US-Präsidentschaftswahlen - DeSantis‘ Ende mit Schrecken

Ron DeSantis galt als aufstrebender republikanischer Star. Doch eine Reihe von Fehltritten und eine schlechte Wahlkampfstrategie haben ihn zuerst Unterstützung und schließlich seine Präsidentschaftskandidatur gekostet. Nun unterstützt er Donald Trump.

Ron DeSantis, Gouverneur von Florida / dpa
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Autoreninfo

Lisa Davidson ist Journalistin, freie Autorin und Podcast-Host. Sie lebt in Virginia, USA. 

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Ron DeSantis hat sein Rennen im republikanischen Präsidentschaftswahlkampf auf die gleiche Weise beendet, wie er es einst begonnen hatte: mit einer etwas ungelenk wirkenden Botschaft auf X. In einem Video erklärte er, er könne seine Unterstützer nicht darum bitten, ihre Zeit zu opfern und Geld zu spenden, ohne dass er, DeSantis, einen klaren Weg zum Sieg sehen würde. 

Seine einst so vielversprechende Kandidatur fand damit ein jähes und für viele Beobachter, auch aus der eigenen Partei, dennoch überraschend unschönes Ende. DeSantis entschied sich getreu dem Motto „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“ dafür, wenigstens noch mit etwas Würde die präsidiale Bühne zu verlassen. In seinem Video sagte er, für ihn sei nun klar, dass die Mehrheit der republikanischen Vorwahlwähler Donald Trump eine weitere Chance geben wolle – und dass er Trump dabei unterstützen werde. Denn eine Rückkehr zur alten republikanischen Garde, die aktuell noch von Nikki Haley als einzig übrige Konkurrenz für Trump repräsentiert wird, sei für ihn keine Option.

Vom Überflieger zum Absteiger

Dabei trat DeSantis vor knapp einem Jahr noch mit großen Visionen für seinen Wahlkampf an. Er versprach, aus den Vorwahlen in Iowa und New Hampshire triumphierend hervorzugehen, um die GOP-Nominierung als neues Gesicht der Partei zu gewinnen. Mittlerweile wurde er eines Besseren belehrt. Denn nach seinem zweiten Platz in Iowa und düsteren Umfragen, die ihn in New Hampshire im einstelligen Bereich sahen, hat ihn die Realität eingeholt.

Es ist ein bitteres Ende für einen Kandidaten, der seine Siegesserie in Florida landesweit fortsetzen und den Republikanern zeigen wollte, dass er die von der „Make America Great Again“-Fraktion favorisierte Politik der Isolation und des kulturellen Konservatismus ohne das für Trump typische Chaos fortsetzen könne. Und vor allem zu Beginn seiner Kandidatur war die Dynamik noch deutlich auf seiner Seite. 

Vor etwas mehr als einem Jahr, nach einem überwältigenden Wiederwahlsieg in seinem Heimatstaat, galt DeSantis als aufstrebender konservativer Star. Seine positive Bilanz und lukrativen Geldbeschaffungen sollten ihm helfen, der nächste Vorzeige-Republikaner zu werden. Doch während DeSantis schnell als Trumps Top-Herausforderer angesehen wurde, bedeutete die Position an der Spitze für ihn nur, dass er letztlich umso mehr Fallhöhe erreichte. Eingeleitet hat er seinen Abstieg dabei vor allem selbst – durch eine ganze Reihe von Fehltritten in den vergangenen Monaten und eine miserable Wahlkampfstrategie. 

Was brachte DeSantis zu Fall?

Laut Politico sahen politische Beobachter und Personen aus dem Umfeld des Gouverneurs monatelang Anzeichen für einen schlechten Wahlkampf. Doch neben einem schlechten Finanzmanagement und Problemen, Großspender und politische Verbündete an sich zu binden, stand sich DeSantis vor allem selbst im Weg. Zu Beginn seines Wahlkampfs trat er selbstbewusst auf und erinnerte an Trump, nur ohne strafrechtliche Anklagen und mit der perfekten Bilderbuchfamilie. Doch obwohl unklar war, in welchem Ausmaß Trumps rechtliche Schwierigkeiten dessen Wahlkampf beeinflussen würden, wurde es DeSantis zum Verhängnis, Trump aufgrund von dessen Problemen mit der Justiz nicht als ernsthaften Konkurrenten anzusehen.
 

