
- „Death by hanging“
Bei den Nürnberger Prozessen waren die Hauptkriegsverbrecher des NS-Regimes angeklagt. Erstmals wurden dort die Repräsentanten einer Diktatur zur Rechenschaft gezogen. Vor 75 Jahren, am 16. Oktober 1946, wurden in Nürnberg die Todesurteile vollstreckt.
Es ist kurz vor ein Uhr morgens, als die Riegel der Zellentür des früheren Außenministers Joachim von Ribbentrop zurückgeschoben werden. Ein Oberst verliest das Urteil. Dann werden Ribbentrop die Hände auf den Rücken gebunden. Die vergangenen Tage waren erfüllt vom Hämmern und Sägen, das durch den Gefängnisbau zu hören war. In der Turnhalle auf dem Gelände des Nürnberger Gefängnisses haben Häftlinge drei Galgen errichtet, nun wird Ribbentrop von zwei Militärpolizisten die 13 Stufen zu der Hinrichtungsstätte hinaufgeführt. Sie stellen ihn auf die Falltür und binden seine Füße zusammen. Als Ribbentrop gefragt wird, ob er noch etwas sagen möchte, antwortet dieser: „Gott schütze Deutschland, Gott sei meiner Seele gnädig! Mein letzter Wunsch ist, dass Deutschland seine Einheit wiederfindet, dass eine Verständigung zwischen Ost und West zustande kommt und Frieden in der Welt regieren möge.“ Das sagt der Mann, der den perfiden Hitler-Stalin-Pakt ausgehandelt hat, der Hitler den Angriff auf Polen ermöglichte.
Es ist der 16. Oktober 1946, der Tag, als der Prozess des Internationalen Militärtribunals gegen die deutschen Hauptkriegsverbrecher, die Führungselite des NS-Staates, mit der Hinrichtung der zum Tode verurteilten Angeklagten endgültig endet. Es war der erste Versuch, die Repräsentanten einer Diktatur persönlich zur Rechenschaft zu ziehen.