Donald Trump will US-Präsident werden - Die Trump-Show ist zurück

Nach der Ankündigung Donald Trumps, erneut für das Amt des US-Präsidenten kandidieren zu wollen, bekommt er Gegenwind von vielen Seiten. Auch aus der eigenen Partei. Und die Frage steht im Raum, ob ausgerechnet Joe Biden der richtige Opponent ist, um Trumps Rückkehr ins Oval Office in zwei Jahren zu verhindern.

Trump-Unterstützer in Ohio / picture alliance
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Autoreninfo

Lisa Davidson ist Journalistin, freie Autorin und Podcast-Host. Sie lebt in Virginia, USA. 

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Donald Trump hat sich noch nie vor großen Hürden gescheut. Da ist es nicht verwunderlich, dass er mit seiner dritten Präsidentschaftskandidatur die Mammutaufgabe in Angriff nimmt, als erst zweiter Oberbefehlshaber das Oval Office in zwei nicht aufeinanderfolgenden Amtszeiten erobern zu wollen. Der einzige Präsident, dem dies in der Geschichte der USA bisher gelungen ist, war Demokrat Grover Cleveland, der nach dem Bürgerkrieg im Jahre 1885 gewählt wurde. Nach seiner ersten Amtszeit zog dieser vier Jahre später ein weiteres Mal ins Weiße Haus ein.

Ob Trump einen ähnlichen Erfolg feiern wird, ist allerdings fraglich. Denn während es nichts Neues ist, dass er mit seiner Präsenz die Nation spaltet, polarisiert er mit seiner erneuten Kandidatur nun auch die eigene Partei. Seinem Motto, Amerika wieder glorreich zu machen, und seinem Ansatz, seine Reden mit falschen und übertriebenen Behauptungen über seine vermeintlichen Erfolge zu füllen, ist er hingegen treu geblieben. 

Das schwarze Schaf der Republikaner

Eines ist Trump also sicher nicht: ein Feigling, der sich vor harten und unangenehmen Aufgaben drückt – selbst wenn sich das viele Amerikaner wünschen würden. Laut Time sollen ihm sogar seine Berater von seiner Rede am Dienstag abgeraten haben, solange die Senatswahl in Georgia noch nicht entschieden ist. Die Republikaner befürchten nämlich, dass Trumps Rhetorik die Aussichten ihres Kandidaten Herschel Walker beeinträchtigen könnten, den Sitz im US-Senat von Georgia zu erobern. Die Stichwahl ist am 6. Dezember. 
 

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Doch Trump ließ sich nicht von seiner Agenda abbringen und zog seine Ankündigung zur Kandidatur nur eine Woche nach den für die Republikaner eher ernüchternden US-Midterms durch. Denn obwohl die Republikaner das Repräsentantenhaus für sich beanspruchen konnten, behielten die Demokraten die Oberhand im Senat. Den Schuldigen fanden sie in Trump, der schon lange nicht mehr als Gottkaiser der Partei gilt. Selbst konservative Medien und einstige Verbündete distanzieren sich von ihrem ehemaligen Anführer, erpicht darauf, eine neue und bessere Führung zu finden.

Die One-Man-Show geht weiter

Trump scheint die schwindende Unterstützung hingegen kaltzulassen. Warum auch nicht? Seinem Image als One-Man-Show, als ein Mann gegen die Welt, tut der Gegenwind von allen Seiten nur gut. Und auch das Timing scheint – selbst ohne weitreichende Unterstützung aus der eigenen Partei – auf seiner Seite zu sein: Die schwindende Wirtschaft, turbulente Zeiten bei Twitter und historische Tiefpunkte bei Kryptowährungen deuten auf eine kosmische Neuordnung hin. Und Trump wusste schon immer, Momente von Chaos und Unordnung zu seinem eigenen Vorteil zu nutzen. 

Problematisch für ihn ist jedoch, dass er einen Teil seines Schock-Faktors verloren hat. Nicht wenige Amerikaner sind von Trumps Tiraden geradezu gelangweilt. Warum Trump überhaupt nochmal kandidieren will, bleibt für viele Beobachter zudem ein Rätsel. Trump erklärte bei seiner Ankündigung am Dienstag sogar selbst, dass er das gar nicht nötig hätte: „Ich hatte ein sehr schönes, einfaches Leben … aber wir lieben unser Land.“ Ob sein Appell an den Patriotismus der Amerikaner ein zweites Mal erfolgreich sein wird? Trump jedenfalls setzt darauf, dass es immer noch genug Menschen gibt, die sich nach seiner Rückkehr sehnen; nach dem starken, dem unberechenbaren Mann im Weißen Haus, der Demokraten und woken Aktivisten zeigt, wo der Hammer hängt. 

