Paris / dpa, Hermann

Krisenreport Europa - Frankreich: Wenig Debatte, viele Sorgen

Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen des Westens schlagen auf Europa zurück. Inflation, Energieknappheit und Währungsschwäche sind nur einige Folgen, mit denen die EU-Staaten zu kämpfen haben. Doch wie ist die Stimmung in der Bevölkerung, und mit welchen Schwierigkeiten haben die einzelnen Länder konkret zu kämpfen? „Cicero” hat seine europäischen Korrespondenten gefragt, was sie derzeit in Europas Hauptstädten beobachten. Eine Sommerserie über einen kriselnden Kontinent. Teil 2: Frankreich.

Kay Walter

Autoreninfo

Kay Walter arbeitet als freier Journalist in Frankreich

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Die Parade zum Nationalfeiertag am 14. Juli ist dieses Jahr besonders groß und martialisch ausgefallen. Mit voller Absicht. Frankreich befinde sich in einem hybriden Krieg, erklärte Präsident Macron in seiner Ansprache. „Wir wollen den Krieg in der Ukraine stoppen, ohne selbst Krieg zu führen.“ Aber, so der Präsident weiter: „Wir haben eine Armee, die jederzeit bereit ist.“

Damit ist nicht nur für Emmanuel Macron alles gesagt, das sieht auch die übergroße Mehrheit seine Landsleute so. Mehr Diskussion ist da nicht, weder in den Medien noch an den Tischen in Bars und Cafés. Eine Debatte wie in Deutschland darüber, ob die Sanktionen gegen Russland ausreichend sind, ob sie hinreichend wirken oder ob sie womöglich der eigenen Wirtschaft mehr Schaden zufügen als der russischen, Fehlanzeige.

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Hans Jürgen Wienroth | Mi., 27. Juli 2022 - 17:25

Zitat: „Macron bekämpft Rezessionssorgen mit der Notenpresse.“ Es ist wohl eher Frau Lagarde, die als Französin ihren Präsidenten unterstützt, damit der mit Geld seine Bürger ruhigstellen kann. Während Macron die Autofahrer (spez. die auf dem Lande) mit Benzinpreissubventionen mobil hält, setzt unsere Ampel auf den ÖPNV, wettert gegen den Tankrabatt. Das stärkt deren städtische Klientel und belastet Menschen auf dem Land, die das Auto für die Fahrt zur Arbeit brauchen. Sie wählen diese Regierung trotzdem.
Wenn Frankreich mehr Energie verbraucht, als es produziert, woher kommt diese dann? Wenn die sog. Erneuerbaren so günstig sind, warum haben wir dann die höchsten Strompreise in Europa, warum ist er in Frankr. günstiger?
Wenn die Franzosen trotz Krieg so ruhig bleiben, liegt es an Ihrem Präsidenten, der für sie sorgt, der frz. nationalistisch denkt? Der nicht zuerst an die Solidarität mit anderen Ländern statt ans eigene Volk denkt?
Irgendwer wird es zahlen müssen. Wer wird das sein?

Markus Michaelis | Mi., 27. Juli 2022 - 17:40

Das sehe ich ähnlich: Frankreich drückt sich (wie viele Gesellschaften, auch D) davor schwierige Konflikte der Verteilung und Priorisierung auszutragen. Man hofft möglichst alle hinter bestimmten Symbolen und Ideen zu vereinen und den Rest mit Geld zuzuschütten.

Besser wäre es viel mehr miteinander zu reden - aber nicht wie bei uns oft gedacht mit dem Ziel lauter Gemeinsamkeiten festzustellen, sondern viel mehr mit dem Ziel mal alle Unterschiede, unterschiedlichen Forderungen und Sichtweisen wahrzunehmen.

Wenn wir dann alle vor einem Berg an Gegensätzen stehen, bzw. den Berg mal wahrnehmen, kann man anfangen Entscheidungen zu treffen. Die werden oft nicht viele Anhänger haben - es ist glaube ich schon eine Leistung Entscheidungen zu finden, die die Gesellschaft überhaupt trägt.

In FR zeigt sich das glaube ich auch am Präsidentenverschleiß: ein Präsident, der all die Gegensätze aufhebt und widersprüchlichen Erwartungen erfüllt, ist kaum vorstellbar.

