Patricia Schlesinger
Patricia Schlesinger ist Intendantin des rbb und seit 1. Januar ARD-Vorsitzende / dpa

ARD-Vorsitzende Patricia Schlesinger - „Es geht nicht nur um links oder rechts“

Seit Jahresbeginn ist rbb-Intendantin Patricia Schlesinger auch ARD-Vorsitzende. Im Interview spricht sie über ihre Ideen, wie mehr Meinungspluralismus in der ARD möglich wäre, über Antisemitismusvorwürfe gegen ihr Haus und twitternde Redakteure. Sie erklärt, warum sie zwar nicht gendert, es anderen aber auch nicht verbieten will. Den öffentlich-rechtlichen Rundfunk sieht sie als „Rückgrat der Demokratie“ und spricht vom Recht der Gebührenzahler auf „klare, saubere und ungiftige Nachrichten“.

Autoreninfo

Ben Krischke ist Leiter Digitales bei Cicero, Mit-Herausgeber des Buches „Die Wokeness-Illusion“ und Mit-Autor des Buches „Der Selbstbetrug“ (Verlag Herder). Er lebt in München. 

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Patricia Schlesinger ist Intendantin des rbb und seit 1. Januar ARD-Vorsitzende. Cicero traf sie Anfang Februar in ihrem Büro an der Berliner Masurenallee. Kurz vor Beginn des Gesprächs wurde bekannt, dass Russland die Deutsche Welle verbieten, die Korrespondentenbüros schließen und den Journalisten die Akkreditierung entziehen will. In der Folge wird das Gespräch mehrfach unterbrochen, weil eine gemeinsame Erklärung von ARD, ZDF und Deutschlandradio entstehen soll. In der Form ein Novum in der Geschichte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Der russische Überfall auf die Ukraine war zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar.

Frau Schlesinger, vor wenigen Minuten kam über den Ticker, dass Russland das Büro der Deutschen Welle schließen lässt. Jetzt geht es Schlag auf Schlag, und Sie stimmen sich sehr orchestriert ab für ein gemeinsames Statement von ARD, ZDF und Deutschlandradio. Darf ich annehmen, dass Sie sich nach vier Wochen im Amt der ARD-Vorsitzenden schon ganz gut eingelebt haben?

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Hans Jürgen Wienroth | Sa., 5. März 2022 - 19:03

Sorry, aber so wird das nichts mit der „Meinungspluralität“ im ÖRR. Wer sich bei den Corona-Maßnahmen mit den größten Freiheitseinschränkungen seit Bestehen des GG dermaßen auf die Regierungspolitik verlässt, sich nicht mit weitergehenden Informationen beschäftigt, sich nicht mit den Argumenten der Maßnahmenkritiker auseinandersetzt, der kann keine objektive Berichterstattung machen.
Das ist das größte Problem von ARD und ZDF, dass die „Haltung“ und die „Meinung“ über der Auseinandersetzung mit den Fakten steht. Eine Diskussionsrunde braucht eine paritätische Besetzung, dazu gehören ECHTE Fachleute und keine NGO-Politiker oder Journalisten, die heute Expert*in für dies und morgen für das sind. Fachleute haben eine entsprechende Ausbildung und Anerkennung. Sie vertreten kontroverse Standpunkte und tauschen diese fachlich präzise aus.
Leider gehört im ÖRR die Diffamierung von Regierungskritikern zum Standard. Das macht es Politikern so leicht, sich dem anzuschließen.

M. Bernstein | Sa., 5. März 2022 - 19:09

Aktuelle Kamera (DDR) und anschliessend die Tagesschau gesehen. Heute habe ich kein Fernsehen mehr, gelegentlich schaue ich mal einen Film von ARD und ZDF, aber auch nicht oft.
Das meiste ist einfach Propaganda für woke Themen, keine Reflektion und wer nicht auf Linie ist, ist schnell weg vom Fenster. Daran wird sich jetzt auch nichts ändern.

Margaretha Graf | Sa., 5. März 2022 - 20:55

Da kann ich nur sagen: Chapeau, ein absolut klasse Interview. Mit Vergnügen gelesen.

Christa Wallau | So., 6. März 2022 - 11:10

Antwort auf von Margaretha Graf

liebe Frau Graf.

Hier wird endlich einmal eine Verantwortliche mit direkten, eindeutigen Fragen so in die Enge getrieben, daß ihr die ausweichenden Antworten fast im Halse steckenbleiben.

Nein, Frau Schlesinger, die öffentlich-rechtlichen Sender dienen eben nicht der
Meinungsfreiheit, sondern werden eindeutig in einer ganz bestimmten Weise
in eine ganz bestimmte Richtung gelenkt!
Verteidigen Sie nur ihr angepaßtes Regierungsprogramm so gut Sie können,
davon wird es keinen Deut besser!
Es wird höchste Zeit, daß Ihnen dies m e h r Kritiker direkt ins Gesicht sagen - so wie Herr Krischke es hier tut.

Jeden Tag danke ich Gott, daß es den CICERO gibt.

