Essen in den Hitzewellen - Obstsalat für Anspruchsvolle

Auch unserem Genusskolumnisten machen die Hitzewellen ziemlich zu schaffen. Aber das ist für ihn kein Grund für den Verzicht auf nicht nur wetterangepasste, sondern nahezu lukullische Speisen. Sein Obstsalat mit Wassermelone, Grapefruit, Tahina, Honig und Meersalz gehört in diese Kategorie.

Obst statt Schweinebraten: Bei 40 Grad eine gute Wahl / dpa
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Autoreninfo

Rainer Balcerowiak ist Journalist und Autor und wohnt in Berlin. Im Februar 2017 erschien von ihm „Die Heuchelei von der Reform: Wie die Politik Meinungen macht, desinformiert und falsche Hoffnungen weckt (edition berolina). Er betreibt den Blog „Genuss ist Notwehr“.

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Uns bleibt auch wirklich nichts erspart. Corona ist noch lange nicht überwunden, vor der Haustür tobt der Krieg in unverminderter Intensität, und seine ökonomischen Folgen erschüttern die deutsche Wirtschaft und das soziale Gefüge bis ins Mark. Ein Plan, wie mit diesen multiplen Krisen umgegangen werden kann, ist nicht erkennbar, jedenfalls nicht bei der Bundesregierung. Und jetzt auch noch ungewöhnliche Hitzewellen, die nur ein kleiner Vorgeschmack auf das sind, was der Klimawandel für uns noch so alles mit sich bringen wird. Im kommenden Jahr ist vielleicht mal wieder eine Flutkatastrophe fällig, wer weiß.

Bei 35 Grad eher kein Schweinsbraten

Gerade bei Extremtemperaturen sollte man relativ penibel auf seine Ernährung achten. Im Mittelpunkt steht natürlich trinken, trinken, trinken, aber auch das Essen hat eine große Bedeutung. Der Organismus hat alle Hände voll damit zu tun, das körpereigene Kühlsystem am Laufen zu halten. Denn das kann durchaus kollabieren, mit entsprechend gravierenden Folgen. „Leicht verdaulich“ ist die Losung der Stunde, auch die Vitamin- und Mineralienzufuhr sollte beachtet werden. Und auch die extremsten Fleisch-Maniacs sollten vielleicht mal temporär auf den deftigen Schweinsbraten und reichhaltige Soßen mit viel Butter verzichten.

Das gilt natürlich auch für Zwischenmahlzeiten und Nachspeisen. Nichts gegen Sahnetorten und üppige Eis-Kreationen, aber vielleicht nicht unbedingt an Tagen, an denen sich der Körper mit Temperaturen von 35 Grad und mehr plagen muss.

Dass Rohkost und frisches Obst für derartige Hundstage eine gute Wahl sind, hat sich einigermaßen rumgesprochen. Zähneknirschend beugt man sich (hoffentlich) der Vernunft, knabbert an Möhren, beißt in den Apfel und verzehrt eine Wassermelone nach der anderen, in Hoffnung auf kühlere Zeiten.

Wetterangepasst essen – aber mit Hochgenuss

Doch Genuss ist bekanntlich Notwehr, auch in Zeiten extremer Hitze. Und nichts spricht dagegen, wetterangepasste Verköstigung als Festival der Kulinarik zu zelebrieren. In der New York Times bin ich auf ein Rezept gestoßen, dass aus vier einfachen Zutaten (plus Salz) besteht, aber auf der Zunge und am Gaumen dennoch ein regelrechtes Feuerwerk abbrennt. Süß, sauer, bitter, salzig – alles dabei, was ein komplexes, aber dennoch ausgewogenes Geschmackserlebnis ermöglicht.

 

Zuletzt in „Genuss ist Notwehr“ erschienen:

 

Das leuchtete mir ein, musste aber natürlich umgehend überprüft werden. Wassermelone, Grapefruit und Honig bekommt man an jeder Ecke, und auch Sesampaste (Tahina) stellt heutzutage keine Beschaffungshürde mehr dar. Kann man außerdem problemlos selber machen.

Nicht durchrühren – sonst Pampe!

Los geht’s. Wassermelonen gründlich schälen, entkernen (oder gleich kernlose kaufen) und in Dreiecke bzw. Würfel schneiden. Bei der Grapefruit oben und unten die Schalendeckel abschneiden, halbieren, mit einem spitzen, scharfen Messer schälen und die Kerngehäuse entfernen, dann vierteln und ebenfalls in Würfel bzw. Dreiecke schneiden. Aber bitte ein wirklich scharfes Messer, sonst hat man zu viel Saft. In einer flachen Schüssel etwas durchmischen und zunächst die Sesampaste und dann den Honig darauf verteilen. Achtung: Nicht durchrühren, sonst hat man Obstpampe! Frisch servieren, dabei das Obst vorsichtig von unten aus der Schüssel heben und auf Tellern oder besser in Schalen verteilen. Gerne noch etwas Meersalz darüberstreuen. Ausnahmsweise darf es diesmal auch grobes Fleur de Sel sein.

Kulinarische Kreativität ist gefragt

Das hat nicht nur großartig geschmeckt, sondern inspiriert auch zu weiteren Kreationen in dieser Richtung. Zumal das bestimmt nicht die letzte Hitzewelle war. Ich denke da z.B. – ganz ohne New York Times – an Mango, Kokosnuss, Avocado und ein bisschen Sojasauce. Oder Augustäpfel, Mirabellen, Salzmandeln und Orangenschale. Aber Ihnen fällt bestimmt auch selber was ein. Hauptsache süß, sauer, bitter und salzig.   


Hochsommerlicher Obstsalat

Zutaten für 4 Personen

    ½ Wassermelone, gekühlt
    2 Grapefruits
    2-3 El. Tahina
    2 El Honig
    Meersalz (Fleur de Sel)

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