
- Spiel ohne Regeln
Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan – Die Staaten Zentralasiens befinden sich in einer Phase des tiefgreifenden Umbruchs. Doch Europa verliert in dieser Region den Anschluss
Es ist eine riesige Region, noch dazu strategisch bedeutsam und voller Ressourcen. Trotzdem bleibt der derzeitige Umbruch vom breiten europäischen Publikum fast unbemerkt. Was umso verwunderlicher ist, als die EU dort eigentlich wichtige Interessen verfolgen müsste. Die Rede ist von Zentralasien – ehemaliger Hinterhof des Sowjetreichs und Transitraum, den China überbrücken muss, um seine neue Seidenstraße gen Westen zu bauen. Die fünf Ex-Sowjetrepubliken Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan, allesamt unabhängig seit 1991, umfassen ein Gebiet knapp halb so groß wie Europa. Rund 70 Millionen Menschen leben dort, ein Großteil davon muslimisch.
Kasachstan – 18 Millionen Einwohner und rohstoffreichstes der fünf Länder – erlebt zurzeit eine bisher ungekannte Protestwelle. Vor allem in den beiden größten Städten Almaty und der Hauptstadt Nur-Sultan (bis vor kurzem noch Astana) protestierten im Juni Hunderte Bürger friedlich gegen das autoritäre Regime; das wiederum reagiert mit Verhaftungen und Internetblockaden. Nach Schätzungen von Amnesty International wurden im Zuge der Proteste mehr als 2000 Menschen von der Polizei festgehalten. Innenminister Yerlan Turgumbayev beschuldigte die Demonstranten, den Anweisungen fremder Kräfte zu folgen und das Land destabilisieren zu wollen.