Wagner-Panzer in Rostow am Don
Wagner-Panzer am Samstagmorgen in Rostow am Don / dpa

Rebellion der Wagner-Truppe - Was wird aus Putin?

Schwer bewaffnete Kämpfer der Wagner-Söldnertruppe von Jewgeni Prigoschin sind am Freitagabend in die südrussische Millionenstadt Rostow am Don einmarschiert. Es ist aber eher unwahrscheinlich, dass diese Rebellion das Ende des Putin-Regimes einläutet. Vielmehr könnte Prigoschins nun unausweichlicher Sturz bedeuten, dass sich im Kreml die Falken in der Militärführung durchgesetzt haben.

Autoreninfo

Thomas Urban ist Journalist und Sachbuchautor. Er war Korrespondent in Warschau, Moskau und Kiew. Zuletzt von ihm erschienen: „Lexikon für Putin-Versteher“.

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Wladimir Putin hat den Daumen gesenkt. Er hat damit das politische, möglicherweise sogar das physische Ende des Söldnerführers Jewgeni Prigoschin besiegelt. Kein Staatschef kann sich erlauben, dass eine Militäreinheit gegen die reguläre Armeeführung rebelliert, wie es nun im Süden Russland geschehen ist: Schwer bewaffnete Wagner-Leute waren am Freitagabend in die südrussische Millionenstadt Rostow am Don einmarschiert und hatten mehrere Gebäude der Zivilverwaltung sowie des regionalen Armeestabs besetzt.

Prigoschin drohte, er werde sie auf Moskau vorrücken lassen, falls sich Verteidigungsminister Sergej Schoigu nicht umgehend zu Verhandlungen in Rostow einfinde. Er schäumte, russische Einheiten hätten ein Feldlager der Wagner-Truppe mit Raketen beschossen. Mehrere Hundertschaften haben sich in der Tat auf den Weg gemacht, am Morgen hatten sie die fast auf halbem Weg nach Moskau liegende Millionenstadt Woronesch passiert.  

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Christoph Kuhlmann | Sa., 24. Juni 2023 - 14:31

Sobald Prigoschins Kolonnen von der russischen Luftwaffe bombardiert werden, ist die Sache entschieden. Ob sie bombardiert werden, steht noch nicht fest. Die ungefähre Position wird ja bereits in den Medien durchgegeben. Vielleicht sind sie ja ein bisschen langsam, vielleicht will man sich ja auch heraushalten. Eine 80 Kilometer lange Kolonne 5 - 6 Stunden vor Moskau, auf einer Hauptstraße sollte doch zu finden sein. Vielleicht gibt es ja eine Kosakenrepublik, wenn neben Rostow auch Woronesch und andere Städte der Provinz kontrolliert. Wenn bis zum Abend keine Luftangriffe erfolgen, hat Wagner eine Chance.

Klaus Funke | Sa., 24. Juni 2023 - 15:30

Das sagte Wilhelm Busch. Und dies gilt ganz besonders für Sie, Herr Urban. Vielleich geht Putin aus dieser Krise noch stärker hervor und seine Reihen werden geschlossener sein. Herr Prigoschin ist ein Hasardeur. Entweder kriecht er zu Kreuze, dann ist er aber seine Privatarmee los oder er wird ganz eiskalt abgemurkst. Die Russen sind nicht nicht zimperlich mit Verrätern. Wenn es zu wetten gelte, dann setzte ich nach wie vor auf Putin. Er wird jetzt der absolute Diktator. Dieser Putsch fehlt ihm noch, um die Reihen fester zu schließen. Der Westen hat ganz schlechte Karten.

Gerhard Lenz | Sa., 24. Juni 2023 - 22:57

Solange Putins Propagandaapparat funktioniert, solange nicht zu viele russische Särge nach Hause kommen, solange nicht zu viele Mütter ihre in Putins Amoklauf verheizten Söhne beweinen, wird er sich im Sattel halten.
Halbweges vernünftige, weniger bekloppte Opposition ist zumindest nicht in Sicht.
Solange die Kosten des Krieges, sowohl wirtschaftlich als auch in der Zahl persönlicher Opfer, keine Unruhen im Volk schüren, wird der Gernegroß, bejubelt von gehorsamen Mitläufern und Profiteuren des weitläufigen Clans, der auf kriminelle Art und Weise seit langem Russland ausbeutet, weiter seinen Wahn ausleben.

Eine ernstzunehmende innere Opposition ist nicht zu erkennen. Und dass Selensky - mit Unterstützung russischer Oppositioneller - tatsächlich der wünschenswerte Schlag gelingt, der den Möchtegern-Zaren ins Abseits (und anschließend vor den Den Haager Gerichtshof) zwingt, ist leider nicht anzunehmen.

Also wird Putin da bleiben, wo ihm zur Zeit keiner gefährlich wird...