen der katholischen Sinn Féin und der protestantischen DUP brach im Januar zusammen, die Fronten sind verhärtet. Die bisherige Regierungschefin und DUP-Chefin Arlene Foster hat bisher keine neue Regierung zustandegebracht. Dafür spielt sie neuerdings im britischen Parlament in Westminster eine wichtige Rolle. Seit Theresa May bei vorgezogenen britischen Parlamentswahlen im Juni 2017 die absolute Mehrheit der Tory-Partei verspielt hat, sind Fosters zehn erzreaktionäre DUP-Abgeordnete in Westminster das Zünglein an der Waage geworden.

Ohne die Unterstützung der DUP könnte Theresa May politisch nicht überleben. Arlene Foster war es nun auch, die Theresa May am Montag dieser Woche aus Brüssel zurückpfiff. Die DUP will nicht zustimmen, dass Nordirland einen Sonderstatus bekommt und sich „weiterhin an die EU-Regeln anpasst“, wie britische und EU-Verhandler geplant hatten. Die einzige Chance, die Grenze offenzulassen, bestünde aber, wenn Nordirland mindestens de facto Teil der Zollunion bleiben kann.

Die schwache britische Regierungschefin versucht jetzt, einen Kompromiss mit der widerspenstigen Nordirin zu finden. Brexit-Minister David Davis deutete am Dienstag an, die fortgesetzte Anpassung an das EU-Regelwerk könnte am Ende für das gesamte Vereinigte Königreich gelten. Somit könnte die Nordirland-Krise das ganze Land sogar noch Richtung „sanften“ Brexit treiben. Doch Arlene Foster hält standhaft an ihrem Widerstand gegen eine nordirische Sonderregelung fest. Offenbar auch für den Preis, dass der teuer erkämpfte Frieden in Nordirland gefährdet ist.

Beim Zigarettenkauf erschossen 

Diese historische Blindheit erbost Seán McAuley. Der nordirische Bauer in vierter Generation kann sich noch gut daran erinnern, dass sein Onkel, als er Zigaretten kaufen ging, erschossen wurde. Einfach weil er Katholik war, erzählt McAuley: „Wir können uns nicht in die dunklen Zeiten der Troubles zurückbewegen.“ William Taylor sitzt neben ihm in der Bar des Dunsilly Hotels, eine halbe Autostunde nördlich von Belfast, und nickt zustimmend. Taylor ist Protestant. Die beiden haben sich in der Aktivistengruppe „Farmers for Action“ angefreundet. „Der Brexit ist eine Katastrophe für uns alle“, sagt Taylor.

Zehntausende Arbeitsplätze stünden auf dem Spiel, vor allem in der Landwirtschaft, die von der protektionistischen EU-Agrarpolitik profitiert habe. „Wenn wir den Brexit schon nicht verhindern können, müssen wir uns zumindest für eine möglichst enge Beziehung zur EU einsetzen. Sonst steht der Friede in Nordirland auf dem Spiel.“

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Fritz Gessler | Mi., 6. Dezember 2017 - 10:32

die ansicht, dass das friedensabkommen 'nur möglich gewesen (wäre), weil alle beteiligten länder (welche denn noch ausser irland und grossbritannien?:)) in der EU gewesen sind', ist doch ein wenig verwegen. tatsächlich hatte die EU wohl am allerwenigsten dabei zu reden und zu tun.
die lösung des ewigen 'nordirland-konfliktes' wäre auch sehr einfach: ulster endlich als integraler teil IRLANDS (und damit in der EU). alle protestanten und pro-briten können weiterhin die britische staatsbürgerschaft behalten. plus einem grosszügigen relocation-program für die nach schottland/england/wales auswanderungswilligen. statt moslems aus aller welt zu 100tausenden zu importieren und fast eine million polnischer gastarbeiter dazu, würde grossbritannien besser daran tun, protestantische nord-iren (nachkommen schottischer u. englischer kolonialisten, btw) aufzunehmen. brexit hin oder her.

Ihre Vorstellung davon, wie der Irland-Konflikt am besteb zu lösen sei, hatte ich auch schon.
Das wäre eine sachlich angebrachte, vernünftige Lösung, wie Sie sie beschreiben.
Aber sie wird nicht kommen, weil die Protestanten in Ulster und auch viele
Enländer dies absolut nicht wollen.
Vernunft hat es schwer, wenn der Wille zum vernünftigen Handeln fehlt und es
alte, eingefleische Vorurteile gibt.

vielleicht aber doch? nachdem die IRA ihre terrorkampagne eingestellt hatte und die religiösen feindseligkeiten (unter christen!) in den letzten jahren ein wenig abgekühlt sind, könnte ein bisschen vernunft und guter wille einkehren. aus den kolonien sind auch viele ehemalige kolonialisten und siedler oft recht reibungslos heimgekehrt - aus übersee noch dazu (s. die 'pied noirs' aus algerien nach frankreich oder eben viele (weisse) rhodesier nach sieg der ZANU mugabes nach england oder die portugiesen aus angola). von belfast nach london oder edinburgh ist der weg viel kürzer :)
es wäre HIER eine echte aufgabe der EU - und auch der kirchen: gut, dass der papst in bangla desh war - viel besser aber, er reiste nach nordirland!