Die Reaktionen der Demokraten sind positiv 

Die Demokraten selbst reagierten auf Trumps Präsidentschaftskandidatur mit gemischten Gefühlen. Am deutlichsten war aber Übermut zu spüren. Viele scheinen sich gar über das eindeutige politische Gegenstück, das ihnen Trump für die Präsidentschaftswahl in zwei Jahren liefern will, zu freuen. Laut New York Times etwa soll Joe Biden mehr als bereit sein, sich Trump erneut zu stellen. Immerhin hat Biden einen Großteil des vergangenen Jahres damit verbracht, der „Ultra-MAGA“-Agenda ein furchteinflößendes Gesicht zu geben, indem er republikanische Senatoren, Gouverneure und staatliche Gesetzgeber ins Visier genommen hat. Jetzt wird er den Fokus wieder auf Trump richten und seine Überzeugung unterstreichen, dass „Mr. Make America Great Again“ eine Bedrohung für die Demokratie darstellt. 

Doch ob Biden wirklich der richtige Opponent ist, um eine Wiederwahl Trumps zu verhindern, steht auf einem anderen Blatt. Sein Rückhalt in der amerikanischen Bevölkerung nahm zuletzt stetig ab. Immer häufiger wurde auch die Frage diskutiert, ob Biden physisch und mental überhaupt noch in der Lage sei, eine weitere Amtszeit als US-Präsident zu bekleiden. Viele Amerikaner, das sollte nicht vergessen werden, sahen Biden bereits vor seinem Wahlsieg bei den vergangenen US-Wahlen als den falschen Kandidaten. Aktuelle Umfragen zeichnen ein ähnliches Bild: Bidens Beliebtheits- und Vertrauenswerte sind zwar im Keller. Aber Trump, der als realitätsfern, kapriziös und impulsiv gilt, ist eben noch unbeliebter.

Konkurrent aus den eigenen Reihen

Aktuell braucht sich Trump noch keine Gedanken um seinen demokratischen Opponenten zu machen – sei es Biden oder ein anderer –, sondern eher um die Konkurrenz aus den eigenen Reihen. Der Name, den alle Republikaner im Munde tragen, ist Ron DeSantis, der Gouverneur von Florida, dessen 20-Punkte-Erdrutschsieg bei den Midterms ein seltener Höhepunkt für die angeschlagene GOP war. Die konservative New York Post nennt ihn „DeFuture“. Senatorin Cynthia Lummis aus Wyoming bezeichnet DeSantis gar als „derzeitigen Führer der republikanischen Partei“. Mächtige Ohrfeigen für Donald Trump.

Seinem Unmut darüber machte Trump nach den Midterms in einer Erklärung Luft, in der er seinen Parteigenossen DeSantis eine „DeSanctimonious“ nannte und als „durchschnittlich“ bezeichnete. In seiner Rede am Dienstag erwähnte Trump seinen wohl größten Rivalen gar nicht erst. Doch laut einer aktuellen Umfrage unter republikanischen Midterm-Wählern, die nach dem Wahltag von der überparteilichen Kommunikationsfirma Seven Letter Insight durchgeführt wurde, lag DeSantis bei 34 Prozent der Befragten an erster Stelle, noch vor Trump mit 26 Prozent. Die Umfrage zeigte auch: 67 Prozent aller Wähler sind der Meinung, dass Trump 2024 nicht kandidieren sollte. Trump schert das offensichtlich nicht. 

Mehr noch hat der Ex-Präsident neben dem harten Kern seiner treuen Anhängerschaft noch ein weiteres As im Ärmel, wenn es um den Machtkampf gegen Konkurrenten wie DeSantis geht: seine schiere Rücksichtslosigkeit und die fast schon angsteinflößende Bereitschaft, alles zu tun oder zu sagen, um zu bekommen, was er will. Deshalb stehen seine Konkurrenten vor dem Dilemma, sich entweder auf Trumps Niveau herabzulassen oder zu riskieren, von Trumps waghalsigen Attacken und ausschweifenden Tiraden hinweggefegt zu werden. Die Vergangenheit hat nämlich gezeigt, dass es keinen sicheren Weg gibt, Trump zu schlagen.

Eine republikanische Zukunft ohne Trump?

Wenn man Trumps Beratern glauben will, können die Amerikaner vor der Präsidentschaftswahl 2024 einen abgespeckten Wahlkampf erwarten, in dem sich Trump, ähnlich wie vor sechs Jahren, auf das Wesentliche beschränken wird. In seiner Rede am Dienstag konzentrierte sich Trump bereits stärker als sonst auf die Politik. Und auch wenn Trump nicht der Lieblingskandidat vieler Wähler sein mag, könnte ihm die Fähigkeit, das politische Feld komplett zu zersplittern, für die Nominierung innerhalb seiner Partei reichen.

Man mag mit Trumps Überzeugungen und Ansichten nichts anfangen können. Doch als ernstzunehmenden Kandidaten für 2024 sollten ihn weder Republikaner noch Demokraten abschreiben. Während seiner Rede verkündete Trump, zu kämpfen, wie niemand vor ihm gekämpft habe, um die „linksradikalen Demokraten“ zu besiegen. Denn die, sagte Trump, versuchten, das Land von innen heraus zu zerstören. Man mag Zweifel an Trumps politischen Kompetenzen haben, aber seinen unbändigen Siegeswillen sollte man nicht unterschätzen. Erst recht nicht, wenn der Gegenwind diesmal aus verschiedenen Richtungen kommt. Denn verwundete Tiere sind bekanntermaßen am gefährlichsten.

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