Tomas Poth | Mi., 27. Juli 2022 - 17:46

Frankreich ist halt anders aber sympathisch. So habe ich jedenfalls über Jahre meine Kollegen in der Nähe von Lyon erlebt.
Zwei Dinge falscher Vorstellungen die wir uns machen:
-Energielieferung aus Frankreich-
Wie beschrieben, unsere Energielücken bei Strom wird Frankreich kaum ausgleichen können, speziell im Winter, da viele Wohnungen mit elektrischer Heizung gewärmt werden.
-preisgünstige Erneuerbare-
Das ist ein Ammenmärchen, auch in Frankreich. Wenn man sich mit Wackelstrom der nur temporär geliefert wird zufrieden gibt, dann mag es stimmen.
Wer aber 24h am Tag über das ganze Jahr Strom braucht, der braucht dazu auch die "alte konventionelle" Stromerzeugung aus den fossilen Energieträgern und die damit verbundenen Strukturen. Damit wird der Wackelstrom teurer und unwirtschaftlich.
Wir erleben es an unseren Strompreisen! Da sind wir dann mal Spitze.
Preisgünstige Erneuerbare gibt es nur mit unstetiger, schlechter Versorgung!!!

Martin Falter | Mi., 27. Juli 2022 - 18:04

vor allem im Forum die Meisten auf Atomkraft stehen.

Es ist eben ein Irrglaube zu glauben das Atomkraft günstig ist. Sie ist die teuerste und gefährlichlichste Art Strom zu erzeugen.

Wenn hat das hier auch der Letzte kapiert?

Hans-Jürgen König | Do., 28. Juli 2022 - 10:19

Antwort auf von Martin Falter

1. Es gibt Übersichten über die Todesfälle bei verschiedenen Energieproduktionen. Da steht Atomkraft ganz weit hinten.
2. Wie viele konventionelle Kraftwerke haben wir bislang durch unsere erneuerbaren Energien eingespart? Kein einziges!
3. Wie viel CO2 haben wir durch unsere sündhaft teuren Wind- und Sonnenanlagen eingespart. (Kosten pro Tonne "vermiedenes" CO2!) Sie können es wissen! Null komma nichts, weil die Einsparungen durch den europäischen Emissionshandel schon bezahlt und generiert sind. Die drei Ziele: Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit, CO2-Reduktion, alle grandios verfehlt. So viel Schilda war nie!

Christoph Kuhlmann | Mi., 27. Juli 2022 - 22:17

Während man in Deutschland schon im Sommer die Klimaanlage abschaltet und die Minister nur noch kurz unter die Dusche hüpfen damit im Winter das Gas reicht, fährt Frankreich erstmal in Urlaub, vorzugsweise im eigenen Land, der Sprache wegen und wartet erstmal das nächste Bonbon vom Staat ab um die leere Haushaltskasse nachher wieder aufzufüllen. Was mach die Deutschen, sie stehen sich am Flughafen frustriert die Beine in den Bauch und lassen noch schnell ein par Türken zum Koffer sortieren einfliegen. Dafür streikt dann das Bodenpersonal. Quel malheur! Wer die Zeitungen liest könnte meinen die Menschen hungern und spätestens im November werden Millionen von ehemaligen Arbeitnehmern frierend in ihren Wohnungen sitzen weil in Russland die letzte Gasturbine ausgefallen ist. Während wir uns den Untergang des Industriestandortes Deutschland ausmahlen sitzt der Franzose in einem Restaurant am Meer, trinkt seinen Wein und sagt in regelmäßigen Abständen O lala wenn eine junge Frau vorbei geht.

Gabriele Bondzio | Do., 28. Juli 2022 - 07:44

Dies kann ich durchaus nachvollziehen.
Durch den Wirtschaftskrieg gegen Russland, kommt überall auch die Achilleus-Ferse zum Vorschein.
Einige Bürger haben es noch nicht mitbekommen.

In der Politik dominieren vor allem Überlegungen, wie die Krisenkosten auf Arme und Durchschnittsverdiener umgelegt werden können.
In DE wird derzeit an der Schraube gedreht, Lauterbach, der im Milliardenbereich Impfstoffe gekauft, die teils vernichtet wurden. Will Krankenkassenbeiträge hochschrauben. Er nennt es Solidarität.

Wobei bei weiteren Eskalationsstufen in der Ukraine, der dritte Weltkrieg immer noch nicht ausgeschlossen werden kann.

Unmut und Rezessionssorgen, die Macron in Frankreich mit Geld bekämpft. Wird aber das Defizit des Staates weiter nach oben treiben...immer weiter in Richtung Italien.

Es ist dieses unüberlegte Wirtschaften (um Machtansprüche zu behalten) und Geldrucken ohne Ende, was am Ende nicht die Verursacher, sondern die Bürger trifft.