Die Protestanten in Irland fühlen sich als etwas anderes als die katholischen Iren. Historisch bedingt. Dürfen die das ? In Ulster stellen sie die Mehrheit. Warum sollten sie auswandern ? Ihre Heimat verlassen ? Wollen Sie ähnliche Aktionen in anderen Konfliktgebieten ? Ich denke das wir aus diesen Problemen lernen sollten. Möglicherweise diskutieren Bürger unseres Landes in 20 oder 30 Jahren darüber Menschen aus Berlin oder dem Ruhrgebiet umzusiedeln. Die Katalanen wollen ihre Kultur bewahren, die Nordiren und viele andere auch und wir siedeln freiwillig Menschen aus anderen Kulturen bei uns an, die ihre Kultur ebenfalls bewahren wollen. Das kommt mir nicht sehr clever bzw. weitsichtig vor.

Manfred Küttner | Mi., 6. Dezember 2017 - 12:16

Die EU -der große Heils- und Friedensbringer.
Und wer nicht so will, dem wird der große Satan persönlich ins Kontor geschrieben.
Zumindest dürfte es - im Gegensatz zum "herbeigewünschten" Nordirlandkonflikt - den meisten Lesern ein aktives Zündeln der EU gegen Großbritannien, gerne auch mit Waffenlieferungen an die IRA, nicht mehr ganz so abwegig sein. In Syrien, Libyien oder der Ukraine war man ja auch ganz vorne mit dabei - für "Frieden und Demokratie".

Ursula Schneider | Mi., 6. Dezember 2017 - 12:25

Der Brexit ist absolut fatal und alles andere als im Interesse Deutschlands. Wir verlieren u. a. einen wichtigen Partner bei allen Abstimmungen mit den Südstaaten u. werden in Zukunft noch mehr gemolken.

Mein Vorschlag wäre eine Radikalkur für die EU mit anschließender erneuter Abstimmung in GB! Ich bin überzeugt davon, dass die Briten anders votieren, wenn man u. a.

- die offenen Grenzen nach dem Schengen-Abkommen abschaffte (weniger illegale Einwanderung, weniger Kriminalität, weniger Abwanderung von qualifizierten Kräften aus den Ländern usw.)
- strikt das Subsidiaritätsprinzip einhielte und
- eine Vergemeinschaftung von Schulden u. Risiken ausschlösse.

Die Betonköpfe in der EU haben m. E. völlig versagt. Statt nach einer zukunftsfähigen Lösung zu suchen, wollen sie nach dem Brexit vor allem bestrafen u. abschrecken. Es fehlen einfach kluge Politiker mit Format und Weitsicht!

Die Leidtragenden sind wie immer die Bürger - sei es in Irland oder sonst wo.

Ich stimme allem zu, was Sie schreiben, liebe Frau Schneider.
Aber leider fehlt die Einsicht bei den führenden Politikern bzw. der
Wille, den eingeschlagenen Weg überhaupt zu überdenken.
Es ist wohl leider wirklich so, daß sie (besonders Juncker) gar nicht
in erster Linie im Sinne der Bürger Europas denken und handeln, sondern als
willige Vollstrecker der Interessen des Großkapitals und der globalen
Unternehmen. Das Deckmäntelchen des "Friedensprojektes Eruopa"
soll sie dabei gegen alle Angriffe schützen und vor allem der "Melkkuh"
Deutschland Lust auf noch mehr Milchproduktion machen.
Die Mehrheit der Briten war den Etikettenschwindel leid.
In England zählen Freiheit und Selbstbestimmung im Zweifelsfalle immer noch mehr als wirtschaftliche Optionen.

