Antisemitismus bei Klimaaktivisten - Fridays for Hamas

Unverblümter Israelhass und dumpfer Antisemitismus: Die kulturrelativistische Schattenseite des Postkolonialismus scheint auch bei Fridays for Future angekommen zu sein. Der deutsche Ableger um Luisa Neubauer braucht nun dringend einen Neustart.

FfF-Galionsfigur Greta Thunberg / dpa
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Autoreninfo

Clemens Traub ist Buchautor und Cicero-Volontär. Zuletzt erschien sein Buch „Future for Fridays?“ im Quadriga-Verlag.

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Auch drei Wochen nach dem barbarischen Hamas-Terror in Israel sind die Bilder aus unseren Köpfen nicht herauszubekommen. Zu schrecklich waren die Taten, zu grausam das verursachte Leid. In den Stunden des feigen Terrors verloren nach offiziellen Angaben mehr als 1400 Menschen ihr Leben. Doch während das Mitgefühl für die Angehörigen der Opfer in weiten Teilen der westlichen Welt groß war, sorgte der internationale Account von Fridays for Future und nicht zuletzt Greta Thunberg mit antisemitischen Verschwörungserzählungen und terrorverharmlosenden Postings für Empörung. 

Von getöteten Palästinensern als „Märtyrern“ und einem israelischen „Apartheidsystem“ war in einem Instagram-Beitrag des internationalen Fridays-for-Future-Accounts die Rede. Die Berichterstattung der „westlichen Medien“ über den anhaltenden Krieg wurde darin außerdem als pro-israelische „Gehirnwäsche“ tituliert. Formulierungen, die ohne Weiteres auch aus Propaganda-Lehrbüchern des Islamismus stammen könnten. Der Beitrag ist nach heftiger Kritik inzwischen zwar wieder gelöscht worden, doch lässt er tief in das verschwörerisch-israelfeindliche Weltbild mancher Aktivisten blicken. Ein Weltbild, indem Hamas-Terroristen auf brandgefährliche Weise zu Freiheitskämpfern stilisiert werden.  

Symbol der zionistischen Weltverschwörung

Auch die einstige Ikone und das internationale Aushängeschild von Fridays for Future, Greta Thunberg, ist sich nicht zu schade, der Hamas eine propagandistische Bühne zu bieten. Auf der Plattform „X“ teilte sie ein zunächst harmlos wirkendes Bild, auf dem sie den Palästinensern in Gaza ihre Solidarität ausdrückt. Auf bunt bemalten Pappschildern stehen Slogans wie „Free Palestine“ und „Stand with Gaza“. Die besondere Brisanz erhält das Foto jedoch durch einen kleinen Oktopus aus Stoff, der auf dem Knie einer Mitstreiterin platziert ist. 

 

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Bereits im Nationalsozialismus wurden Kraken als Symbole einer vermeintlichen zionistischen Weltverschwörung verwendet und sind seither ein eindeutig antisemitischer Code. Thunberg dementierte daraufhin öffentlich, die politische und geschichtliche Bedeutung des Tieres gewusst zu haben. Nur kurze Zeit später postete sie erneut einen pro-palästinensischen Beitrag. Von Reue oder gar Mitgefühl für die israelischen Opfer fehlt jede Spur. Dem Medienprofi Thunberg dafür moralische Taktlosigkeit zu unterstellen, wäre wohl eine krasse Untertreibung.

Der Äquator entscheidet über Opfer und Täter

Eines zeigt dies in aller Deutlichkeit: Die kulturrelativistische Schattenseite des Postkolonialismus, der aus den geisteswissenschaftlichen Fakultäten in die Gesellschaft getragen wird, scheint nun auch bei den Klimaaktivisten von Fridays for Future angekommen zu sein. So ist die Verachtung gegenüber dem vermeintlich imperialistischen Westen längst zum eigentlichen Markenzeichen der Klimabewegung geworden. Es vergeht kaum eine Stunde, in der nicht mindestens ein Klimaaktivist den sogenannten globalen Norden für alles Elend in der Welt verantwortlich erklärt.

Dieses Foto postete Greta Thunberg in den sozialen Medien / X

Die Frage nach der Zuordnung von Opfern und Tätern entscheidet gemäß dieser Logik alleinig der Äquator. Ideologisch ist das mit den USA eng verbündete und kapitalistisch prosperierende Israel für die Aktivisten selbstredend eine leichte Beute. Ein geistiger Nährboden, auf dem die israelfeindlichen und terrorverharmlosenden Beiträge der letzten Wochen perfekt gedeihen konnten. Auch Greta Thunberg hat sich in die tiefen Abgründe der Täter-Opfer-Umkehr begeben und sich darin verloren. Für eine Bewegung, deren Aushängeschilder sich stets auch als Welthüter der Moral verstanden haben, bedeutet offener Antisemitismus eine Bankrotterklärung.

Überhaupt drängt sich die Frage auf, weshalb es noch einer Klimaschutzbewegung bedarf, bei der der Kampf gegen den Klimawandel in Anbetracht all dessen eine immer geringere Rolle zu spielen scheint? Mit Workshops über „Critical Whiteness“ und „Decolonisation“ lassen sich weder globale Treibhausgas-Emissionen senken noch Mehrheiten aus der bürgerlichen Mitte für Fridays for Future und den Klimaschutz gewinnen. Von unverblümtem Israelhass und dumpfem Antisemitismus ganz zu schweigen.

Klare Kante gegen fanatisierte Aktivisten

Fridays for Future ist damit auch über den eigenen Erfolg gestolpert. Die weltweit bekannte Marke schafft unweigerlich Aufmerksamkeit, ein hohes Gut für politische Glücksritter aller Coleur. Umso wichtiger ist es für die Klimabewegung daher nun, klare Kante gegen fanatisierte Aktivisten aus den eigenen Reihen zu zeigen. 

Luisa Neubauer zeigte sich in einem Interview mit Zeit Online bestürzt über die israelfeindlichen Postings des internationalen Fridays-for-Future-Accounts. Auch äußerte sie sich kritisch zur schwedischen Galionsfigur der Bewegung: „Dass Greta Thunberg bisher nichts Konkretes zu den jüdischen Opfern des Massakers vom 7. Oktober gesagt hat, enttäuscht mich.“ In der Vergangenheit habe sie ihre einstige Weggefährtin „als außerordentlich reflektiert und weitsichtig“ erlebt. 

Vor einem moralischen Scherbenhaufen

Die letzten Wochen haben innerhalb der Klimabewegung tiefe Risse hinterlassen. Neubauer ist sich bewusst, was die Stunde geschlagen hat: Fridays for Future steht vor einem moralischen Scherbenhaufen, der ihren Niedergang einleiten könnte. Denn welche Eltern möchten, dass ihre Kinder für eine Klimabewegung auf die Straße gehen, deren international bekanntestes Aushängeschild öffentlich Israelfeindlichkeit und Terrorverharmlosung propagiert?

Was es nun braucht, ist ein radikaler Neustart des deutschen Ablegers von Fridays for Future. Nur er könnte die moralische Glaubwürdigkeit der Klimaaktivisten wieder herstellen. Auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, äußerte in einem Interview mit der Bild-Zeitung: „Ich erwarte von Luisa Neubauer und Fridays for Future Deutschland eine wirkliche Abkoppelung, eine Namensänderung der Organisation und den Abbruch jeglicher Kontakte zu Fridays for Future International.“ Neubauer wird sich nun an ihren Taten messen lassen müssen. 
 

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