Joachim Kopic | Sa., 5. März 2022 - 21:16

...wer glaubt diesem "Staats-Sender" noch - an Einseitigkeit seit Merkels Alleingang 2015 nicht mehr zu übertreffen ... obwohl ... da gibt's ja noch die "Konkurrenz", die ehrlicherweise sich das eine Auge zuhält und behauptet, man sähe besser ... Ironie-Ende ... eine bittere :(

Jon Doe | Sa., 5. März 2022 - 23:57

Vielen Dank, Herr Krischke, für den Beitrag, wobei ich mir an einigen Stellen noch kritischere Nachfragen oder Anmerkungen gewünscht hätte. Beispielsweise gibt es
eine Umfrage von Ende 2020 unter Volontären des Ersten: Satte 92 Prozent wählen grün-rot-rot. Wenn die Präferenzen von Redakteuren so krass von jenen der Gebührenzahler abweichen, ist es praktisch unmöglich, den Sendeauftrag zu erfüllen.
Wir haben in diesem Land einen Anspruch auf klare, saubere und ungiftige Nachrichten. Allein die personellen Voraussetzungen dafür sind nachweislich nicht gegeben. Wo konkret gibt es denn in ÖRR Moderatoren mit liberaler oder konservativer Grundhaltung? Mir fallen hier nur ultralinke Protagonisten ohne Berührungsängste zur Antifa ein: Anja Reschke, Georg Restle und Birgit Kellermann bspw. um nur drei zu nennen.
Um zusammenzufassen, wo genau tendenziös, nicht sauber und an welcher Stelle beim ÖRR einseitig berichtet wurde, müsste man vermutlich den Cicero im Brockhausformat herausgeben.

Jon Doe | Sa., 5. März 2022 - 23:58

Fortsetzung…

Gendern hat im ÖRR nichts verloren, das ist in dem Interview schon klar geworden. Ihre Analogie zur Verwendung der französischen Sprache bei Hofe als Abgrenzung zum Pöbel hat Frau Schlesinger aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen nicht verstanden. Vielleicht ist die jüngere Geschichte nicht ihre Stärke.
Insgesamt ist der ÖRR heute unnötig, unreformierbar und sollte schleunigst abgeschafft werden.

Dominik Roth | So., 6. März 2022 - 00:26

bei den Regierenden vermuten:

"Ich nehme den meisten Politikern ab, dass sie darum ringen, was richtig ist."

Danke, dass Sie diese unkritische Einstellung so deutlich formulieren.

Marc Schulze | So., 6. März 2022 - 00:54

Es ist sehr wohltuend, ein Interview zu lesen, in dem eine ÖR Grandin mal wirklich in die Mangel genommen wird und deutlich wird, wie sehr sich die Dame hinter ihren verständnisvoll klingenden Parolen versteckt. Ich nehme daraus ua mit: linker und muslimischer Antisemitismus ist völlig ok.

Wikreuz | So., 6. März 2022 - 07:19

Das sind schöne Worte. In praxi ist der Öffentlich rechtliche Rundfunk in Deutschland ein Organ der "Links-Grünen Indoktrination" der Bevölkerung.

Wolfgang Borchardt | So., 6. März 2022 - 12:33

.. vorgebrachte Wasservergleich hinkt. Rundfunkgebühren muss ich grundsätzlich bezahlen, beim Wasser fließt der wirkliche Verbrauch ein, den ich - im Gegensatz zur Rundfunkgebühr - selbst beeinflussen kann. Das hätte so nicht unerwidert bleiben dürfen. Sonst ein sehr vutes Interview, vielen Dank.

Peter Saulus | So., 6. März 2022 - 13:16

Empfehle den Nachfolge-Artikel von Herrn Paul: "ARD in der Krise". Da wird das zwangsweise Gebührenzahlen erst richtig zur Unverschämtheit.

Thorwald Franke | So., 6. März 2022 - 13:50

Der Vergleich von sauberem Wasser und "sauberer" Berichterstattung ist horrend. Denn bei der Wasserqualität gibt es objektive, physikalische Kriterien, die eindeutig messbar sind. Beim Journalismus gibt es das nicht. Im Gegenteil. Journalismus ist oft umso besser, desto "unreiner", d.h. kontroverser er ist.

Und ob Hauser und Kienzle nun gescriptet war oder nicht, darum geht es doch nicht, sondern darum, dass man zu sehen bekommt, dass man jede Sache aus verschiedenen Perspektiven betrachten kann, und dennoch sitzt man friedlich beisammen.

Ich freue mich aber, dass sie nicht gendert, und das auch niemandem vorschreiben will. Ich meine, dass Frau Schlesinger keinen verbohrten Eindruck macht. Im Gegenteil. Ich würde sagen: Da geht noch was an Einsichtsfähigkeit. Vielleicht überrascht sie uns noch.

Gisela Hachenberg | So., 6. März 2022 - 13:52

Wow! Wieder eine klasse Interview von Ihnen, werter Herr Krischke. Immer kritisch nachgefragt, nicht lockergelassen! Ein solches Nachhaken und kritisches Fragestellen würde ich mir mal in ARD oder ZDF wünschen, wenn der Kanzler oder andere Politiker interviewt werden. Wie wär‘s, Herr Krischke, bewerben Sie sich!
Danke für dieses tolle Interview!

Maja Schneider | Mo., 7. März 2022 - 14:42

Da, wo sie seit Anfang 2016 stand, fern der Unabhängigkeit und Fakten in einer anderen Realität, der Politik viel zu nahe und von Selbstkritik meilenweit entfernt wie! Daran hat sich nichts geändert, das hat dieses so gut geführte, durchaus kritische Interview mit der Dame Schlesinger mehr als deutlich gemacht. Dem Cicero sei Dank!