Fabian Mangels | Mi., 6. Dezember 2017 - 12:28

Ein bisschen traurig finde ich es schon, dass man mir weiß machen will, dass der Hass in Irland und Nordirland auf die Gegenseite so groß sein soll, dass beide Seiten einen Bürgerkrieg bevorzugen anstatt sich mit der Situation abzugeben. Solche Verblendung erwarte ich von Israel und Palästina aber nicht von zwei Ländern, mitten in der EU, die seit Jahren gelernt haben friedlich nebeneinander zu existieren. Ich hoffe es ist nur ein Versuch den Brexit abzuwenden, denn wenn dort wieder ein Krieg ausbricht, verliere ich ein wenig mehr den Glauben an die Menschheit. Was soll das alles noch bringen, wenn nebenan irgendwelche degenerierten Fanatiker sich darum streiten, wer denn den besseren imaginären Freund im Himmel hat. SHAME ON YOU.

wolfgang spremberg | Do., 7. Dezember 2017 - 08:59

Antwort auf von Fabian Mangels

erwarte ich von Israel und den Palästinensern........"
Klingt nach "Rassismus der verminderten Erwartungen". Auch ein paternalistischer Rassismus (wir müssen ???? retten) ist häufig anzutreffen. Besonders in linken, antirassistischen Kreisen. Alle sind gleich, aber wir die Deutschen, die Europäer oder die Weißen müssen retten, aufnehmen usw. usw. z.B. weil die Schweiz, Österreich oder die Skandinavischen Staaten durch die Ausbeutung afrikanischer Kolonien reich geworden sind...hüstel.. Ich glaube das wir das auch nicht besser können siehe Nordirland, Ukraine, Kosovo, Bosnien usw.

Hans Meiser | Di., 12. Dezember 2017 - 12:55

Antwort auf von wolfgang spremberg

Der Konflikt um Israel ist in all seiner Komplexität mit keinem anderen gleichzusetzen, speziell die historischen Bezüge (über 2000 Jahre alte, biblische Rechte) und die Geschichte seiner Entstehung. Ein Beispiel: Schauen Sie sich mal das Profil des (alten) Yassir Arafat an! Wie sieht der aus?
Die anderen Konflikte (Ukraine, Kosovo, Bosnien) sollten im übergeordneten Kontext gesehen werden. Wer hat da was getan? Wem nützt es? Da wurden schlummernde innere Konflikte benutzt und ethnisch (wieder-)aufgeladen , um Geopolitik zu gestalten. Bitte dabei nicht vergessen, daß in den Jugoslawien-Kriegen vom "Westen" auch "bewährte" Dschihadisten eingesetzt wurden.
Der Nordirland-Konflikt ist die einzige territoriale "Schwachstelle" des brit. Empire und wurde (auch) von externen Parteien genutzt, um das Empire zu ärgern, es zu Zugeständnissen zu bewegen. Zur Beilegung des Konfliktes trug auch die Wieder-Einbindung eines externen IRA-Unterstützers in's diplomatische Leben bei.

Christoph Kuhlmann | Mi., 6. Dezember 2017 - 13:10

wenn es so weiter geht. Wie soll eine Zollgrenze ohne Zöllner funktionieren? Glaube doch niemand, dass dann jemand Zoll bezalht. Es gibt jede Menge Ungereimtheiten in der britischen Position und es würde mich nicht wundern, wenn es noch vor dem Brexit Neuwahlen gäbe. Irgendwann lassen sich die Kosten und Nachteile nicht mehr leugnenund die Tories sind eine gespaltene Partei in fast allen Belangen, die den Brexit betreffen. Doch auch Labor ist ja offiziell für einen Soft Brexit auch wenn die Mehrzahl der Abgeordneten für einen Verbleib in der EU ist.

Christian Schuster | Mi., 6. Dezember 2017 - 13:15

Islamistische Attentäter haben laut britischen Medien geplant, Premierministerin Theresa May zu töten.
Immerhin haben die Islamisten und die "Europäer" wohl die gleich Marschrichtung. Ob die Mittel sich unterscheiden werden, kann man nach dem Artikel in Zweifel ziehen.

Axel Kreissl | Mi., 6. Dezember 2017 - 13:27

Aus meiner Sicht überschätzen Sie das Gewicht der Politik. Für die Politik gilt im Moment: noch nie war sie so verlogen wie heute. Das bedeutet, sie hat keinen Wahrheitsgehalt und damit keine Kraft zu überzeugen. Der BREXIT ist aus meiner Sicht ein Schritt in die richtige Richtung, nämlich in Richtung SOUVERÄNITÄT der Briten. Der Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten in Nordirland ist beispielhaft für den Konflikt beider Konfessionen weltweit und dort besonders heftig. Gelöst werden kann er aber nur auf der Ebene, um die es geht und das ist der Glaube. Das Thema ist Heilung der Wunden durch Glauben, durch Umkehr, durch Einsicht in die eigenen Grenzen, durch Versöhnung, ganz sicher nicht durch windige politische Schachzüge. Wann werden die Menschen endlich wieder ihre eigenen Grenzen anerkennen?

Anton F. Keller | Mi., 6. Dezember 2017 - 17:53

Der Abschluss des Good Friday Agreement wurde durch den Channel Tunnel bedingt.

