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USA: Ex-Präsident George W. Bush malt - Der Pinsel des Präsidenten

Zwei vermeintliche Gemälde George W. Bushs geben Anlass zu vielfältigen Deutungen

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Christophe Braun hat Philosophie in Mainz und St Andrews studiert.

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In einer Szene in Woody Allens „Vicky Christina Barcelona“ stellt der geheimnisvolle Maler (Javier Bardem) der amerikanischen Studentin (Scarlett Johansson) seinen Vater vor, einen alten Dichter, der zurückgezogen in einem idyllischen Landhaus irgendwo in Spanien lebt. Als die Studentin sich erkundigt, ob er seine Gedichte veröffentliche, winkt der Sohn ab: Der Vater schreibe nur für sich; die Welt sei seiner Poesie nicht würdig.

Ob George W. Bush die romantische Weltverachtung des alten Dichters teilte? Allem Anschein nach hatte der ehemalige US-Präsident jedenfalls nicht vor, die Früchte seines künstlerischen Schaffens öffentlich vorzustellen. Dass wir die Fotos zweier Gemälde, die Bush angeblich gemalt hat, dennoch ansehen können, ist einem unerschrockenen Hacker zu verdanken. Der hat einen Beutezug durch die privaten E-Mail-Konten der Präsidentenfamilie unternommen.

Was er dort vorgefunden hat, ist eigentlich relativ öde. Zwei Bilder sind es; das erste zeigt einen Mann unter der Dusche, das zweite ein Paar Beine in der Badewanne. Nichts im Vergleich zu gewissen Mails deutscher Politiker, die auch schon mal ein Foto ihres Geschlechtsteils durchs Netz jagen. Aber da es sich hierbei um einen ehemaligen US-Präsidenten handelt, hat die Veröffentlichung der Bilder doch ein beachtliches Medienecho provoziert.

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Auffällig ist in beiden Gemälden das zentrale Motiv des Wassers und der Reinigung. Welche Bedeutung könnten sie haben für Bush, den wiedergeborenen Christen, der einen ungerechtfertigten Krieg begann? Sind die Gemälde Teil einer Serie? Orientiert der 43. Präsident der Vereinigten Staaten sich an bestimmten Vorbildern – Frida Kahlo etwa, oder David Hockney? Der Spekulationen sind viele, und es werden immer mehr. Was der Maler im Sinn hatte, wissen wir nicht. Streng genommen wissen wir nicht einmal, ob die Gemälde tatsächlich von Bush stammen; bestätigt wurde das jedenfalls nicht. Immerhin hat das Time Magazin mittlerweile herausgefunden, dass der Ex-Präsident in seiner Freizeit tatsächlich hin und wieder malt: So soll er seinen verstorbenen Hund Barney porträtiert haben.

Unabhängig vom Inhalt der Bush-Gemälde beweist die Story aber einmal mehr, wie viel Spaß die Auseinandersetzung mit den künstlerischen Arbeiten ehemaliger Politiker bereitet. Das gilt zum Beispiel auch für den ehemaligen kalifornischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger, der zurzeit wieder in martialischer Pose von den Litfaßsäulen grimmt. „Seine Stadt. Sein Gesetz“, lautet der markige Werbespruch für seinen Streifen – und lädt zu polemischen Verweisen auf seine Amtszeit geradezu ein. Und es gilt auch für den ehemaligen französischen Präsidenten Valery Giscard d’Estaing, der für einen kleinen Eklat sorgte, als er in seinem Roman „Le Passage“ eine flüchtige Affäre mit Prinzessin Diana andeutete. Hier der Muskelprotz, gewohnt, mit der Waffe in der Hand Fakten zu schaffen, da der libertäre Feingeist, kokettierend mit angeblichen Liebeleien.

Und jetzt der Cowboypräsident, der sich selbst unter der Dusche porträtiert, nackt, schutzlos. Möchte er sich von seinen Sünden reinwaschen oder – naja – duscht er einfach gerne? Soll ja vorkommen.

Während die Interpretatoren der vermeintlichen Bush-Werke sich die Finger wund schreiben, verlassen wir uns auf einen, der es schon immer besser wusste: „Die Kunst“, bemerkt Oscar Wilde, „spiegelt in Wahrheit den Betrachter und nicht das Leben.“

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