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Mittlerweile steht fest, dass Trump stärker ist, als viele vermutet haben. Auch DeSantis zu Beginn seines Wahlkampfes. Nach Medienberichten bricht der ehemalige Präsident sogar Rekorde bei der Mittelbeschaffung auf der Grundlage seines Fahndungsfotos aus Georgia, liegt in einer Umfrage nach der anderen vorne und führt nun alles in allem einen erfolgreichen Wahlkampf in der Rolle eines Märtyrers.

Einladung zum Fremdschämen

DeSantis hingegen versuchte währenddessen, sich neu zu erfinden. Was blieb, war eine unbeholfene Persönlichkeit, die bei jeglichen öffentlichen Auftritten zum Fremdschämen einlud und absolut unfähig war, mit den Wählern auf einer persönlichen Ebene in Kontakt zu treten. Whit Ayres, der als Meinungsforscher für DeSantis in dessen Gouverneurswahlkampf 2018 tätig war, brachte es bei Politico auf den Punkt, indem er erklärte, dass sich die republikanischen Wähler nicht mit einem zweitbesten Trump zufriedengeben werden, wenn sie Trump bekommen könnten.

Ein Problem war die Wählerschaft, die DeSantis versuchte zu erreichen. Denn obwohl er sich von Trump distanzieren wollte, konzentrierte er sich nach wie vor auf dieselbe Zielgruppe wie der ehemalige Präsident. Gleichzeitig schloss er jene Wähler, die bereit waren, sich von Trump wegzubewegen, aus, indem er versuchte, den ehemaligen Präsidenten rechts zu überholen. DeSantis wetterte beispielsweise gegen das „Woke Mind Virus“, unterzeichnete als Gouverneur ein Gesetz über ein Abtreibungsverbot und versprach, mutmaßliche Mitglieder von Drogenkartellen eiskalt zu erschießen. Doch Trump lässt sich in seinem selbst kreierten und zur Perfektion gebrachten MAGA-Stil nicht so einfach übertrumpfen.

Social-Media-Probleme und „DeSanctimonious“

DeSantis‘ Bilanz in Florida war ein Ankerpunkt seiner Kandidatur. Er verwies auf seinen 20-Punkte-Wiederwahlsieg in Florida als Beleg für seinen künftigen Wahlerfolg als republikanischer Präsidentschaftskandidat. Doch bereits der Start seiner Präsidentschaftskandidatur im Mai 2023 missglückte auf der damals noch als Twitter bekannten Plattform, als er den Wählern kein überzeugendes Argument liefern konnte, um ihn Trump vorzuziehen.

Trumps Anti-DeSantis-Rhetorik war dann der letzte Sargnagel für DeSantis. In bekannter Trump-Manier warf der ehemalige Präsident ihm Illoyalität vor und verunglimpfte ihn als „DeSanctimonious“. Trumps Wahlkampf-Team und seine sonstigen Verbündeten gaben zudem Millionen für Anti-DeSantis-Werbung aus und nutzten jede Gelegenheit, DeSantis einen mitzugeben. Da reichte bisweilen schon dessen Schuhwahl bei einem Wahlkampfauftritt, um ihn zu attackieren. 

Während DeSantis sich selbst also im Wahlkampf verloren hat, kann er sich nun vielleicht als lautstarker Trump-Supporter wiederfinden. Sollte er künftig noch einmal in das Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur gehen, kann man ihm obendrein nur wünschen, dass er sich bessere Berater sucht – und daran denkt, sich und seiner Agenda treu zu bleiben. Selbst wenn diese nicht bei allen Wählern gut ankommt.

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