Die IRA hatte ihre beachtlichen (zerstörerischen) logistischen Fähigkeiten wiederholt unter Beweis gestellt. Die Möglichkeit, dass die IRA eine Wagenladung im Tunnel explodieren lässt, war nicht auszuschliessen.

Hans-Jürgen Sirch | Mi., 6. Dezember 2017 - 23:16

Als Folge der Brexit-Pläne wird wieder ein Religionskrieg in Nordirland zwischen den Protestanten und den Katholiken beschrien. Dieser Konflikt war aber nie ein Religionskonflikt, sondern ein sozialer. Selbst in der DDR wurde dieser Konflikt nie religiös erklärt, obwohl die DDR-Doktrin alles andere als religionsfreundlich war.
Die Begriffe „katholisch“ und „protestantisch“ dienen als Unterscheidungsmerkmal zweier gesellschaftlicher Gruppen, die gegensätzliche soziale, politische, wirtschaftliche und schließlich auch religiöse Geisteshaltungen pflegen.
Diese Kulturen haben sich aus dem Kontrast zwischen den alteingesessenen Iren, die arm, bäuerlich und katholisch waren, und den kolonialisierenden schottischen oder englischen Siedlern (wohlhabend, industriell, protestantisch) entwickelt.
Im Westen wurde dieser Konflikt zum Religionskrieg (1969 bis 1998) hochgepuscht, obwohl bei dieser Auseinandersetzung nie Bischöfe oder Priester als Einpeitscher ausgemacht wurden.

In den westlichen Medien dürfte in keinem politischen Kommentar zum Nordirland-Konflikt der Name des Reverend Ian Paisley gefehlt haben.

In seinen moralischen Ansichten unterschied er sich nicht von der katholischen Lehre (Homosexualität, Abtreibung, …), sah aber dennoch in Katholizismus und Ökumene den Untergang des Christentums.

wolfgang spremberg | Do., 7. Dezember 2017 - 10:59

Was ist eigentlich mit den Kirchenvertretern ? Wer in der ganzen Welt Frieden predigt, alle Welt zum friedlichen Miteinander nach Europa einlädt, der müsste doch, ganz einfach, mal eben, den eigenen Leuten erklären können wie das so geht....
Soziale Komponente , historisches hin oder her....
Sonst ergibt sich doch ein riesiges Problem aus den Vorstellungen / Zielen der Kirchen.....

Hubert Knapp | Mo., 11. Dezember 2017 - 14:28

und die Briten werden sich sicher nicht durch das Schüren alter Ängste und Heraufbeschwören absurder Horrorszenarien abhalten lassen, ihren Weg zu gehen. Im IRA-Konflikt ging es nie wirklich um eine Grenze zwischen Staaten.

Hans Meiser | Di., 12. Dezember 2017 - 11:48

Der Satz "Seit der Unabhängigkeit Irlands 1922 hatte der Konflikt zwischen den beiden national-religiösen Gruppen geschwelt." ist m.M.n. Unsinn. Die Konflikte zwischen Iren und Engländern reichen viel viel weiter zurück! Stichwort: Oliver Cromwell ...
Außerdem ist ein wichtiger (externer) Unterstützer der IRA inzwischen tot, bestialisch ermordet. Eine gescheiterte amerikanische Minusseele komentierte seinen Tod fast schon sprichwörtlich. Namen schreibe ich nicht; ich möchte ja, daß mein Kommentar durchkommt.

Für die Lösung des Grenzproblems hätte ich einen anderen, radikalen Vorschlag: Warum tritt Irland nicht mit aus der EU aus? Kein Taxheaven mehr für Apple, Google & Co mit Zugang zum Binnenmarkt, aber dafür Frieden & Partnerschaft mit Britannien.
DAS wär' doch die Sache wert, oder?

PS: Ja, das meine ich ernst! Der EU -in ihrer gegenwärtigen Form- gebe ich maximal noch 10 Jahre!

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 20. Januar 2018 - 13:43

jetzt auf die Frage der Überschrift gemünzt.
Da England - jedenfalls mit Theresa May - wohl nicht bereit ist, vom Brexit zurückzutreten, möchte ich ihr ein politisches Händchen andienen, mit dem sie England hoffentlich sicher durch auch schwere See navigieren könnte.
Nicht nur ihre Erscheinung, auch die Vorliebe für gute Kleidung bringen mich auf die Idee, Theresa May zur hoffentlich Nachfolgerin Elisabeth der I. zu machen, mit der das englische Königshaus meines Wissens nicht so sehr viel zutun hat.
Elisabeth die I. war die Königin auf der Höhe ihrer Zeit.
Nu?