Julian Weber
Speerwerfer Julian Weber bei der Leichtathletik-WM in Budapest, 27.08.2023 / dpa

Deutscher Spitzensport in der Krise - „Mit Amateurstrukturen wollen wir Weltklasse produzieren“ 

Die historische Schlappe bei der Leichtathletikweltmeisterschaft in Budapest wirft Fragen auf über den Zustand des deutschen Spitzensports. Für den ehemaligem DLV-Präsidenten Clemens Prokop gibt es mehrere strukturelle Baustellen sowie ein Mentalitätsproblem.

Autoreninfo

Alexandre Kintzinger studiert im Master Wissenschafts- philosophie an der WWU Münster und arbeitet nebenbei als freier Journalist. Er ist Stipendiat der Journalistischen Nachwuchsförderung (JONA) der Konrad-Adenauer-Stiftung. 

So erreichen Sie Alexandre Kintzinger:

Clemens Prokop ist derzeit Präsident des Landesgerichts Regensburg. Der ehemalige Leichtathlet und Sportfunktionär war von 2001 bis 2017 Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). 

Herr Prokop, hätten Sie mit dieser schwachen Leistung bei der WM gerechnet? 

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Ingofrank | Do., 31. August 2023 - 18:19

Deutschlands, der zu Merkels Zeiten eingeleitet wurde, am Spitzensportler halt machen?
Ob Leichtatlwtik, Handball, Fußball oder in Wintersport …. der allgemeine Niedergang ist unübersehbar.
Strukturen ändern ? Unmöglich, zu fest sitzt der Karren im Dreck. Keine Bildung, keine Ausbildung, keinen Bock auf Leistung, Faulheit als neuer Erfolg ? Neeee so wird das nichts ……
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

... genau so ähnlich würde ich´s auch ausdrücken, und das habe ich mir auch nach der vergeigten Frauenfußball-WM erstmals gedacht.
Wie sich die Dinge doch gleichen: da wurde gleichsam wie Pfeifen im Walde die Parole "Wir werden Weltmeister:innen!" ausgegeben, um dann wie die Männer schon in der zuerst "absolut machbaren" Vorrunde auszuscheiden, und auch das "Wir sind in vielen Bereichen Weltspitze" klingt uns doch irgenwie noch bekannt in den Ohren. Das alles ist aber schon etliche Jährchen her, und die für mich im Rückblick immer fragwürdiger werdende Politik unter Leitung der Mutti der Nation fährt nun die Ernte ein - besser: fährt Richtung Wand auf allen Ebenen.
Aber dafür sind wir womöglich mittlerweile Spitze, was die Woken, Durchgegenderten und Freizügigsten in Bezug auf die alljährliche Wechselmöglichkeit von Identität angeht - und das ist doch auch nicht zu verachten, oder? (Sarkasmus Ende)

Und erlauben Sie mir noch eine Ergänzung werter Herr Frank zu Ihrem absolut zutreffenden Kommentar. Die Politik hat sich längst des Sports bemächtigt und die vielen Leichtathleten längst abhängig gemacht und instrumentalisiert. Inzwischen erwartet man politische woke Statements, die "richtige" Haltung und wer aufmuckt, bekommt Ärger, so wie unlängst die Wintersportlerin Claudia Pechstein. Das ist bei den Leichtathleten nicht anders. Und mal ehrlich, das Nichterbringung von herausragenden Leistungen hat doch beste Vorbilder in der Regierung. In allen Bereichen nur noch Mittelmaß, weil Eignung, Leistung und Befähigung nicht mehr gewünscht ist. Es zählt der olympische Gedanke. Dabei sein ist alles. Und die Gender Utopie wird demnächst noch ganz andere Früchte tragen.
MfG aus Hessen

Peter William | Do., 31. August 2023 - 18:42

halt auch für andere Sachen benötigt 😉, Sport ist doch eh Mord, unnötig und überschätzt. Läuft.

