
- Im Treibhaus der politischen Polarisierung
Was hat eigentlich zur extremen Polarisierung der US-amerikanischen Gesellschaft geführt? Häufig wird Social-Media-Kanälen die Schuld gegeben. Doch die Gründe liegen tiefer. Und sie geben Anlass zur Hoffnung.
„Die klügsten Köpfe meiner Generation denken darüber nach, wie man Leute dazu bringt, auf Werbebanner zu klicken.“ Das sagte vor knapp zehn Jahren ein melancholischer Jeff Hammerbacher, der als früherer Facebook-Ingenieur daran mitgearbeitet hatte, eine digitale Maschinerie anzuwerfen, die heute über zwei Milliarden Menschen katalogisiert. Sie ist, zusammen mit den anderen Internetgiganten des Silicon Valley, das mächtigste je erschaffene Werkzeug nicht nur der Vermarktung, sondern der Beeinflussung.
Ein Dreh an der richtigen Schraube und das Meer teilt sich. Ist das dieselbe Macht, die uns auch politisch auseinandertreibt und die Polarisierung, etwa in den USA, immer weiter vorantreibt? Die sozialen Netzwerke sind der vorläufige Höhepunkt eines Trends, den Winston Churchill 1925 als „Masseneffekte des modernen Lebens“ bedauerte. Die Zeit des heroischen Feldherrn schien ihm besiegelt, ersetzt von techno-politischen Massenstrukturen, in die das Individuum eingeebnet wird wie ein Molekül.