Gerhard Hellriegel | Do., 31. August 2023 - 18:46

Spitzensport ist ungesund - weiß jeder. Natürlich darf jeder sich selbst beschädigen, wie er meint. Nur warum die Allgemeinheit das finanzieren soll? Wir finanzieren doch auch nicht Alkohol- oder Cannabis-Sucht. Seit meiner Schulzeit weiß ich, dass in jeder Gruppe auch der "Leistungsgedanke" eine Rolle spielt. Dafür braucht man keinen "Sp(r)itzensport". Dass man Fußball spielt, einfach weil das Spaß macht, weil man sich austoben will, mein Gott, wie tot ist das denn. Weiter, höher, schneller, dümmer.

Walter Bühler | Do., 31. August 2023 - 20:03

Besteht darin nicht das letzte gemeinsame Band zwischen Ballermännern (und -frauen), Politikern, Schülern, Beamten, Pfarrern, Studenten, Fernsehmoderatoren, Queerdenkern und Frauen-Beauftragten?

Diese Glücks-Gleichung, denke ich manchmal, scheint die bio-deutsche Bevölkerung ziemlich vollständig zu beschreiben.

Arbeit und Mühe werden möglichst schnell ausgesourct.

Leistung? Die hat nur wenig Platz, wenn Leistungsvermeidung als oberstes Ziel betrachtet wird..

Das hat Folgen, nicht nur im Spitzensport, sondern auch in der Qualität der Schulbildung, etwa in Berlin.

Peter Sommerhalder | Do., 31. August 2023 - 21:01

Sprint und bei den Langstrecken haben die Schwarzen einfach körperliche Vorteile. Klar, es gibt noch andere Disziplinen, aber ich denke, dass diese deutsche Erfolglosigkeit eher einfach nur eine Phase ist.

Plötzlich kommen wieder 3-4 Megatalente...

Manfred Bühring | Fr., 1. September 2023 - 08:05

Der Leistungsgedanke ist unserer Gesellschaft abhanden gekommen. Die neuen Berufsbilder sind Influencerin und Homeoffice vom Strand in Thailand. Handwerk, körperliche Arbeit und frühes Aufstehen haben ausgedient. Alles fängt in den Schulen an (Bundesjugendspiele sind lt. Gaz diskriminierend!) und setzt sich nahtlos fort. Der alimentierende Staat tut sein Übriges und diskreditiert Leistungsbereitschaft. Nun bekommen wir die Quittung.

Jens Böhme | Fr., 1. September 2023 - 08:10

Vor Jahren gab es die Vision, man werde eine Dienstleistungsgesellschaft, weil Wirtschaft und Industrie abwandern bzw. zu teuer. Doch selbst das funktioniert nicht, weil Dienstleistung eine Leistung ist und somit die Gesellschaft daran scheitert. Ohne Leistung - die beginnt im Gehirn beim Denken oder Zusammenhänge erkennen - nur ein Vorsichhinleben.

Heidemarie Heim | Fr., 1. September 2023 - 13:59

Das pädagogische Prinzip des Sports hat sich gewandelt in das Tragen von bunten Armbinden, Hinknien und Haltung zeigen.
Bloß nicht, wie ich früher bei den Bundesjugendspielen;), als Vereinsmitglied galt ich sowie schon als Profi außer Konkurrenz startend;) auf der Jagd nach der Ehrenurkunde die Klassenkameraden "demotivieren" statt seinem Ehrgeiz zu frönen? Welchen woken Hirnen entspringt solcherlei Gedankengut? Dem eigenen Körper etwas abzuverlangen, Anreiz, der Ehrgeiz schneller, höher, weiter, das Gefühl der eigenen Power, Leistungssteigerung, Lob und Ansporn durch Trainer und Kameraden, das messen mit anderen auf auswärtigen Sportfesten! wie man es noch nannte, war ein wesentlicher Bestandteil meiner Kindheit und Jugend. Wie stolz man war den Eltern die Urkunde heimzubringen. Stolz auch auf die Eltern, die wie in meinem Fall sich die Trikots und die für unsere Verhältnisse sehr teuren Spikes u. anderen Sportschuhe vom Mund absparten. Das war Pädagogik und Glück in Reinkultur!!! MfG